Häusliche Gewalt ist in Österreich traurige Realität: Jede dritte Frau ist betroffen. Auch in Vorarlberg sind die Zahlen hoch: Heuer begleitete das Gewaltschutzzentrum bis Ende Oktober insgesamt 967 Opfer von häuslicher Gewalt. Doch die Dunkelziffer ist weit höher, denn viele Betroffene zögern, sich Hilfe zu suchen.
Deshalb möchte das Institut für Sozialdienste (ifs) das Thema häusliche Gewalt enttabuisieren und auf sein breitgefächertes Hilfsangebot aufmerksam machen: Im Rahmen der österreichweit einzigartigen Initiative „Gemeinsam gegen Gewalt“ arbeiten im ifs insgesamt sieben Bereiche des Opferschutzes und der Täterarbeit eng zusammen. Erklärtes Ziel ist es, Gewalt nachhaltig zu verhindern.
Auch die internationale Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" zielt darauf ab, das Tabu rund um das Thema Gewalt an Frauen und Mädchen zu brechen. Diese findet jährlich vom 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, bis zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, statt. Während dieser 16 Tage setzt auch das ifs mit mehreren Veranstaltungen und Aktionen ein klares Zeichen gegen Gewalt. Es gilt, das öffentliche Bewusstsein zu schärfen und Betroffene zu ermutigen, sich Hilfe zu holen.
Wer in Vorarlberg Opfer von häuslicher Gewalt und Stalking wird, findet beim ifs Unterstützung. "Das Besondere ist, dass das ifs neben dem Opferschutz auch die Täterarbeit umsetzt", erklärt ifs Geschäftsführerin Martina Gasser. "Wir bieten Betroffenen von Gewalt umfassende Unterstützung und arbeiten zugleich mit den Täter:innen, denn nur sie können die Gewalt auch wirklich beenden."
"Häusliche Gewalt findet zumeist in den eigenen vier Wänden und hinter verschlossenen Türen statt. Aber häusliche Gewalt ist keine Privatsache, sondern strafbar", betont Angelika Wehinger, Leiterin des Gewaltschutzzentrums Vorarlberg, dessen Träger ebenfalls das ifs ist. "Als gesetzlich anerkannte Opferschutzeinrichtung stehen wir im Gewaltschutzzentrum Betroffenen von häuslicher Gewalt und Stalking mit Informationen, Beratung und Unterstützung zur Seite." Doch Schutz und Sicherheit können nur erhöht werden, wenn auch die gewaltausübende Person ihr Verhalten ändert. "Heuer haben wir in der ifs Gewaltberatung bereits 438 Klient:innen begleitet und 394 Personen wurden von der Polizei an die ifs Beratungsstelle für Gewaltprävention zugewiesen", berichtet Mario Enzinger, Leiter dieser beiden ifs Fachbereiche. "Es ist wichtig, dass die gewaltausübende Person die Verantwortung für ihre Taten übernimmt und erkennt, dass es ihre Entscheidung ist, gewalttätig zu werden oder andere Strategien anzuwenden. Erfolgreich ist unsere Arbeit, wenn Klient:innen gewaltfreie Lösungsmöglichkeiten als sinnvoll begreifen und für sich in Anspruch nehmen."
Insgesamt sieben ifs Fachbereiche setzen sich gemeinsam dafür ein, Gewalt nachhaltig zu verhindern. "Ob im Gewaltschutzzentrum Vorarlberg, in der ifs FrauennotWohnung, in der ifs Frauenberatungsstelle bei sexueller Gewalt oder im ifs Kinderschutz – wir bieten Erwachsenen und Kindern umfassende psychosoziale Beratung, rechtliche Informationen, Begleitung und in akuten Gefährdungssituationen eine vorübergehende Wohnmöglichkeit", erläutert Martina Gasser. Zudem engagiert sich das ifs mit "StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt" in der Gewaltprävention und ermutigt Menschen, bei Gewalt nicht weg-, sondern hinzuschauen. Die ifs Gewaltberatung und die ifs Beratungsstelle für Gewaltprävention begleiten gewalttätige bzw. gewaltbereite Menschen und erarbeiten mit diesen gewaltfreie Verhaltensweisen.
"Wir werden nicht müde, uns gemeinsam gegen Gewalt einzusetzen", bekräftigt ifs Geschäftsführerin Gasser. "Denn jeder Tag ohne Gewalt ist ein Gewinn." Deshalb veranstaltet das ifs im Rahmen der "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" in Zusammenarbeit mit dem Improvisationstheaters Paroli mehrere Aufführungen des interaktiven Theaterstücks "Häusliche Gewalt erleben und verändern". In Kooperation mit dem Land Vorarlberg wird die Veranstaltung "(K)ein Raum. Cyber-Gewalt gegen Frauen in (Ex-) Beziehungen" organisiert und in Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen ein Vortrag mit anschließender Diskussion zum Thema "Schutz im Cyberspace – Strategien gegen Mobbing und Stalking im Netz!". Das ifs Gewaltpräventionsprojekt StoP plant verschiedene Aktionen wie die Ausstellung von Bilderrahmen, in die symbolische Netze gegen Gewalt gewebt wurden, und eine Plakate-Präsentation in Bregenz und Lustenau.