ifs_jahresbericht2017

ifs Jahresbericht 2017 24 ihrer Volljährigkeit die Jugend- quartiere verlassen und werden in Erwachsenenquartieren unterge- bracht, bedürfen jedoch nach wie vor spezifischer Unterstützung. Um den Bedürfnissen dieser Klienten gerecht zu werden, erweiterte das NASA-Team sein Know-how um Mietagenden, sozialarbeiterisches Spezialwissen und Asylgesetze. Die Begleitung der jungen Flüchtlinge erfolgte in enger Zusammenarbeit mit der ifs Flüchtlingsarbeit und der Caritas Vorarlberg. Insgesamt betreute ifs NASA im ver- gangenen Jahr 163 junge Menschen – 107 Jungen und 56 Mädchen. ifs Krisenwohngruppe Kompass Pubertäre Ablösekonflikte und Au- tonomiebestrebungen stellen viele Jugendliche und familiäre Konstel- lationen vor entsprechende Heraus- forderungen. Auch ohne mögliche zusätzliche Vorbelastungen wie Krankheiten, Beziehungsprobleme oder schwierige Lebenserfahrungen können in diesen Zeiten Konflikte entstehen, für deren Lösung vorhan- dene Ressourcen nicht auszureichen scheinen. Diese Ausgangssituation verbindet die meisten der jugendli- chen KlientInnen in der ifs Krisen- wohngruppe Kompass. Unterschied- lich sind dagegen Form und Verläufe erlebter Eskalationen. In akuten Krisensituationen bietet Kompass als kurzfristige Betreu- ungseinrichtung mit vereinfachtem Zugang und umgehender Aufnahme- möglichkeit einen vorübergehenden Wohnort. Betroffenen Jugendlichen, die von der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe zugewiesen werden, wird eine pädagogische Fachperson zur Seite gestellt, um somit eine Ausgangsbasis für die Bearbeitung der persönlichen Krisensituation zu schaffen. Es geht darum, die eigene Situation zu verstehen, Ziele zu er- arbeiten und Wege für die Zeit nach der Krisenunterbringung zu finden. Zudem sucht das Team von Kompass die Zusammenarbeit mit den Eltern bzw. Helfersystemen, um Lösungen zu finden, die von allen Beteiligten mitgetragen werden. Im Jahr 2017 wurden in der Krisen- wohngruppe Kompass insgesamt 75 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren betreut. Der im Vergleich zum Vorjahr deutliche Rückgang an KlientInnen ist mit dem nachlassen- den Bedarf in Bezug auf die Betreu- ung von Jugendlichen mit Fluchthin- tergrund zu erklären. Kurzfristige Unterbringungen in der Zusammen- arbeit mit den jeweiligen Betreu- ungseinrichtungen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge wie auch eintägige Unterbringungen nach erfolgtem Erstinterview reduzierten sich 2017 stark. Somit nähert sich die Zahl der Unterbringungen in der Krisenwohngruppe Kompass wieder jenen aus den Jahren davor an. Die durchschnittliche Betreuungsdauer betrug 39 Tage. ifs WG Unterland Gravierende individuelle und fami- liäre Probleme können dazu führen, dass ein weiteres Zusammenleben Jugendlicher mit ihrer Familie un- möglich ist. Fehlt es den Betroffenen noch an Eigenverantwortung sowie Selbständigkeit und kann mit einer ambulanten bzw. mobilen Beratung nicht das Auslangen gefunden wer- den, so ist eine Betreuung im vollsta- tionären Setting angezeigt. Die ifs Wohngemeinschaft Unterland bietet Jugendlichen im Auftrag der Kin- der- und Jugendhilfe eine geschützte und förderliche Wohnmöglichkeit. Im Rahmen der Rund-um-die Uhr- Betreuung, die neben der Beratung im Einzel- und Gruppensetting auch erlebnisorientierte Projekte umfasst, werden die jungen Menschen darin unterstützt, ihren Alltag sowie ihre komplexen Probleme zu bewältigen und neue Handlungsstrategien zu erlernen. Durch regelmäßige Infor- mations- und Beratungsgespräche werden Eltern und Bezugspersonen aktiv in den Prozess miteinbezogen und in ihrer Erziehungskompetenz unterstützt. Seit einigen Jahren zeigt sich, dass die jugendlichen Bewohnerinnen und Bewohner der WG Unterland neben sozialpädagogischen Bedarfen auch psychiatrische Auffälligkeiten auf- weisen. Diese sind zumeist auf hohe Bindungs- und Entwicklungsdefizite in der frühen Kindheit zurückzufüh- ren. Aus diesem Grund bewilligte das Land Vorarlberg der WG Unterland 2017 eine zusätzliche 50-Prozent- Stelle für psychologische und the- rapeutische Individualberatung, die Mitte des Jahres implementiert wurde. Zudem trägt die enge Ko- operation mit pro mente Vorarlberg, insbesondere mit einem Kinder- und Jugendpsychiater wesentlich zur fachlich professionellen Förderung dieser Jugendlichen bei. Insgesamt lebten im vergangenen Jahr 18 junge Menschen in der WG Unterland. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer jener 10 Jugend- lichen, die 2017 die Betreuung ab- schlossen, betrug 10 Monate. Dabei variierte die Betreuung der Einzel- nen zwischen 6 Monaten und einein- halb Jahren. ifs Haus Hohenweiler und Haus Lustenau Unbegleitete minderjährige Flücht- linge, die in Wohneinheiten wie den Wohnhäusern des ifs ein vorüber- gehendes Zuhause gefunden haben, stehen zahlreichen Problemen ge- genüber. Neben traumatischen Erleb- nissen auf der Flucht stellen u. a. das lange Warten auf Einvernahmen im Asylverfahren, kein bzw. nur einge- schränkter Kontakt mit der Familie, fehlende Schulbildung und sprachli- che Barrieren eine große Belastung dar. Hilfe bieten die MitarbeiterIn- nen der ifs Häuser Hohenweiler und Lustenau, in denen 2017 insgesamt 55 von der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe zugewiesene Jugendli- che aus Afghanistan, Sierra Leone und Nigeria rund um die Uhr betreut wurden. Es gilt, die Betroffenen da- rin zu unterstützen, in der hiesigen Gesellschaft anzukommen, eine geregelte Tagesstruktur zu finden,

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