Jahresbericht 2016

ifs Jahresbericht 2016 6 Strukturen und Angebote wieder zu- rückzufahren, wenn Angebote nicht mehr gebraucht werden. Auch hier haben die Träger bewiesen, dass sie das können und tun. Verlässliche Hilfestellungen für die Menschen im Land Das Wichtigste in dynamischen, unsicheren Zeiten ist es jedoch, dass man das, was man zu tun hat, auch verlässlich tut. Der vorliegende Jahresbericht 2016 des ifs ist vor allem ein Nachweis für das breite Spektrum und die hohe Qualität an Hilfestellungen für die Menschen in Vorarlberg. Auch wenn Flüchtlinge den öffentlichen Diskurs dominier- ten, unsere KlientInnenzahlen – ins- gesamt 35.438 Personen standen 2016 mit dem ifs in Kontakt – belegen, dass viele in Vorarlberg wohnhafte Menschen, die unsere Unterstützung in Krisen und Not brauchen, diese auch nachweislich und vor allem verlässlich erhalten. Unser breit gefächertes Angebot richtet sich an Kinder, Jugendliche, Erwachsene und alte Menschen sowie an Familien und Paare. Es steht speziellen Zielgrup- pen wie Menschen mit Beeinträch- tigung, Opfern von Gewalt, Tätern bzw. Täterinnen offen. Die Nationali- tät und Herkunft der Hilfesuchenden spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Wer sich hilfesuchend an uns wendet, erhält Unterstützung. Es geht uns gut. Geht es uns gut? Gemessen an objektiven Kriterien geht es uns hier in Österreich – im Vergleich zu zahlreichen anderen Ländern der Welt – sehr gut. Dies be- legt zumindest eine erst kürzlich ver- öffentlichte Studie der Boston Con- sulting Group, laut der Österreich im Hinblick auf das Wohlergehen der Bevölkerung auf dem vierten Platz rangiert. Der Index „Sustainable Economic Development Assessment (SEDA)“ misst den Stand und die Entwicklung von 162 Staaten nach 44 Einzelfaktoren der Kategorien Wirtschaft, Investition und Nach- haltigkeit. Konkret werden unter anderem Faktoren wie Einkommen, volkswirtschaftliche Stabilität, Ge- sundheit, Bildung, Infrastruktur, Zivilgesellschaft und Einkommens- verteilung beurteilt. Dabei hängt der SEDA-Index entscheidend mit der Verteilung des Wohlstands zu- sammen, was Österreich gemäß der Studie besser als anderen Ländern zu gelingen scheint. Auch in Vorarlberg war im vergan- genen Jahr zu beobachten, dass sich die Wirtschaft sehr erfreulich entwi- ckelt und das Wirtschaftswachstum im Österreich-Vergleich sogar weit vor allen anderen Bundesländern liegt. Damit ist eine Trendwende am Arbeitsmarkt gelungen, die Arbeits- losenrate ging zurück. Dies und der SEDA-Index weisen auf eine positive und erfreuliche Entwicklung hin. Die Menschen am Rande nicht vergessen Trotzdem darf nicht vergessen wer- den, dass es nach wie vor eine – ten- denziell größer werdende – Gruppe an Menschen gibt, die in prekären Verhältnissen lebt. Trotz Wirt- schaftswachstum und Wohlstand gibt es (zu) viele, die arbeitslos, woh- nungslos, arm und desintegriert sind. Diese Menschen dürfen nicht aus unserem Blickfeld verschwinden. Es ist wichtig, gerade diese Menschen zu unterstützen, ihnen Hilfe zukommen zu lassen und ihnen so die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sowie möglichst rasch das Führen eines wieder eigenständigen Lebens zu ermöglichen. Ernst nehmen müssen wir auch jene Menschen, die zwar in relativ stabilen Verhältnissen leben, aber große Sorge – um nicht zu sagen Angst – vor dem sozialen Abstieg haben. Menschen, die sich sorgen, ihren Lebensstandard an andere oder wegen anderen zu verlieren. Die Welt ist heute voller Möglichkeiten und bietet zahlreiche Chancen, doch gerade diese Fülle an unterschied- lichsten Optionen bringt auch große Unsicherheit und viele Risiken mit sich. Viele, immer mehr Menschen, fühlen sich angesichts dieser Unsi- cherheiten bedroht und haben Angst, dass andere ihnen etwas wegnehmen könnten. Es ist wichtig, auch diese Menschen mit ihren Sorgen ernst zu nehmen, sie zu hören und sie dabei zu unterstützen, dass sie an ihrer Welt- und Lebensperspektive arbeiten. Hier setzt das ifs mit seinen präven- tiven Beratungsdiensten an. Die Be- troffenen werden darin unterstützt, einen Weg aus der persönlichen Krise zu finden, aus Ungewissheit und Zukunftsängsten Beständigkeit zu entwickeln, auf Fragen Antworten zu finden. In ihrer täglichen Arbeit er- fahren die BeraterInnen, was die Kli- entInnen bewegt. Verunsicherung, Zukunftsängste, das Gefühl des „Verlierens“ können Ursache sein für Rückzug, für Radikalisierung oder Verweigerung. Sie können aber auch – bearbeitet und im Lebenslauf integ- riert – Grundlage sein für das aktive Gestalten von sozialen Beziehungen, für gesellschaftliches Engagement, für Freude und Ambitionen im Beruf und für ein nachhaltiges Leben. Da- ran arbeiten wir. Zwei neue Aufgaben Eine aktuelle Herausforderung stellte im Zuge der Flüchtlingsbe- wegung der Auftrag des Landes Vorarlberg, Wohneinheiten für un- begleitete minderjährige Flüchtlinge einzurichten, dar. So wurde Ende des Jahres 2015 das ifs Haus Lustenau und zu Beginn des Jahres 2016 das ifs Haus Hohenweiler eröffnet. Mit der Caritas und den Gemeinden als Vernetzungspartner ist es uns in Vor- arlberg gelungen, in kürzester Zeit Wohnhäuser für die Betreuung von rund 200 jugendlichen Flüchtlingen (55 davon in den beiden ifs Häusern) einzurichten und deren solide Beglei- tung und Unterstützung zu sichern. Des Weiteren wurden 2016 – ein Jahr das unter anderem auch durch Ter- roranschläge und die Rekrutierung vorwiegend junger Menschen durch den „Islamischen Staat“ geprägt war – Vorbereitungen für das neue Ange- bot der ifs Extremismusprävention getroffen. Im Auftrag des Landes Vorarlberg stellt das ifs mittlerweile zwei Experten bzw. Expertinnen für

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