jahresbericht15

17 ifs Sozialpsychiatrische Individualbetreuung Menschen, die in ihrer frühen Kindheit in natürlichen Entwick- lungsschritten stark gestört wur- den, ringen im weiteren Leben mit Entwicklungsthemen der Kindheit. Wird beim Übergang ins Erwach- senenalter versäumt, diesen Ent- wicklungsstillstand aufzuheben, so können Lebenskrisen nur mit Symp­ tombildung beantwortet werden. Deshalb benötigen Personen, deren psychologische Entwicklung noch nicht soweit ausgereift ist, um den Herausforderungen der jeweils fol- genden Lebensphase gewachsen zu sein, besondere Unterstützung. Mit einem spezialisierten Arbeitsan- satz begleitet die ifs Sozialpsychiatri- sche Individualbetreuung (SIB) junge Menschen, die sonstige Betreuungs- angebote aufgrund tieferliegender Entwicklungsstörungen noch nicht annehmen können. Für jede Klientin und jeden Klienten wird ein komple- xer und individueller Behandlungs- plan erarbeitet, um dem jeweiligen (Entwicklungs-)Bedarf gerecht zu werden. Es gilt, die KlientInnen in Bezug auf die tatsächlich wirkenden Entwicklungsniveaus individuell zu verstehen und dabei zu erkennen, welche Motivation ihrem (Fehl-)Ver- halten zugrunde liegt. Im vergangenen Jahr wurden 10 KlientInnen und deren Bezugsper- sonen durch die MitarbeiterInnen der Sozialpsychiatrischen Individu- albetreuung begleitet. Aufnahmen erfolgen ausschließlich über die Abteilung Gesellschaft, Soziales und Integration (IVa) der Vorarlberger Landesregierung. ifs SIB Integrative therapeutische Tagesgestaltung Traumatische Erfahrungen in der frühen Kindheit sowie häufige Bezie- hungsabbrüche durch verschiedene Betreuungs- und Behandlungsset- tings prägen die Vorerfahrungen und das Selbstbild der KlientInnen. Um das Leben und seine Möglichkeiten zu entdecken, braucht es eine große Portion Neugier. Diese wichtige Vor- aussetzung für Lernen und Entwick- lung ist oft gehemmt und von Ängs- ten überlagert. Aus diesem Grund kommt der Stärkung des Selbstwerts und dem Vertrauen-Lernen in die eigenen Fähigkeiten eine große Be- deutung zu. Gemeinsam begeben sich Klient­ Innen und MitarbeiterInnen im Rahmen des Angebots Integrative therapeutische Tagesgestaltung auf die Suche nach vorhandenen Interessen sowie Ressourcen und er- öffnen durch Schnuppertage in ver- schiedensten Arbeits-, Freizeit- und Lebensbereichen neue Perspektiven. Es wird bewusst darauf geachtet, Firmen, Vereine und Nachbarschaft am jeweiligen Wohnort einzubinden, sodass KlientInnen möglichst früh- zeitig ein eigenes soziales Netzwerk zu Verfügung steht. Ziel ist es, die Kli- entInnen in ein für sie bewältigbares, individuelles, aktives, selbstbestimm- tes Leben zu begleiten. ifs SIB Einzelbetreuung Junge Menschen, die einer Nachrei- fung der psychologischen Struktur bedürfen, benötigen eine individuelle Betreuung. Die ifs Einzelbetreuung stellt ein Beziehungsangebot dar, mit Hilfe dessen sich die KlientInnen von destruktiven, unsicheren Bindungs- mustern lösen können und eine si- chere Bindungsqualität erfahren. In der alltäglichen Begleitung bedeu- tet dies, die eigentlichen Motivatio- nen der Verhaltensweisen und Hand- lungen zu erkennen und die daraus resultierenden Erkenntnisse den tatsächlichen Entwicklungsniveaus zuzuordnen. Mit der Qualität der bindungsorientierten Eins-zu-eins- Betreuung wird versucht, die subjek- tiven Motivationen zu erkennen und u. a. im therapeutischen Dialog zu differenzieren. Ziel hierbei ist es, die KlientInnen im Erkenntnisprozess entwicklungsspezifisch zu begleiten. Um diesen Erfahrungsraum zu ermöglichen, ist es wichtig, sich anfangs auf die primären Lebens- bedingungen zu konzentrieren und dafür Sorge zu tragen, dass der neue Lebensraum sicher, geordnet-über- schaubar, verständnisvoll und ent- sprechend entwicklungsorientiert warm ist. Im weiteren Verlauf der Be- treuung wird erkennbar, wie sich die Persönlichkeit der KlientInnen fes- tigt. Ab diesem Zeitpunkt wird mit möglichen Kooperationspartnern Kontakt aufgenommen, um die wei- terführenden Schritte zu planen und die KlientInnen auf die Ablösephase vorzubereiten. ○ ifs Sozialpsychiatrische Individualbetreuung Wenn „Einfach“ zu schwierig wurde, um einfach sein zu können.

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