jahresbericht13

ifs Jahresbericht 2013 6 dass wir in all unseren Bereichen – sei dies in den Beratungsdiensten, in der Assistenz für Menschen mit Beeinträchtigung, in der Sozialpäd- agogik oder dem Opferschutz – aus- gelastet sind. Wir arbeiten schon seit mehreren Jahren an den Kapazitäts- grenzen und es wäre uns gar nicht möglich, noch mehr Menschen zu begleiten, ohne dass die Qualität der Arbeit und die Beziehung zu unseren KlientInnen darunter leiden würden. Andererseits wurden 2013 keine neuen Angebote bzw. Bereiche instal- liert, die Wachstummit sich gebracht hätten. Vieles wurde verändert und weiterentwickelt, um den hohen Standard der Sozialen Arbeit im ifs weiterhin zu garantieren, um diesen zu erhöhen und im Sinne der optima- len Hilfestellung für unsere Klient­ Innen zu verbessern. Innovationen betrafen vor allem die ifs Beratungs- dienste, die ifs Assistenz und die ifs Sozialpädagogik. Im Speziellen wur- den die Angebote Psychotherapie, Schulsozialarbeit und Streetwork Mühletor weiterentwickelt, der Be- reich Information & Orientierung so- wie das Jugend-Intensiv-Programm umorganisiert und neu aufgestellt, die Bereiche Integrative Wochen- struktur sowie das Kompetenzzent- rum Siedlungsarbeit aufgebaut. Soziales in der Kritik Die Unterstützung von Menschen in Not ist in unserer Gesellschaft von besonderer Wichtigkeit. Soziale Ar- beit dient nicht nur den Betroffenen, sondern uns allen, indem sie den sozi- alen Zusammenhang stärkt und zum sozialen Frieden beiträgt. Trotzdem steht das Soziale bzw. der Sozialbe- reich immer wieder im Brennpunkt der öffentlichen Kritik. Von einer Kostenexplosion wird gesprochen, aber auch von mangelnder bzw. feh- lender Steuerung und einer nicht vorhandenen Orientierung an den KlientInnen. Eine Kritik, die nicht vorarlbergspezifisch ist, auch wenn es manchmal so klingt. Aber sind all diese Kritikpunkte gerechtfertigt? Ist dem wirklich so? Die Kostendynamik des Sozialbereichs Immer wieder wird dem Sozialbe- reich ein exponentielles Wachstum vorgeworfen. Der Sozialbereich würde ständig steigende Kosten ver- ursachen und dazu beitragen, dass die Sozialkosten ins Unermessliche steigen. Unbestritten fließt viel Geld in die- sen Bereich – in Österreich rund 30 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP). Doch wird die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in Verhältnis zu jener der Sozialausgaben gesetzt, so zeigt sich, dass die Entwicklungs- kurve der Sozialausgaben im Ver- gleich zum BIP (die „Sozialquote“) ziemlich stabil verläuft. Seit über 20 Jahren beträgt die Sozialquote in Ös- terreich zwischen 28 und 30 Prozent des BIP und wird mehr durch die (finanzkrisenbedingten) Schwan- kungen des BIP als durch steigende Sozialausgaben beeinflusst (vgl. Sta- tistik Austria). Bei näherer Betrachtung wird auch deutlich, dass die Sozialwirtschaft ein gewichtiger ökonomischer Faktor unserer Volkswirtschaft ist. Inves- titionen in diesen Wirtschaftsbe- reich steigern die Wertschöpfung, kurbeln die Produktion an, schaffen auch in strukturschwachen Regi- onen Arbeitsplätze und steigern die Kaufkraft der Haushalte in Österreich. Die Sozialwirtschaft liegt hinsichtlich ihrer Wirkung als Konjunkturmotor vielfach weit vor solchen Branchen, die traditionell als wichtige Wirtschaftslokomotiven unserer Volkswirtschaft gelten. So- zialpolitik ist in diesem Sinne auch Wirtschaftspolitik. Soziale Dienstleistungen sind dar- über hinaus eine äußerst sinnvolle Investition in unsere Gesellschaft und unsere Zukunft, da sie meist präventiv gedacht und angelegt sind. Wirtschaftliche Betrachtungen ma- chen deutlich, dass es sich durchaus rechnet, frühzeitig und präventiv in Menschen, vor allem in Kinder und Jugendliche, zu „investieren“. Denn wer dazu befähigt wird, auf sich selbst zu achten, wer den verantwor- tungsvollen Umgang mit sich selbst und anderen pflegt, wer arbeitet, Steuern zahlt, ehrenamtlich tätig ist, sich um andere kümmert (Kinder, ältere Menschen usw.), der trägt auch zum Gelingen unserer Gesellschaft bei. Ja, er bzw. sie ist die Gesellschaft. Soziale Dienstleistungen sind ein wesentlicher Beitrag zu einer leben- digen und inklusiven Gesellschaft. Fehlende Steuerung? Ein Vorwurf, mit dem sich der So- zialbereich zudem immer wieder konfrontiert sieht, ist jener der feh- lenden Steuerung. Niemand habe den Überblick, es gäbe zu vieles vom Glei- chen und das soziale System würde nicht den Kriterien der Effizienz entsprechen. Es gibt im Sozialbereich eine breite Differenzierung von Leistungen. Diese ist richtig und wichtig. Eine Spezialisierung in den Handlungs- feldern (wie beispielsweise die Kinder- und Jugendhilfe, die Sozial- psychiatrie, die Unterstützung von Menschen mit Beeinträchtigung, Al- ter und Pflege u.v.m.) sowie eine me- thodische Differenzierung (von der Prävention bis zur Behandlung, von der Intervention bis zur integrativen Begleitung) ist „State oft the Art“ und unverzichtbar. Die Vorstellung von dem einen „Sozialarbeiter“, der alles kann und alles weiß, ist wirk- lichkeitsfern. Für spezielle Aufgaben und Problemstellungen braucht es speziell ausgebildete Fachleute mit spezifischem Know-how. Diese Differenzierung und teilweise Spezialisierung führt dazu, dass der Sozialbereich oft als undurchsichtig und unüberschaubar wahrgenom- men wird. Erforderlich ist hier aber nicht eine Vereinfachung, was zu einer Reduktion der Hilfestellungen führen würde, sondern eine Klarheit der „Pfade“: Wo kann bzw. muss sich jemand hinwenden, der Unterstüt- zung braucht? Die Etablierung der Erstberatung im ifs ist eine konkrete Reaktion auf diese Situation und be- weist mit jährlich über 10.000 Anfra-

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