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7 ifs Jahresbericht 2012 gen die Richtigkeit und Wirksamkeit eines solchen Angebots. Auch die In- stallierung von „Case-Management“ und „Clearing-Prozessen“ sind Hil- festellungen für Menschen, die eine begleitende Orientierung in einem komplexen System brauchen. Schwieriger zu beantworten ist die Frage nach der „richtigen“ Steuerung des gesamten sozialen Systems. Ein Sozialsystemmuss immer auf Be- darfe reagieren können, die sich – oft nicht vorhersehbar – stellen. So erge- ben sich z.B. infolge einer wirtschaft- lichen Krise und deren Folgen auf dem Arbeitsmarkt (höhere Arbeits- losigkeit) – zwangsweise – erhöhte Kosten in der Mindestsicherung. Ein soziales System ist immer (auch) re- aktiv und muss Ungeplantes, Unsteu- erbares abdecken. Andererseits kann ein Sozialsystem auch nicht alle Bedarfe und Ansprüche abdecken, es muss Prioritäten setzen und sich zielorientiert verhalten. Hier braucht es die Politik und Gesellschaft, wel- che Ziele formulieren und auf das Verhindern bzw. Vermeiden von un- erwünschten Effekten fokussieren. Ein solches Ziel könnte z.B. sein: Wir wollen, dass alle Kinder und Jugendlichen unseres Landes gute Rahmenbedingungen haben, um zu eigenständigen, verantwortungsvol- len Erwachsenen heranzuwachsen. Ein Fokus in Bezug auf das, was wir nicht wollen, könnte sein: Wir wollen Maßnahmen setzen, um verfestigte Armut zu vermeiden. Oder: Wir wol- len Ausgrenzung reduzieren und In- tegration sowie Inklusion stärken. Bei der Vielfalt von möglichen Pro- blemstellungen, Lebensrisiken und unterschiedlichen Lebenskontexten braucht es das Zusammenspiel von Politik und Gesellschaft (im Sinne der Entscheidungsfindung bei Zielen und Maßnahmen) sowie den Einrich- tungen im Gesundheits- und Sozial- bereich, welche die Dienstleistungen umsetzen und die Hilfestellungen an die KlientInnen bringen sollen. In diesem optimalen „Zusammenspiel“ der Akteure liegt die eigentliche Steuerungsfunktion und die beste Steuerungsmöglichkeit. Auf diesen Zusammenhang und diese gegen- seitige Abhängigkeit weist – nicht zu unrecht – auch der Landesrech- nungshof in seinem Prüfbericht über das ifs hin. In Vorarlberg arbeiten wir alle daran und diese gemeinsame Aufgabe gelingt – oft durchaus mit hohem Aufwand – zumeist gar nicht so schlecht. Sozialraumorientierung „Sozialraumorientierung“ ist in den vergangenen Monaten zu einem – auch öffentlich – vielfach verwende- ten Begriff geworden. Abgesehen da- von, dass es notwendig wäre, zuerst zu präzisieren, wer was unter dem Überbegriff „Sozialraumorientie- rung“ versteht (es gibt eine Vielzahl von Konzepten, Modellen und Aspek- ten), haben die sozialen Akteure in Vorarlberg die in der Diskussion im- plizite Kritik, dass Soziale Arbeit im Land zu wenig auf den „Sozialraum“, auf den Lebensraum der Betroffenen ausgerichtet ist, nicht verdient. Das Land Vorarlberg, die Gemein- den und die sozialen Einrichtungen können auf eine über 50-jährige Tradition zurückblicken, in der das „Soziale“ stets aus dem Blickwinkel des einzelnen Menschen gedacht und organisiert wurde. Ich erinnere nur an die erfolgreichen Modelle von „Sozialsprengeln“ (z.B. in Hard, dem Leiblachtal u.v.m.), an das Aktionsprogramm der „Gesunden Lebensräume“, an viele Programme und Aktivitäten in den Gemeinden und Gemeindeverbänden des Landes wie beispielsweise „Familiengerechte Lebensräume“ oder das aktuell lau- fende Programm „Familie plus“. Aber auch viele Aktivitäten und Leistungsbereiche der sozialen Ein- richtungen im Land sind zutiefst „sozialräumlich“ gedacht und um- gesetzt. Man muss nur einen Blick auf das breite Leistungsangebot von aks, aqua mühle, Caritas, Stiftung Jupident, Lebenshilfe, Vorarlberger Kinderdorf und aller anderen Träger werfen. Überall sind Best-Practice- Modelle von sozialräumlicher Arbeit zu finden. Auch in ifs Fachbereichen, wie z.B. im Spagat, im Fundament, in der Delogierungsprävention, in der Schulsozialarbeit usw., sind die Prin- zipien der „Sozialraumorientierung“ differenziert berücksichtigt und umgesetzt. Aber es gibt auch Aufga- benbereiche, in denen wir durchaus noch Potential in einer verstärkten Sozialraumorientierung sehen. Dort beschäftigen wir uns aktiv mit deren Weiterentwicklung. Grundsätzlich agiert das ifs seit sei- nem Bestehen sozialraumorientiert – und zwar äußerst erfolgreich. Die Jahres ückblick

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