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Erste-Hilfe-Kurs im Haushalt mit Kindern

Säuglinge und Krabbelkinder sind neugierig, stecken alles in den Mund, wollen alles angreifen und steigen überall hinauf. Die Gefahr von Unfällen ist enorm groß. Meist verlaufen diese jedoch harmlos. Dennoch sollte jeder, der selbst Kinder hat, auf alles gefasst bzw. auch für den Notfall gerüstet sein. Hier finden Sie Information zur richtigen Erstversorgung von Wunden, Verletzungen und Vergiftungen sowie Antworten auf häufig gestellte Fragen.

Welche wichtigen Telefonnummern sollte ich stets griffbereit haben?

Hängen Sie die nachfolgende Telefonnummern an einem geeigneten Ort gut sichtbar auf:

Notruf Rettung: 144
Vergiftungs-Informations-Zentrale Wien: 01-406-43-43

Persönliche Telefonnummern zum Eintragen
Kinderarzt
Hausarzt
Nächstgelegenes Krankenhaus mit Kinderabteilung


Was sage ich am Telefon?

Wer?
Wer ich bin (Nachname)

Wo?
Wo ich wohne oder wo ich derzeit bin (vollständige Adresse und Telefonnummer)

Was?
Was ist passiert? (kurze Schilderung des Unfalls mit Zeitangabe)

Wie viele?
Wie viele Personen sind verletzt?

Bitte das Gespräch erst beenden, wenn der Gesprächspartner keine Fragen mehr an Sie hat.


Vorbeugen als oberstes Gebot - Wie können Unfälle verhindert werden?

  • Räumen Sie Medikamente, Putzmittel, Alkoholika, Zigaretten und Kosmetika aus der Reichweite des Kindes.
  • Kleinere Gegenstände dürfen nicht in Bodennähe aufbewahrt werden, wie z. B.: Knöpfe, Nadeln, Kugeln, Steckspiele und Obstkerne.
  • Stiegen, Bett, Herdplatten und Wickelkommode durch Gitter sichern
  • Steckdosen durch Schutzplättchen sichern
  • Fenster niemals unbeaufsichtigt offen lassen (Fenstersperren anbringen)
  • Laufwagen und Wippen führen häufig zu Unfällen (Schädelverletzungen)

Hilfreich: Checkliste für Kindersicherheit der Initiative "Sicheres Vorarlberg" kann kostenlos unter der Telefonnummer 05572-543-43-0 angefordert werden.


Stürze - Mein Kind ist gestürzt, was soll ich tun?

Der Sturz vom Wickeltisch, Bett oder über die Treppe ist die häufigste Ursache von Schädelverletzungen.

Erste-Hilfe-Maßnahmen

  • Kind flach hinlegen und beobachten
  • Bei anhaltender Blässe und beeinträchtigter Bewusstseinslage sowie bei Erbrechen Rettung oder Arzt verständigen
  • Bei einer Beule kalten Umschlag auflegen

Wunden - Mein Kind hat eine Wunde, was ist zu tun?

Es gibt verschiedene Arten von Wunden: Schnitt-, Riss-, Quetsch-, Schürf-, Biss- und Platzwunden.

Erste-Hilfe-Maßnahmen

  • Beruhigen Sie Ihr Kind
  • Wunde mit Wasser sauber reinigen, ev. ein Desinfektionsmittel verwenden (Hausapotheke)

Bei kleinen Verletzungen

Hautfreundliches Pflaster (= Wundschnellverband)

Bei kleinen Schürfwunden

Offen trocknen lassen

Bei größeren Wunden

Mit einer Kompresse abdecken und mit einer Mullbinde fixieren

Bei Platzwunden

Stark blutende Riss- und Schnittwunden müssen ärztlich versorgt werden!


Nasenbluten

Nasenbluten entsteht durch Sturz, Schlag auf die Nase und Nasenbohren.

Erste-Hilfe-Maßnahmen

  • Beruhigen Sie Ihr Kind
  • Nasenflügel zusammendrücken für ca. 5 Minuten
  • Kalten Waschlappen in den Nacken legen
  • Kopf nach vorne beugen

Bei anhaltendem Nasenbluten gehen Sie bitte zum (Hals-, Nasen-, Ohren-) Arzt.


Insektenstiche

Symptome

  • Schwellung
  • Rötung
  • Juckreiz

Mücke, Bremse, Stechfliege

  • Hilfe mit kühlender Salbe, wie Euceta-Gel oder Fenistil Gel
  • kalte Umschläge

Wespen- und Bienenstich

Achtung bei Stichen in die Zunge oder Lippen: Gehen Sie immer zum Arzt, da Erstickungsgefahr besteht!

Bienenstich

  • Stachel und Balg vorsichtig entfernen

Wespenstich

Der Stachel der Wespe bleibt nicht in der Haut stecken. 

  • Aussaugen oder ausdrücken
  • Kühlende Umschläge oder halbierte Zwiebel mit der Schnittfläche auflegen
  • Euceta-Gel

Zeckenbisse

Die wichtigste Vorbeugung gegen Zeckenbisse ist die entsprechende Kleidung. Bei milder Witterung Unterholz und hohes Gras meiden, da sich die Zecken entgegen der landläufigen Meinung in der Krautschicht aufhalten und nicht von den Bäumen fallen. Allgemein wird empfohlen, dem Kind geschlossene Kleidung sowie festes Schuhwerk anzuziehen und die Hosen in die Socken zu stecken.

Kontrollieren Sie den Körper Ihres Kindes nach einem Aufenthalt im Freien (Wiese, Gebüsch, Wald) auf Zeckenbefall. Sollten Sie einen Zeckenbiss feststellen ergreifen Sie folgende Maßnahmen.

Maßnahmen

  • Entfernen Sie die Zecke mit einer (Zecken-)Pinzette. Dabei sollten Sie die Zecke möglichst nahe an der Haut des Kindes fassen und gerade herausziehen. Kann die Zecke nicht vollständig entfernt werden, ist es empfehlenswert, einen Arzt aufzusuchen.
  • Bitte geben Sie kein Öl oder Klebstoff auf die Zecke.
  • Umkreisen Sie die Bissstelle mit einem Kuli oder mit einem wasserfesten Filzstift, um die Bissstelle in den nächsten Tagen bis Wochen auf Veränderungen beobachten zu können.
  • Bei einer Infektion kommt es in der Hälfte der Fälle zu einer sich langsam ausbreitenden Rötung oder zu "grippeähnlichen Symptomen" (Borreliose) oder auch zu Kopfschmerzen, Zeichen einer Hirnhautentzündung (FSME). In diesen Fällen ist es dringend notwendig, einen Arzt aufzusuchen.

Impfung

Gegen die Borreliose gibt es bis zum heutigen Tag keine Impfung. Die Borreliose lässt sich jedoch mit Antibiotika behandeln.

Gegen die FSME kann geimpft werden. Eine Impfung sollte nicht vor dem 1. Lebensjahr vorgenommen werden. Die Impfentscheidung sollten Sie in einem Gespräch mit Ihrem Arzt treffen.


Verschluckte Gegenstände - Hilfe, mein Kind hat etwas verschluckt!

Häufig verschluckte Gegenstände sind: Knöpfe, Nadeln, Kugeln, Material von Steckspielen, Obstkerne, Cocktailtomaten, Erdnüsse, Erbsen. Verschluckte glatte Gegenstände kommen meist auf natürliche Weise wieder zum Vorschein.

Bei Schmerzen oder Erbrechen gehen Sie bitte mit Ihrem Kind zum Arzt. Bei einem Fremdkörper im Rachen oder in der Luftröhre besteht Erstickungsgefahr.

Erste-Hilfe-Maßnahmen

  • Kind an den Beinen hochhalten
  • Zwischen die Schulterblätter klopfen
  • Arzt oder Rettung verständigen

Hitzschlag, Sonnenstich - Was tun bei (drohendem) Hitzeschlag bzw. Sonnenstich?

Es können folgende vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden:

  • Sonnenhut (als Behelf: Knoten in die 4 Ecken eines Stofftaschentuches)
  • Leichtes T-Shirt - auch im Wasserplanschbecken
  • Leichte luftdurchlässige Kleidung
  • Hochwertige Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, kein Sunblocker
  • Im Auto kommt es leicht zu einem Hitzestau, bringen Sie deshalb an den hinteren und seitlichen Fensterscheiben einen Sonnenschutz an. Dunkle Auto(kinder)sitze heizen sich besonders stark auf, deshalb ist es ratsam, diesen mit einer weißen Windel zu bedecken. Bei längeren Autofahrten genügend Flüssigkeit mitnehmen.
  • Die pralle Mittagssonne (12:00 bis 14:00 Uhr) meiden.

Denken Sie daran: Die Haut "vergisst" keinen Sonnenbrand. Sonnenbrand kann zu Langzeitschäden wie Hautkrebs führen.


Fieberkrampf

Folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen können ergriffen werden

  • Ausziehen
  • Mit lauwarmem Wasser abwaschen
  • Etwas zum Trinken geben
  • Fieberzäpfchen verabreichen
  • Je nach Bewusstseinszustand Rettung oder Arzt verständigen

Ohnmachtsanfall

Ein Ohnmachtsanfall (Affektkrampf) entsteht meist bei Wut- und Trotzanfällen. Das Kind schreit heftig, hält die Luft an, bis es blau anläuft.

Erste Hilfe Maßnahmen

  • Kind ansprechen
  • In die eigenen Hände klatschen
  • Anspritzen mit wenig kaltem Wasser

Verbrennung / Verbrühung - Was tun?

Häufigste Ursachen für Verbrennungen / Verbrühungen sind

  • Wärmflasche
  • Badewasser
  • Herd und Backrohr bzw. Pfannen(stiele)
  • Heiße Getränke, die umfallen oder vom Tisch etc. heruntergerissen werden
  • Ofen
  • (Dampf-)Bügeleisen,...

Erste-Hilfe-Maßnahmen

Als Erstes unterbrechen Sie die Hitzezufuhr. Weitere Erste-Hilfe-Maßnahmen erfolgen je nach Schweregrad der Verbrennung (Verbrennungsgrad 1 - 3) oder Verbrühung.

Kleinere Verbrennungen

  • sofort mit kaltem Wasser für mindestens 10 - 15 Minuten kühlen (Wasserhahn, Dusche, Wasserkübel)
  • Wunde keimfrei abdecken

Größere/große Verbrennungen - Achtung es besteht akute Schockgefahr!

  • sofort mit handwarmem Wasser kühlen, das Kind darf jedoch nicht auskühlen
  • Kind beruhigen, nicht alleine lassen
  • Atem- und Kreislaufkontrolle
  • Notruf
  • Wunde keimfrei abdecken, keine Salben verwenden
  • Transport in das Krankenhaus, ev. Wasserkübel mitnehmen, um die Wunde weiterhin kühlen zu können

Allgemein gilt

  • Brandblasen dürfen nicht geöffnet werden
  • Kein Puder, Öl oder Mehl auf die Verbrennung(en) geben

Vergiftungen / Verätzungen - Was tun?

Für das Kind sind Zigaretten, Medikamente und Alkohol giftige Substanzen, die leicht geschluckt oder getrunken werden können.

Vorbeugen

Entfernen von Aschenbechern, Zigaretten, Alkoholika und Medikamenten aus der Reichweite des Kindes.

Wichtige Telefonnummer

Vergiftungs-Informations-Zentrale Wien: 01-406-43-43

Giftige Substanzen auf der Haut, Mundschleimhaut oder in den Augen.

Zu den giftigen Substanzen zählen Waschpulver und Putzmittel, Deo, Haarspray, Parfüm,...

Erste-Hilfe-Maßnahme

  • Sofort mit reichlich Wasser wegspülen

Giftige Substanzen, die geschluckt worden sind

Unterschieden wird zwischen ätzenden und nicht ätzenden Substanzen.

Nicht ätzende Substanzen

dazu zählen: Zigaretten, Medikamente, Alkoholika, Beeren und Zimmerpflanzen etc.

Erste-Hilfe-Maßnahmen

  • Das Kind zum Erbrechen bringen. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten:
    1. Dem Kind Salzwasser mit Fruchtsaft zum Trinken geben oder
    2. das Kind bäuchlings über die Knie legen und Finger in den Hals stecken.
  • Arzt oder Krankenhaus verständigen.
  • Erbrochenes oder die Reste der giftigen Substanz in das Krankenhaus mitnehmen und dem Arzt zeigen.

Ätzende Substanzen

dazu zählen: Benzin, Salz- oder Essigsäure,...

Erste Hilfe Maßnahmen

  • Das Kind nicht zum Erbrechen bringen!
  • Dem Kind Wasser zum Trinken geben bis der Schmerz / das Brennen nachlässt.
  • Keine Milch zum Trinken geben.
  • Arzt oder Krankenhaus verständigen.
  • Giftige Substanz in das Krankenhaus mitnehmen und dem Arzt zeigen.

Elektrischer Schlag - Was tun?

Bei einem elektrischen Schlag können folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen ergriffen werden:

  • Stromkreis sofort unterbrechen (Sicherung raus)
  • Kind mit isolierendem Material (Decke, Gummistiefel, Kissen) aus dem Stromkreis befreien. Auf Selbstschutz achten!
  • Bewusstseinslage prüfen
  • Ist das Kind ansprechbar
    - Versuchen zu beruhigen
    - Beine hoch lagern
    - Zudecken
  • Ist das Kind bewusstlos
    - Mit den lebensrettenden Sofortmaßnahmen beginnen
    - Notruf

Was gehört in eine Hausapotheke?

Folgende Dinge sollten in Ihrer Hausapotheke zu finden sein:

Hilfsmittel

  • Pinzette
  • Fieberthermometer
  • (Verbands-)Schere
  • Desinfektionsmittel

Verbandsmaterial

  • Wundschnellverband ("Pflaster") in verschiedenen Größen
  • Sterile Kompressen
  • Hautfreundliches Pflaster zum Fixieren
  • Mullbinde
  • Elastische Binde
  • Dreieckstuch

Medikamente

  • Fenistil oder Euceta-Gel
  • Febersenkende Zäpfchen oder Saft
  • Heil- und Wundsalbe
  • Nasentropfen (physiologische Kochsalzlösung)

Allgemeine Hinweise

Die Hausapotheke sollte an einem Ort aufbewahrt werden, der allen Erwachsenen bekannt ist, für das Kind jedoch unerreichbar oder absperrbar ist.

Kontrollieren Sie regelmäßig die Apotheke auf Vollständigkeit und die Medikamente auf deren Ablaufdatum.

Ergänzen Sie die Apotheke mit Medikamenten oder Materialien, die wegen einer bekannten Erkrankung häufig benötigt werden.


Inhaltliche Zusammenfassung

Diese Kurzfassung kann keinen praktischen Vortrag oder gar Kurs mit Fachleuten ersetzen. So wurde bewusst auf das Erklären von lebensrettenden Sofortmaßnahmen (Herz-Lungen-Wiederbelebung = Reanimation) verzichte.

Denken Sie daran

  • Vorbeugen, soweit dies möglich ist
  • Wichtigste Telefonnummern für alle sichtbar aufhängen
  • Apotheke auf Vollständigkeit überprüfen
  • Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, deshalb beim Kind bleiben und es beruhigen

Wann sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden?

Rufen Sie den Arzt oder die Rettung, wenn das Kind:

  • bewusstlos oder teilnahmslos ist
  • nicht oder verlangsamt auf Schmerzen reagiert
  • sich nicht beruhigen lässt
  • schwere äußere Verletzungen bzw. Knochenbrüche hat
  • Atemnot hat
  • bedrohliche Blutungen hat
  • krampft
  • Verbrennungen/Verbrühungen hat
  • nach Elektrounfällen
  • bei Vergiftungen und Verätzungen
  • oder wenn Sie besorgt sind 

Weiterführende Angebote

  • Elternberatung
  • Rotes Kreuz

Autorinnen

Mitarbeiterinnen des IGK

Institut für Gesundheits- und Krankenpflege - Fachbereich Elternberatung


Empfehlenswerte Literatur

Hofmann Dagmar/Hofmann Ulrich (2017): Erste Hilfe - Kinder schnell und richtig behandeln (GU Ratgeber Kinder). ISBN 978-3833858635.