Jahresbericht 2016

21 ifs Sozialpädagogik ifs Krisenwohngruppe Kompass Die ifs Krisenwohngruppe Kompass hat als kurzfristige Betreuungsein- richtung mit vereinfachtem Zugang und umgehender Aufnahmemöglich- keit ein Alleinstellungsmerkmal in der Soziallandschaft für junge Men- schen in Vorarlberg. Die Krisenwohn- gruppe bietet Jugendlichen in akuten Krisensituationen eine unbürokra- tische, vorübergehende und förder- liche Betreuung an. Diese trägt dazu bei, die schwierige Lebenssituation rasch und bestmöglich zu bewältigen und gestärkt imWissen um die eige- nen Problemlösungskompetenzen nach vorne zu blicken. Die Förderung der sozialen, schulischen und beruf- lichen Entwicklung wird eingeleitet bzw. deren Fortführung ermöglicht und erleichtert. So werden negative Folgen für die betroffenen Jugendli- chen und deren Familien vermieden. In unklaren Situationen, in welchen akuter Handlungsbedarf gegeben ist, die Entscheidung über zukünftige Maßnahmen aber aufgrund fehlen- der Abklärungen erschwert bis nicht möglich ist, erweitert die Krisen- wohngruppe Kompass den Hand- lungsspielraum für MitarbeiterInnen der Kinder- und Jugendhilfe. Als Systemleistung für andere sta- tionäre Einrichtungen – seit Ende 2015 auch für Einrichtungen, die un- begleitete minderjährige Flüchtlinge betreuen – wurden im vergangenen Jahr 19 Jugendliche mit zeitlich be- schränkter Aufenthaltsdauer in der Krisenwohngruppe aufgenommen. Im Rahmen dieser Time-Out-Maß- nahmen gilt es, die Kooperationsbe- reitschaft der Jugendlichen wieder zu erlangen und damit Betreuungs- abbrüche zu verhindern. Als Reaktion auf den aktuellen Bedarf einer Übernachtungsmöglichkeit bot die Krisenwohngruppe Kompass zudem Transferunterbringungen für jugendliche Erstmelder. Dies sind jugendliche Flüchtlinge, die in Vorarl- berg erstmalig ihren Asylantrag stel- len und in der Regel am Folgetag von der Polizei ins Erstaufnahmezentrum Traiskirchen überstellt werden. Insgesamt wurden im letzten Jahr 137 Jugendliche betreut. Von den 129 Jugendlichen, welche die Betreuung 2016 abschlossen, kehrten 44 in ihr Herkunftssystem zurück, 23 junge Menschen wurden in eine weiterfüh- rende Fremdunterbringung begleitet, weitere 23 folgten anderen individu- ellen Anschlussperspektiven (z. B. vorübergehendes Unterkommen im privaten Umfeld, aber auch unbe- kannte Aufenthalte). Bei 10 Jugend- lichen wurde – bedingt durch eine sehr kurze Aufenthaltsdauer – die weitere Perspektive nicht in Koope- ration mit Kompass erarbeitet und 29 Jugendliche überstellte die Exeku- tive in ein Erstaufnahmezentrum. ifs WG Unterland Die ifs Wohngemeinschaft Unterland bietet Jugendlichen, deren soziale Integration und eigenverantwortli- che Lebensführung aufgrund indivi- dueller bzw. familiärer Belastungen akut und massiv gefährdet ist, eine professionelle 24-Stunden-Betreuung an. Während ihres Aufenthalts in der WG werden die jungen Menschen – sowohl im Rahmen der Gestaltung des Alltags als auch in erlebnisorien- tierten Projekten – darin unterstützt, ihre komplexen Schwierigkeiten zu bewältigen und neue Handlungsstra- tegien zu entwickeln. Parallel dazu erhalten auch Eltern und Bezugsper- sonen Beratung und Begleitung. Im vergangenen Jahr lebten ins- gesamt 20 Jugendliche in der WG Unterland. Wie bereits in den Jahren zuvor wies ein Großteil dieser jungen Menschen nicht nur einen sozial- pädagogischen Betreuungsbedarf, sondern auch psychiatrische Auffäl- ligkeiten auf, die auf hohe Bindungs- und Entwicklungsdefizite in der frü- hen Kindheit zurückzuführen sind. Die enge Kooperation mit pro mente Vorarlberg, insbesondere mit einem Kinder- und Jugendpsychiater, trug wesentlich zur fachlich professionel- len Förderung dieser Jugendlichen bei. 2016 erfolgten 11 Neuaufnahmen – 7 Buben und 4 Mädchen. Die durch- schnittliche Aufenthaltsdauer jener 9 Jugendlichen, die 2016 die Betreu- ung abschlossen, lag bei 8,7 Monaten. ifs Ambulant betreutes Wohnen (AbW) Das ifs Ambulant betreute Wohnen begleitet Jugendliche, die aufgrund schwierigster familiärer und/oder individueller Probleme nicht mehr zu Hause wohnen können. In 13 eigens vom ifs angemieteten Wohnungen erhalten sie die Möglichkeit, sich in einer eigenständigen Lebensfüh- rung zu erproben. Dies verlangt von den Jugendlichen ein bereits vorhandenes Verständnis für Selbst- ständigkeit, Eigenverantwortung und Verbindlichkeit. Dies bedeutet, dass junge Menschen angesprochen werden, die klare Absichten (z. B. das Verbessern der Beziehung zu den El- tern) und Ziele (z. B. Schulabschluss, Lehre) haben und in ihrem Entwick- lungsprozess hauptsächlich mit der Umsetzung dieser Ziele beschäftigt sind. Die Jugendlichen werden dabei unterstützt, das Leben zu sortieren, zu reflektieren und sich neu auszu- richten. Passende neue Strategien werden erarbeitet und ausprobiert, um das Leben in Zukunft selbststän- dig und eigenverantwortlich zu meis- tern. Zentral ist dabei die Suche nach individuellen Ressourcen. 2016 wurden insgesamt 51 Jugend- liche begleitet, von denen 24 junge Menschen – 13 Buben und 11 Mädchen – neu aufgenommen wurden. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lag bei 16,15 Monaten. Eine besondere Herausforderung stellte die Arbeit mit 7 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen dar. Diese konnten große Schritte in Rich- tung Selbstständigkeit machen und haben Lehrstellen gefunden oder besuchen regelmäßig Deutsch- und AMS-Kurse. Die Maßnahme des Ambulant be- treuten Wohnens endet in der Regel mit der Volljährigkeit der betreuten Jugendlichen. Da in den vergange- nen Jahren vermehrt beobachtet wurde, dass Jugendliche bzw. junge

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