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Wie wir helfen S. 6 So einzigartig wie die Menschen sind, die sich an das ifs wenden, so individuell angepasst sind auch die Unterstützungsleistungen. Aufgeben? S. 8 Das ist keine Option! Selbst wenn das Auskommen mit dem Einkommen nicht mehr möglich ist, erarbeiten wir gemeinsam Perspektiven. ifs in Zahlen S. 26 Wir wären gerne überflüssig, aber noch werden wir gebraucht. Das belegen die Klient:innenZahlen des vergangenen Jahres. Jahresbericht 2023

Inhalt Impressum: Herausgeber, Verleger und Eigentümer: Institut für Sozialdienste, Interpark Focus 40, 6832 Röthis, Tel.: 05-1755-500, E-Mail: ifs@ifs.at; Für den Inhalt verantwortlich: ifs Geschäftsführerin Martina Gasser; Redaktion: Alexandra Breuß; Grafische Gestaltung: G´spür Contentagentur; Konzept: clavis; Fotos: Adobe Stock, Unsplash, Freepik, Pexels, ifs / Widerspruchsbelehrung: Wenn Sie möchten, dass wir Sie fortan nicht mehr über den ifs Jahresbericht informieren und Ihre Daten aus unserer Datenanwendung entfernen, so lassen Sie uns das wissen. Eine Mail an kommunikation@ifs.at genügt. 03 Jahresbericht 2023 | Vorwort Mit Zuversicht nach vorne schauen 04 Stimmen aus dem Verein Vorwort des ifs Präsidenten Christoph Winder 06 Rückblick Wie wir 2023 helfen konnten 08 Berichte aus den Geschäftsfeldern Regionale Sozialberatung Kinder-, Jugend- & Familiendienste Fachberatung Inklusion & Selbstbestimmung 24 Ausblick Wir werden weiterhelfen 26 Das ifs in Wort und Zahl Zahlen und Fakten zum Jahr 2023 Jahresbericht 2023 | Inhalt 2

Familien sind bunt. Familien werden in vielfältiger Form gelebt. Und sie gelten noch immer als Kern unserer Gesellschaft. Familien bieten Stabilität und emotionale Sicherheit, schaffen Zugehörigkeit und vermitteln Werte, fördern Entwicklung und Bindung. Doch manches Mal gerät das Familienleben aus den Fugen. Aus unterschiedlichsten Gründen. Denn Familien sind Orte, an denen Liebe und Chaos eng beieinanderliegen. Jeder kennt es, das idealisierte Bild der glücklichen Familie. Doch das Familienleben ist komplex und herausfordernd. Unterschiedliche Erwartungen und Bedürfnisse treffen aufeinander. Nähe führt zu Reibung und Konflikten. Äußere Einflüsse kommen erschwerend hinzu. Es ist wichtig, diese Herausforderungen anzuerkennen und Unterstützungssysteme zur Verfügung zu stellen. Deshalb haben wir es uns im ifs zur Aufgabe gemacht, Familien in allen Formen und allen Lebensphasen zu begleiten und zu unterstützen. Ziel ist es, lösungsorientierte Hilfe anzubieten, sodass Familien wieder mit Zuversicht nach vorne schauen können. Gesellschaftliche Verantwortung Im vergangenen Jahr machte sich der seit längerem erwartete Anstieg an Klient:innen bemerkbar. Vor allem Hilfestellungen bei Fragen der Existenzsicherung und Überschuldung, bei psychischen Belastungen im Erwachsenen- und Kindesalter sowie bei Gewalt in der Familie waren stark gefragt. Hier kommt dem ifs eine große gesellschaftliche Verantwortung zu. Es gilt, den Hilfesuchenden niederschwellige Unterstützung und Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten, sodass sie ihre Handlungsfähigkeit (wieder) erlangen und an der Gesellschaft teilhaben können. Wir können helfen Wie wir gemeinsam mit den Klient:innen nach Lösungen suchen, kann auf den folgenden Seiten nachgelesen werden. Dass wir helfen können, verdanken wir unseren Geldgebern, dem Land Vorarlberg, den Städten und Gemeinden (gemeinsam im Vorarlberger Sozialfonds), den Bundesministerien, dem Land Tirol sowie den Sozialversicherungsträgern und der Österreichischen Gesundheitskasse. Wir verdanken es vor allem auch unseren engagierten Mitarbeiter:innen, den Vereinsmitgliedern, den ehrenamtlichen Mitgliedern in den Aufsichtsgremien, den Kooperationspartner:innen sowie allen, die sich ehrenamtlich in der Klient:innenarbeit engagieren. Und nicht zuletzt verdanken wir es den zahlreichen Menschen, die sich voller Vertrauen an das ifs wenden. Martina Gasser Geschäftsführerin Institut für Sozialdienste Jahresbericht 2023 Mit Zuversicht nach vorne schauen Familien – egal in welcher Form – sind der Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Sie zu unterstützen und zu begleiten ist unsere Aufgabe. Jahresbericht 2023 | Vorwort 3

Voller Mut und Vertrauen Vorwort des ifs Präsidenten Christoph Winder Stimmen aus dem Verein Heidi Schuster-Burda Die Familie sollte ein Ort der Geborgenheit sein, an dem man sich gegenseitig unterstützt und Rücksicht aufeinander nimmt. Die gemeinsame Bewältigung des Alltags stellt jedoch oft eine große Herausforderung dar. Das ifs hilft mit einem breiten und vielfältigen Angebot dabei, Familien in verschiedensten schwierigen Lebenssituationen mit dem nötigen Einfühlungsvermögen zu unterstützen und somit den Zusammenhalt zu bewahren. Dr. Helgar Wurzer Die Unterstützung von Familien mit Problemen und Konflikten ist in Vorarlberg untrennbar mit dem ifs verbunden. Ein breites Angebot und professionelles Arbeiten sind geschätzte Qualitätsmerkmale der Arbeit des ifs. Es braucht Mut und Vertrauen, um in persönlichen Krisensituationen Hilfe zu suchen und Unterstützung anzunehmen. Mut, sich den individuellen Herausforderungen und Problemen zu stellen, und Vertrauen darauf, dass einemmit Respekt, Empathie und der nötigen fachlichen Expertise begegnet wird. Viele Menschen haben im vergangenen Jahr diesen Mut bewiesen und darauf vertraut, im ifs die passende Hilfe zu erhalten. Über 38.000 Menschen nahmen das breit gefächerte Beratungsangebot des ifs in Anspruch. Ein sehr deutlicher Hinweis darauf, dass unsere Unterstützungsleistungen dringend gebraucht werden und einen wichtigen Bestandteil des sozialen Netzes in Vorarlberg darstellen. Dabei bildet das Vertrauen der Klient:innen in das ifs und seine Mitarbeiter:innen die Grundlage, um sich gemeinsam auf die Suche nach neuen Wegen und Lösungen zu machen. Vertrauen stellt auch in Familien ein prägendes Element dar. Familiäre Beziehungen bieten im Idealfall Halt, schaffen Bindung und Orientierung. Zugleich führt die Nähe dazu, dass immer wieder Konflikte und Probleme auftreten. Vielfach können diese aus eigener Kraft gelöst werden. Manches Mal aber sind Familien überfordert – aus unterschiedlichsten Gründen. Und speziell in Situationen, in denen sich Menschen mit komplexen Herausforderungen konfrontiert sehen, kann das ifs seinen Beitrag leisten und für Entlastung sorgen. Dabei kommt den Klient:innen unser vielfältiges Angebot, die umfassende fachliche Expertise und die fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit zugute. Mein Dank gebührt dem Land Vorarlberg, den Vorarlberger Städten und Gemeinden sowie den zuständigen Bundesministerien. Mit der Finanzierung der von uns erbrachten Leistungen stellen sie sicher, dass wir Hilfe für Menschen in Krisen und Not anbieten können. Zudem danke ich der Geschäftsführung, den Führungskräften und allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen sowie den Mitgliedern des Präsidiums, des Aufsichtsrats und des Vereins. Ihre Arbeit, ihre hohe fachliche Kompetenz und ihr täglicher Einsatz bilden die Grundlage dafür, dass die Menschen dem ifs vertrauen. Jahresbericht 2023 | Stimmen aus dem Verein 4

Elisabeth Mathis In jeder Familie kann es einmal zu einer Krise kommen – es ist sehr gut zu wissen, dass es dafür in unserem Land eine Anlaufstelle gibt, die professionell Hilfe anbietet! Dr. Klaus Zitt In der Funktion als Haus- und Familienarzt auf dem Land sowie als Betriebsarzt in namhaften Großbetrieben Vorarlbergs war es hilfreich, Familien von Patient:innen oder Mitarbeiter:innen an die Familienberatung des ifs verweisen zu können, wenn bei diesen schwerwiegende familiäre Konflikte oder Krisen anstanden. Dort haben sie einen zeitnahen Termin erhalten. Vereinsorgane sind • die Vollversammlung • das Präsidium Die Durchführung der Aufgaben erfolgt in der ifs gemeinnützigen GmbH. Präsidium (gewählt) • Präsident Ing. Christoph Winder, MBA • Vizepräsidentin Dr.in Evelyn Marte-Stefani • Finanzreferentin Heidi Schuster-Burda • Schriftführer Dr. Ludwig Rhomberg • Dr. Stefan Allgäuer • Dr.in Gabriele Sprickler-Falschlunger Kuratoriumsmitglieder • Dr. Stefan Allgäuer • Dr. Hans-Peter Bischof • Ernst Blum • Bgm. Dieter Egger • Dr. Alois Flatz • Anna Franz • Johannes Gasser, MSc, BA • Mag. Klaus Gerstgrasser • Harald Giesinger • Dr.in Eva Grabherr • Mag.a Katharina Graf • Dr.in Marianne Grobner • Ing. Otto Kazil • Brigitta Keckeis • Hans Kogler • Sr. Maria-Stella Krimmel, OCist. • Mag.a Ruth Kucera-Dörler • Günter Lampert • Dr. Hans-Peter Ludescher • Dr.in Evelyn Marte-Stefani • Elisabeth Mathis • Dr. Johannes Müller • Mag. Martin Ohneberg • Herbert Pruner • Dr. Ludwig Rhomberg • Bgm. Michael Ritsch, MBA • Dr. Johannes Schmidle • LAbg. Heidi Schuster-Burda • LAbg. Andrea Schwarzmann • Angelika Schwarzmann • Dr.in Gabriele Sprickler-Falschlunger • Inge Sulzer, MSc • Mag. Dominik Toplek • Mag.a Elisabeth Tschann • Katharina Urbanz • Dr. Karl Waltle • Ing. Christoph Winder , MBA • Mag.a (FH) Manuela Wolf • Dr. Helgar Wurzer • Helmut Zimmermann • Dr. Klaus Zitt Geschäftsführerin • Mag.a Dr.in Martina Gasser, MBA Aufsichtsrat von der Generalversammlung bestellt • Mag.a Ruth Kucera-Dörler (Aufsichtsratsvorsitzende) • Harald Giesinger (stellvertr. Aufsichtsratsvorsitzender) • Mag.a Katharina Graf vom Betriebsrat entsendet • Iris Seewald • Simon Fritsche, BA (Stand Juni 2024) Der Verein Institut für Sozialdienste Das Institut für Sozialdienste ist ein Verein, der sich aus natürlichen Personen zusammensetzt. Der Verein ist konfessionell und politisch ungebunden. Jahresbericht 2023 | Stimmen aus dem Verein 5

Hilfe und Beratung gestalten sich ganz unterschiedlich. So einzigartig wie die Menschen, die sich an das ifs wenden, sind auch die individuell angepassten Unterstützungsleistungen. Neben Hilfe in akuten Problemsituationen, längerfristigen Betreuungen und Begleitungen spielt auch die Prävention eine bedeutende Rolle. Ausgewählte erfolgreiche und innovative Ansätze sowie neue Angebote bieten Einblicke in die Tätigkeit abseits der täglichen Arbeit mit Klient:innen. Good Vibes für die Seele Es lohnt sich, schon früh in die seelische Gesundheit zu investieren. Deshalb bietet die ifs Jugendberatung Mühetor Workshops für Schüler:innen an, die sich dem Thema Stress widmen. Was stresst mich? Wie wirkt sich Stress auf Körper und Seele aus? Was hilft bei Stress? Die Jugendlichen erfahren, wie sie auf sich und ihr seelisches Wohlbefinden achten können und wo sie bei Problemen Hilfe und Unterstützung finden. Ein positives Schulklima „Gewaltfrei – wir sind dabei“ lautet der Titel des Gewaltpräventionsprojekts an der Volksschule St. Peter. Seit letztem Jahr führt die ifs Schulsozialarbeit dieses Projekt im Auftrag der Stadt Bludenz durch. Positive Auswirkungen auf das Schulklima machen sich bereits deutlich bemerkbar. Denn die Schüler:innen besuchen verschiedene Workshops, in denen sie durch Inputs und wiederholtes Üben Sozialkompetenzen wie Empathie, Konflikt- und Kommunikationsfähigkeiten erlernen. Der Fokus richtet sich dabei auf Teamwork, Umgang mit Konflikten bzw. Gewalt, Demokratielernen und Diversität. Rückblick Wir helfen weiter. So einzigartig wie die Menschen, die sich an uns wenden, sind auch die individuell angepassten Hilfsangebote. Jahresbericht 2023 | Wie wir 2023 helfen konnten 6

Starthilfe in die Zukunft Im April 2023 wurde die ifs WG Hörbranz eröffnet. Diese bietet seither unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung an. Ein kompetentes Team unterstützt die Jugendlichen dabei, in den Alltag zu finden und Perspektiven für eine eigenständige Zukunft zu entwickeln. Es gilt, die jungen Menschen zu einer selbstbestimmten Lebensführung zu befähigen und sie bei der Integration in die neue Kultur zu begleiten. Ein besonderes Augenmerk richtet sich dabei auf das Erlernen der deutschen Sprache. Auch (berufliche) Bildung sowie gesellschaftliche, soziale und kulturelle Teilhabe spielen eine bedeutende Rolle. Rote Karte für Gewalt! Ein besonderes Gewaltpräventionsprojekt startete die ifs Gewaltberatung in Kooperation mit dem Vorarlberger Fußballverband. Unter demMotto „Fairplay“ werden landesweit Workshops für die Spieler:innen und Trainer:innen von U14-Mannschaften angeboten. Ziel ist es, für Gewalt und Grenzverletzungen am Spielfeld sowie abseits davon zu sensibilisieren und damit Gewalt präventiv zu verhindern. Die Workshops sind analog zu einem Fußballtraining aufgebaut: Es gibt eine Aufwärmphase, ein Techniktraining, eine Spielphase, eine Cool-Down-Phase und einen Abschluss. Teilhabe ermöglichen Menschen mit Beeinträchtigung haben das Recht auf gesellschaftliche Teilhabe. Immer mehr Betroffene – auch mit schwerer und mehrfacher Beeinträchtigung oder Autismus-Spektrum-Störungen – äußern selbstbewusst den Wunsch, einer regulären Arbeit nachzugehen. Dieser steigenden Nachfrage konnte mit der Erweiterung des Angebots der ifs Integrativen Arbeitsstruktur begegnet werden. Ein Beitrag zum Kinderschutz Rasch, unbürokratisch und fachlich qualifiziert unterstützt der Familienkrisendienst (FKD) Familien, die sich in akut schwierigen Situationen befinden und außerhalb der Bürozeiten der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe sofortige Hilfe brauchen. Erstmals spiegelte sich 2023 die mit den Krisen der vergangenen Jahre einhergehende Zunahme an psychischen Belastungen auch in den Einsatzzahlen wider. Der FKD verzeichnete so viele Einsätze wie noch nie. In 171 Fällen – quasi jeden zweiten Tag – wurde er zu einer Intervention gerufen. Dabei führte das ifs 71 Einsätze, das Vorarlberger Kinderdorf 100 Einsätze durch, denn der FKD ist eine Kooperation dieser beiden Einrichtungen. Feldkirch und Lustenau sagen StoP „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“ ist ein innovatives Nachbarschaftsprojekt. Mit kreativen Aktionen wird das Ziel verfolgt, ein Bewusstsein für das Thema häusliche Gewalt zu schaffen. Menschen werden ermutigt, bei Gewalt nicht weg-, sondern hinzuschauen. Nach einem erfolgreichen Start in Bregenz und Hohenems wird StoP seit dem vergangenen Jahr auch in Feldkirch und Lustenau umgesetzt. Jahresbericht 2023 | Wie wir 2023 helfen konnten 7

„Ich in einer finanziellen Notlage? Niemals!“ Ohne zu zögern hätte Paul S.* so reagiert. Bis vor Kurzem. Bis sich – unverschuldet und unspektakulär – ein paar Dinge verändert haben. „Ich habe es wirklich nicht kommen sehen, aber dann waren die Probleme plötzlich da“, erklärt der Familienvater. „Und sie haben meiner Frau und mir regelrecht den Schlaf geraubt.“ Lange Zeit läuft es für Paul und Eva wirklich gut. Zwei Kinder, gutes Einkommen, ein Einfamilienhaus. „Wir haben nicht im Überfluss gelebt, aber wir konnten uns etwas leisten. Wir konnten hin und wieder auswärts essen gehen, mussten uns keine Sorgen machen, wenn irgendwas im Haus kaputtging.“ Zunächst haben die steigenden Kreditzinsen keinen großen Einfluss auf die Familie. Doch je höher die Zinsen werden, desto höher werden auch die Raten des Darlehens für den Hausbau und die Leasingrate für das Auto. Die langjährige Nullzinsphase hat zum Abschluss von variabel verzinsten Krediten verleitet. „Natürlich haben wir uns ein stückweit über unsere Naivität geärgert. Doch wir haben uns in Sicherheit gewägt. Die Zinsen werden schon nicht derart ansteigen. Sind sie dann aber doch und so mussten wir den Gürtel etwas enger schnallen. Aber richtige Sorgen haben wir uns nicht gemacht. Noch nicht.“ Aufgeben ist keine Option! Auch wenn das Leben nicht mehr leistbar ist. Nikolas Burtscher Leiter ifs Sozialberatung Bregenz Regionale Sozialberatung * Name von der Redaktion geändert Jahresbericht 2023 | Regionale Sozialberatung 8

Wir sind für Sie da! Egal ob Sie psychosoziale Probleme oder Fragen der Existenzsicherung haben, sich in einer Krisensituation befinden, Orientierung suchen oder ein klärendes Gespräch wünschen – wir hören zu, beraten, unterstützen und bieten bei Bedarf Betreuung. Die Regionale Sozialberatung ist vormittags auch ohne Terminvereinbarung erreichbar. Die jeweils aktuellen Erstberatungszeiten sind unter www.ifs.at/erstberatungszeiten zu finden. Das geht sich nicht aus Wirklich eng wird es, als das Unternehmen, in dem Paul arbeitet, Überstunden, Nacht- und Wochenendarbeit kürzt. Grund ist die niedrige Auftragslage. Die Auswirkungen auf das Familieneinkommen sind groß: monatlich über 1.000 Euro weniger. „Das geht sich finanziell nicht mehr aus, war mein erster Gedanke. Und so war es auch. Wir konnten uns das Leben nicht mehr leisten. Eva und ich haben uns den Kopf zermartert. Lösungen haben wir keine gefunden. Die Kinder haben schon Fragen gestellt, die haben gespürt, dass etwas nicht stimmt. Und ich habe mich furchtbar geschämt. Ich schaffe es nicht, für meine Familie zu sorgen.“ Sie brauchen Hilfe? ifs Sozialberatung Bludenz Innovationszentrum Klarenbrunnstraße 12 05-1755-560 bludenz@ifs.at ifs Sozialberatung Bregenz St.-Anna-Straße 2 05-1755-510 bregenz@ifs.at ifs Sozialberatung Dornbirn Kirchgasse 4b 05-1755-530 dornbirn@ifs.at ifs Sozialberatung Feldkirch Bärahus, Widnau 2 05-1755-550 feldkirch@ifs.at ifs Sozialberatung Bregenzerwald Impulszentrum, Gerbe 1135, Egg 05-1755-520 bregenzerwald@ifs.at ifs Sozialberatung Hohenems Franz-Michael-Felder-Straße 6 05-1755-540 hohenems@ifs.at Guter Rat ist nicht teuer Eva hat die Idee, sich an die Erstberatung des ifs zu wenden. „Da könne man sich kostenlos beraten lassen, wenn man nicht weiterweiß, hat sie gesagt. Also sind wir gemeinsam an die Beratungsstelle. Oder besser gesagt, ich bin recht widerwillig mitgegangen.“ Der Berater hört zu, stellt Fragen, informiert über mögliche Förderungen, erklärt vieles und zeigt Unterstützungsmöglichkeiten auf. Er bittet das Paar, bis zum nächsten Termin Unterlagen zusammenzustellen. Im Vordergrund steht die Existenz- und Wohnraumsicherung. „Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich nach dem ersten Termin erleichtert war, aber zumindest wieder zuversichtlicher. Uns war bewusst, dass ganz viel Arbeit vor uns liegt, doch die Situation war nicht mehr ausweglos.“ Licht am Horizont Im Rahmen der weiteren Termine erstellen Paul und Eva gemeinsam mit dem Berater einen Haushaltsplan und machen sich auf die Suche nach Einsparmöglichkeiten. Sie werden dabei unterstützt, mit der Hausbank und dem Leasinggeber Gespräche zu führen. „Anfangs war unsere Scham groß, aber die Überwindung hat sich mehr als gelohnt. Ich würde jedem Betroffenen raten, sich rechtzeitig Unterstützung zu holen. Es war zwar anstrengend, wir mussten unser Familienleben komplett umstellen, aber gleichzeitig so entlastend! Der Lichtstreifen am Horizont wird immer breiter.“ Jahresbericht 2023 | Regionale Sozialberatung 9

Vielfältige Hilfe ifs Regionale Sozialberatung Wir bieten Menschen mit psychosozialen Problemen oder Fragen der Existenzsicherung schnell und unkompliziert Beratung, Unterstützung und Betreuung an. Dabei verfolgen wir immer das Ziel der Hilfe zur Selbsthilfe. Ohne Zugangshürden stehen wir Hilfesuchenden zur Seite, erarbeiten gemeinsammit ihnen Problemlösungen oder vermitteln individuell passende weiterführende Beratungsangebote. Unser Fokus richtet sich auf • Erstberatung und Krisenintervention • Existenzsicherung • Wohnbegleitung undWohnraumsicherung • Nachgehende und aufsuchende Soziale Arbeit • Psychologische Abklärung • Jugendberatung • Schulsozialarbeit Wir beziehen die Ressourcen aus dem direkten Lebensumfeld und dem Sozialraum mit ein und arbeiten eng mit Kommunen, Behörden und Systempartner:innen zusammen. Mit regional abgestimmten Angeboten sind wir in verschiedenen Gemeinden und Einrichtungen vertreten und bieten vielfältige Unterstützung in Krisensituationen. 3.281 3.037 2.967 2.570 1.899 891 829 592 Armut. So der Titel eines längst überfälligen Buchs: Daniela Brodessers erzählt ihre ganz persönliche Familiengeschichte, die Geschichte einer durchschnittlichen Familie der Mittelschicht. Sie hat die Scham und Demütigung, die Ausgrenzung und Stigmatisierung, die mit Armut einhergehen, erlebt. Und damit sind sie und ihre Familie kein Einzelfall. In Österreich sind rund 15 Prozent der Bevölkerung armutsgefährdet. Doch darüber gesprochen wird nur selten. Deshalb ist dieses Buch so lesenswert. Es ermöglicht Einblicke, räumt mit Vorurteilen auf und lässt die Leser:innen vieles besser verstehen. Buchtipp Armut Jahresbericht 2023 | Regionale Sozialberatung 10

16.066 Menschen erhielten in Wohnortnähe zeitnah und unkompliziert Unterstützung sowie psychosoziale Hilfe und Betreuung. 3.281 Hilfesuchende wurden von den Mitarbeiter:innen der Sozialberatung Bregenz bei der Erarbeitung von nachhaltigen Problemlösungen unterstützt. 3.037 Personen nahmen das breit gefächerte psychosoziale Unterstützungs- und Betreuungsangebot der Sozialberatung Bludenz in Anspruch. 2.967 Klient:innen wurden im Rahmen der Sozialberatung Dornbirn bei der Bewältigung von Krisen und Not unterstützt. 2.570 Menschen erhielten durch die Sozialberatung Feldkirch umfassende Hilfe, Unterstützung und bei Bedarf auch Betreuung. 1.899 Schüler:innen konnten dank der Schulsozialarbeit direkt vor Ort, an den Schulen, Beratung, Begleitung und präventive Unterstützung in Anspruch nehmen. 891 Hilfesuchende Personen wurden von den Mitarbeiter:innen der Sozialberatung Hohenems umfassend beraten, begleitet und betreut. 829 Menschen wendeten sich mit psychosozialen Problemen und Fragen an die Sozialberatung Bregenzerwald. 592 Jugendlichen und deren Bezugssystemen wurde mithilfe des ambulanten Unterstützungsangebots der Jugendberatung Mühletor weitergeholfen. Jahresbericht 2023 | Regionale Sozialberatung 11

Wer kennt es nicht? Das Gefühl, dass es Zuhause, in der Familie gerade überhaupt nicht läuft. Oft sind es Phasen, die gemeinsam und aus eigener Kraft gemeistert werden können. Aber manchmal finden sich keine Lösungen. Weder ständiges Grübeln noch das Ignorieren der Probleme führen zum Erfolg. Sie verschwinden nicht, sie werden immer größer. Zu groß. Es braucht Mut, in solchen Situationen Hilfe anzunehmen. Und dieser Mut macht sich bezahlt. Belastende Phasen gehören zum Familienleben dazu. Während der Trotzphase oder der Pubertät sind Schwierigkeiten vorprogrammiert. Aber auch eine Trennung, existenzielle Nöte, Gewalt oder soziale Isolation stellen Familien vor große Herausforderungen. Werden die Alltagssorgen zu groß, ist es ein Zeichen von Stärke, Hilfe anzunehmen oder um Unterstützung zu bitten. Das kommt in den besten Familien vor… Es ist ein Zeichen von Stärke, Hilfe anzunehmen. Kinder-, Jugend- & Familiendienste Nicole Fink Leiterin ifs Familienarbeit Jahresbericht 2023 | Kinder-, Jugend- & Familiendienste 12

ifs Familienarbeit unterstützt Familien, die es alleine nicht mehr schaffen, die Herausforderungen des Lebens zu meistern. Die Familien werden zu Hause aufgesucht, die Eltern in ihrer Erziehungsarbeit angeleitet und die Kinder individuell unterstützt. Gemeinsam gilt es, das Wohl der Kinder zu sichern. 05-1755-550 / 05-1755-560 familienarbeit@ifs.at die Bedürfnisse ihrer Kinder wahrzunehmen und zu erfüllen. Und wir unterstützen sie, die Kinder im Rahmen ihrer persönlichen Möglichkeiten zu fördern.“ Von einem Netz getragen Gemeinsam mit den Eltern werden deren Haltungen und Werte reflektiert, alternative Handlungsmöglichkeiten sowie Grenzen und Regeln des Zusammenlebens ausgearbeitet und Rituale entwickelt. Und selbstverständlich erhalten die Kinder individuelle Unterstützung. Insgesamt ist das Angebot der Familienarbeit sehr umfangreich und kann auf die persönlichen Bedarfe der Betroffenen angepasst werden: Eltern- und Intensivcoachings, Familienrat, sozialpädagogische Kindergruppen, Lerngruppen etc. So erhält jede Familie passgenaue Hilfe. Dabei wird oftmals das gesamte soziale Netz miteinbezogen bzw. ein solches Netz aufgebaut. „Familien sollen erleben, dass sie nicht alleine sind und auch nicht alleingelassen werden“, so Elsensohn-Pfeifer und Fink. „Und insgesamt geht es nicht darum, alle Probleme aus der Welt zu schaffen, sondern den Familien Zuversicht und Zutrauen zu vermitteln: Sie können die Herausforderungen des Alltags meistern.“ Auf der Suche nach Ressourcen Manchmal wagen Betroffene selbst den Schritt und wenden sich an die öffentliche Kinder- und Jugendhilfe, manchmal nehmen Personen aus dem Umfeld Kontakt auf. Bedarf es der „Unterstützung der Erziehung“, wird die ifs Familienarbeit aktiv. „Wir wissen, dass es vielen Eltern schwerfällt, Hilfe von außen anzunehmen. Scham spielt eine große Rolle“, erklären Christina Elsensohn-Pfeifer und Nicole Fink, die gemeinsam die Familienarbeit leiten. „Aber wir kommen nicht in die Familien, um nach Fehlern zu suchen, sondern um gemeinsam Ressourcen zu finden.“ Miteinander für das Kindeswohl Die Berater:innen besuchen die Familien regelmäßig zu Hause. „Mit der Zeit gelingt es, das Vertrauen der Eltern und Kinder zu gewinnen. Das Miteinander ist uns sehr wichtig,“ erklären die Leiterinnen. „Und vielfach können wir den Familien auch die Angst vor der Kinder- und Jugendhilfe nehmen. Selbst dann, wenn vorübergehend eine alternative Unterbringung der Kinder nötig ist.“ Doch vordergründiges Ziel ist es, den Kinderschutz in der Familie zu gewährleisten, damit die Kinder in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können. „Wir unterstützen die Eltern, Christina Elsensohn-Pfeifer Leiterin ifs Familienarbeit Jahresbericht 2023 | Kinder-, Jugend- & Familiendienste 13

Zukunft gestalten ifs Kinder-, Jugend- & Familiendienste Wir stehen für die Rechte und das Wohl von Kindern, Jugendlichen und deren Familien ein. Während herausfordernder Lebensphasen begleiten wir sie ambulant, nachgehend und/oder stationär. Wir bieten Beratung, Unterstützung und Betreuung für Kinder, Jugendliche und Familien, die mit den derzeitigen Lebensumständen und Anforderungen nur schwer oder gar nicht zurechtkommen. Es gilt, gemeinsam zielgerichtete Entwicklungen einzuleiten, um eine Stabilisierung und bei Bedarf Neuorientierung zu ermöglichen. Ziel ist es, die Kinder und Jugendlichen zu schützen und zu stärken. Unsere Leistungen können nach direkter Zuweisung durch die öffentliche Kinder- und Jugendhilfe in Anspruch genommen werden. Sie reichen von ambulanter Unterstützung der Erziehung bis hin zur stationären Betreuung in Wohngemeinschaften. Unsere Angebote sind flexibel gestaltet und wir nutzen übergreifende Synergien, um nachhaltige und präventive Begleitung bieten zu können. Wohin können sich Jugendliche und/oder Eltern wenden, wenn die Situation zu Hause eskaliert? In Akutsituationen ist die Polizei der richtige Ansprechpartner, bei Sorgen die Telefonseelsorge. Vor allem aber bietet die öffentliche Kinder- und Jugendhilfe bei familiären Konflikten und Themen des Kinderschutzes Unterstützung. Im Zuge dessen kann z. B. eine Aufnahme in der ifs Krisenwohngruppe Kompass zielführend sein. Die Polizei und Telefonseelsorge können im Akutfall – v. a. nachts und amWochenende – den Familienkrisendienst einbeziehen. Dieser sucht nach deeskalierenden Lösungen in der Familie und im sozialen Umfeld. Finden sich keine, ist die Aufnahme in Kompass möglich. Was passiert in der Zeit, in der Jugendliche und Eltern voneinander getrennt sind? Die Aufnahme Jugendlicher in Kompass kann für beide Seiten eine große Entlastung sein, zugleich aber auch eine Zeit großer Verunsicherung. Was passiert jetzt, wer tut was? Beim Einzug erklären wir den Jugendlichen das weitere Vorgehen. Dann beginnt die Zeit des Zuhörens, Verstehens und Sortierens, die Zeit des Erarbeitens von Zielen. Wir begegnen den jungen Menschen auf Augenhöhe. Bei uns sollen sie sich wohl- und gesehen fühlen. Kompass ist ein Angebot, das sich an die Bedarfe der Jugendlichen anpasst – nicht umgekehrt. Und die Eltern? Auch sie haben eine schwierige Zeit hinter sich und bleiben weiterhin wichtig. Sie werden in den ersten Tagen zu einem Orientierungsgespräch eingeladen und wir klären gemeinsam, welche Verantwortung bei ihnen bleibt. Danach sind wöchentliche Familiengespräche geplant. Ziel ist es, eine Perspektive für die Zeit nach der Krisenabklärung zu finden, die von allen mitgetragen wird. Wenn Eltern und Jugendliche mit mehr Zuversicht nach vorne blicken als zuvor, ist vieles erreicht. Drei Fragen an Andreas Keckeis Leiter der ifs Krisenwohngruppe Kompass Jahresbericht 2023 | Kinder-, Jugend- & Familiendienste 14

983 Minderjährige und deren Familien konnten durch die verschiedenen Angebote der Familienarbeit ambulant und nachgehend begleitet, in der Erziehung unterstützt sowie sozialpädagogisch betreut werden. 131 Jugendliche wurden im Rahmen der Nachgehenden sozialpädagogischen Arbeit auf ihrem Weg in die Selbständigkeit begleitet. 91 junge Menschen erhielten in akuten Notsituationen in der Krisenwohngruppe Kompass eine vorübergehende stationäre Betreuung sowie Krisenintervention. 71 Minderjährige, die sich in akuten Krisensituationen befanden, wurden außerhalb der Öffnungszeiten der Kinder- und Jugendhilfe durch den Familienkrisendienst unterstützt. 1.403 Kinder und Jugendliche erhielten ambulant und nachgehend oder auch stationär Betreuung und Unterstützung. 983 131 91 71 53 38 24 12 53 junge Menschen, die in einer eigenen Wohnung leben, nahmen die Unterstützung des Ambulant betreuten Wohnens in Anspruch, um ihr Leben selbständig zu gestalten. 38 Jugendliche wurden durch die Flexible intensivpädagogische Betreuung begleitet, um an den Kompetenzen für ein familiäres Zusammenleben zu feilen. 24 Minderjährige mit Fluchthintergrund und besonderem Betreuungsbedarf wurden in der WG Hörbranz betreut. 12 Jugendliche erhielten in der WG Unterland eine geschützte und förderliche Wohnmöglichkeit außerhalb und in Zusammenarbeit mit ihrer Familie. Jahresbericht 2023 | Kinder-, Jugend- & Familiendienste 15

Was brauchen Kinder, um sich gut und gesund entwickeln zu können? Kinder brauchen stabile Bezugspersonen, die ihnen Wertschätzung, Liebe und Zuwendung schenken, die für Schutz sorgen und zuhören, wenn es Probleme gibt. Ein regelmäßiger Alltag und Strukturen geben den Kindern Halt. Dazu zählt z. B. das gemeinsame Essen oder das Vorlesen vor dem Einschlafen. Kinder brauchen sinnvolle Regeln und nachvollziehbare Grenzen. Und es ist wichtig, Zutrauen und Vertrauen in sie zu haben, sie zu ermuntern und zu ermutigen, anstatt abzuwerten. Mit diesem Verhalten geben Eltern Ihren Kindern Sicherheit, Halt und Orientierung. Sie helfen ihnen, die Welt besser begreifen und Reaktionen des Umfelds verstehen zu können. Derzeit sind Familien vielfältigen Belastungen ausgesetzt und Eltern stark gefordert. Widerspiegelt sich das auch in Ihrem Arbeitsalltag? Es gibt viele Eltern, die gut mit den aktuellen Herausforderungen umgehen können. Aber gerade den Eltern, mit denen wir es zu tun haben, geht es oft nicht gut – in unterschiedlichen Abstufungen. Manche haben mit den aktuellen Belastungen wie Inflation, Arbeitsplatzverlust, Zukunftsängste zu kämpfen. Andere leiden beispielsweise an einer Depression. Halt und Orientierung Ein Gespräch darüber, warum es wichtig ist, dass es Mama und Papa gut geht Fachberatung Jahresbericht 2023 | Fachberatung 16

Wie wirkt sich das auf Kinder aus? Das ist ganz unterschiedlich. Aber generell lässt sich sagen: Je länger die Phasen dauern, in denen es einem Elternteil nicht gut geht, desto größer sind die Auswirkungen. Eine depressive Mama kann z. B. dem Kind viel weniger Emotionen spiegeln. Das Kind lächelt, die Mutter lächelt nicht zurück. Das Kind bekommt viel weniger Anregung und damit weniger Orientierung. Vielfach fehlt es an Struktur. Ein Beispiel: Das Kind kommt mittags von der Schule nach Hause und weiß nicht, wie es der Mama heute geht. Liegt sie im Bett oder ist sie aufgestanden und hat Essen gekocht? Oft führt das zu einer Parentifizierung. Das heißt, es kommt zu einer Rollenumkehr? Ja, genau. Kinder übernehmen elterliche Aufgaben. Sie gehen einkaufen, kochen, kümmern sich um jüngere Geschwister. Das kann auch zu sozialer Isolation führen. Zum einen, weil es quasi ein Kommunikationsverbot gibt, die Kinder nicht erzählen dürfen, was zu Hause passiert. Zum anderen schämen sich Kinder für ihre Eltern, wollen niemanden mit nach Hause bringen. Oft haben Kinder auch Schuldgefühle, beziehen das Verhalten der Eltern auf sich selbst und mitunter kommt es zu einer Traumatisierung. Was brauchen diese Kinder? Im besten Fall Eltern, die eine Krankheitseinsicht haben und sich behandeln lassen. Und sie brauchen Sicherheit und Stabilität, jemanden der ihnen hilft, Emotionen zu regulieren. Denn das fehlt ihnen beim kranken Elternteil. Es gilt, die Belastungsfaktoren und vorhandenen Ressourcen herauszuarbeiten. Oft entwickeln Kinder Symptome, da die Balance zwischen diesen Faktoren nicht mehr gegeben ist. Doch je mehr Ressourcen ein Kind hat, z. B. einen stabilisierenden zweiten Elternteil, Großeltern, eine Lehrerin, der man sich anvertrauen kann, Anschluss in einem Verein, desto besser sind die Entwicklungschancen. Können Kinder damit umgehen, wenn es Mama oder Papa einmal nicht so gut geht? Es ist ganz normal, dass Eltern auch einmal eine schlechte Phase haben, genervt oder gestresst sind. Das ist für Kinder nachvollziehbar und auch einschätzbar. Sie wissen, dass der Papa z. B. gerade Stress bei der Arbeit hat und deshalb gereizt reagiert. Auch weil er sich erklärt und entschuldigt. Solche Phasen gehen vorbei, sind völlig normal. Kinder brauchen keine perfekten Eltern, um sich gut zu entwickeln. Schwierig wird es aber, wenn ein Elternteil psychisch krank ist, an einer klinischen Depression, einer Suchterkrankung, einer Angst- oder bipolaren Störung leidet. Inwiefern? Die eingangs beschriebenen Kompetenzen sind bei psychisch kranken Eltern eingeschränkt. Sie sind weniger verlässlich und haben häufiger unberechenbare Stimmungsschwankungen. Es fehlt ihnen oftmals an Einfühlungsvermögen und sie bieten den Kindern im Alltag weniger Struktur. Sie sind z. B. zu erschöpft, um regelmäßig zu kochen oder das Kind zum Sport zu bringen. Oder es fehlt ihnen die Energie, um Grenzen zu setzen und das Einhalten der Regeln einzufordern. Alexandra Ghetta Leiterin der ifs Kinder- und Jugendberatung Jahresbericht 2023 | Fachberatung 17

Perspektiven aufzeigen ifs Fachberatung Wir unterstützen Menschen, die sich in schwierigen Lebenssituationen und persönlichen Krisen befinden. Gemeinsammit ihnen erarbeiten wir nachhaltige Problemlösungen. Unser Angebot ist vielfältig und umfasst Beratung, Behandlung und Psychotherapie. Wir begleiten sowohl Kinder, Jugendliche und Erwachsenen als auch Paare und Familien. Dabei ist die Form der Unterstützung so vielfältig wie die Themenschwerpunkte der einzelnen Fachbereiche: • Stressbelastungen und Verhaltensauffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter • Erziehungs- und Paarprobleme, Trennung/Scheidung • Schulden und Finanzbildung • (Drohender) Wohnungsverlust • Gewalt und Gewaltprävention • Psychische Probleme Mit einem unvoreingenommenen Blick von außen unterstützen wir Hilfesuchende bei der Bewältigung von Problemen und der Aktivierung von persönlichen Ressourcen. So gelingt es den Betroffenen, Perspektiven zu erkennen, ihre Handlungsfähigkeit und Selbstbestimmung wiederzuerlangen und damit gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Welche professionellen Unterstützungsangebote gibt es? Bei uns in der ifs Kinder- und Jugendberatung bieten wir Kindern psychologische Beratung und Behandlung, Eltern erhalten unterstützend Erziehungsberatung. Oder sie können sich an Psychotherapie Vorarlberg wenden. Ein sehr niederschwelliges Angebot für Kinder psychisch erkrankter Eltern ist „Kolibri. Kleine Held:innen“. Wenn die Kinder- und Jugendhilfe involviert ist, können Familien an Angebote wie die ifs Familienarbeit, ifs Flex oder ifs NASA vermittelt werden. Besonders wichtig ist, dass die betroffenen Elternteile eine Krankheitseinsicht entwickeln und sich Unterstützung holen. Denn nur der Erwachsene selbst kann das Problem lösen. Und was Hoffnung macht: Viele Kinder sind sehr resilient. Sie entwickeln sich auch unter schwierigen Bedingungen gut. ifs Kinder- und Jugendberatung bietet psychologische Beratung und Behandlung für Kinder und Jugendliche an. Diese Art der Unterstützung ist sinnvoll, wenn ein Leidensdruck besteht bzw. (noch) Unsagbares durch Symptome und auffälliges Verhalten ausgedrückt wird. Begleitend finden Elterngespräche statt. 05-1755-510 kinder.jugendberatung@ifs.at Jahresbericht 2023 | Fachberatung 18

13.292 Menschen nahmen Hilfe in Anspruch, um persönliche Krisen und Probleme zu bewältigen und neue Perspektiven zu erarbeiten. 3.311 2.743 2.620 1.349 1.043 540 485 445 407 176 100 73 3.311 Personen erarbeiteten gemeinsam mit der Schuldenberatung nachhaltige Lösungen für ihre Schuldenprobleme. 2.743 Patient:innen nahmen Psychotherapie in Anspruch, um ihre psychischen Erkrankungen behandeln zu lassen und die Lebensqualität zu erhöhen. 2.620 Menschen wurden bei der Bewältigung von Krisen und Konflikten durch die Familienberatung unterstützt. 1.349 Kinder und Jugendliche erhielten psychologische bzw. therapeutische Unterstützung durch die Kinder- und Jugendberatung, während deren Eltern begleitend beraten wurden. 1.043 Betroffene von häuslicher Gewalt und Stalking nahmen das Beratungs- und Unterstützungsangebot des Gewaltschutzzentrums Vorarlberg in Anspruch. 540 Gefährder:innen absolvierten die verpflichtende Beratung an der Beratungsstelle für Gewaltprävention. 485 Opfer von Gewalt nutzten das entlastende Angebot der Prozessbegleitung. 445 gewalttätige bzw. -bereite Menschen wurden von der Gewaltberatung dabei unterstützt, gewaltfreie Verhaltensweisen zu erarbeiten. 407 von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche sowie deren Bezugspersonen erhielten durch den Kinderschutz Hilfe und Beratung. 176 Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt waren, suchten mit ihren Kindern in der FrauennotWohnung Schutz und Sicherheit. 100 Frauen und Mädchen, die sexualisierte Gewalt erfahren hatten, nahmen das Angebot der Frauenberatungsstelle in Anspruch. 73 wohnungslose Menschen fanden in den Krisenwohnungen eine vorübergehende Wohnmöglichkeit und unbürokratische Hilfe. Jahresbericht 2023 | Fachberatung 19

Marie P.* lebt gemeinsam mit ihrer Tochter in einer Wohnung im Vorarlberger Unterland. Eigentlich keine Besonderheit, irgendwie aber doch. Denn Marie hat eine kognitive Beeinträchtigung. Trotzdem zieht sie ihre Tochter eigenständig groß und zeigt, was mit Unterstützung alles gelingen kann. Selbstverständlich dazugehören, selbstbestimmt leben – und zwar in allen Lebensbereichen. Eine inklusive Gesellschaft muss nicht nur physische Barrieren, sondern vor allem auch Barrieren in den Köpfen von Menschen abbauen. Gerade in Bezug auf Familien hat sich schon vieles getan. Die Familienformen sind bunter geworden: Mutter-Vater-Kind, Patchwork, Ein-Eltern-Familien, gleichgeschlechtliche Eltern. Doch passen auch Menschen mit Beeinträchtigung in dieses Bild? Definitiv! Familien sind bunt. Mit Unterstützung gelingt (fast) alles. Inklusion & Selbstbestimmung Margit Bröll Leiterin ifs Fundament * Name von der Redaktion geändert Jahresbericht 2023 | Inklusion & Selbstbestimmung 20

ifs Fundament bietet Beratung, Begleitung und Unterstützung für Menschen mit Beeinträchtigung, die selbständig und selbstbestimmt wohnen und leben wollen. Die Angebote sind bedürfnisorientiert ausgerichtet. Aufgrund der Flexibilität kann für so gut wie jedes Anliegen eine Lösung gefunden werden. 05-1755-530 fundament@ifs.at spiel Tipps rund um eine kindersichere Wohnung. Es geht um eine kindgerechte Ernährung, um Anleitung bei Haushaltstätigkeiten, um das gemeinsame Ausfüllen von Anträgen und das Vorleben von Verlässlichkeit und Verbindlichkeit. Niemals werden die Klient:innen dabei bevormundet, sondern immer befähigt und bestärkt. Ein Netz bietet Sicherheit Besonders wichtig ist der Aufbau eines unterstützenden Netzwerks, zu dem z. B. die Kinder- und Jugendhilfe, die Familienberatung, der Familiendienst, die Herkunftsfamilie, Spielgruppen und Schulen zählen. „Wir im ifs Fundament sind für die Erwachsenen zuständig, nicht für die Kinder“, erklären Genewein und Bröll. „Wir arbeiten mit den Eltern, unsere Kooperationspartner:innen mit den Kindern.“ Gemeinsam wird ein Netz geknüpft, um es den Kindern zu ermöglichen, bei ihren leiblichen Eltern aufzuwachsen. Erfolgreich selbständig Marie hat ihren Wunsch nach einer eigenen kleinen Familie verwirklicht und meistert auch die Herausforderungen als alleinerziehende Mutter. Begleitet durch ein Netzwerk und befähigt durch die Marte Meo Methode hat sie immer besser in die Rolle als Mutter hineingefunden und braucht heute keine Unterstützung mehr. Das Recht auf Familie Die UN-Behindertenrechtskonvention schützt das Recht von Menschen mit Beeinträchtigung, eine Ehe oder Partnerschaft einzugehen, eine Familie zu gründen, Kinder zu bekommen und diese auch zu behalten. Wichtig ist es, die Eltern ihrer jeweiligen Lebenssituation entsprechend zu unterstützen. Verschiedenste Hilfestellungen bietet das ifs Fundament: vom Aufbau eines Netzwerks rund um die Familie bis hin zu konkreten Anleitungen im Alltag. Realistische Perspektiven „Wir begleiten Menschen mit Beeinträchtigung, die selbständig wohnen und leben möchten. Und wir begleiten sie auch, wenn sie Eltern werden“, berichten Margit Bröll und Janet Genewein, Leiterinnen des ifs Fundament. Ganz unterschiedlich ist dabei der Bedarf an Unterstützung. Diese wird individuell auf die jeweilige Situation angepasst. Wichtig ist es, den Eltern etwas zuzutrauen und ihre eigenen Fähigkeiten zu betonen. Zugleich sollen die Klient:innen aber auch ihre Belastungsgrenzen erkennen. Denn nur so können sie realistische Perspektiven entwickeln und eigenständige Entscheidungen treffen. Die konkrete Unterstützung im Alltag gestaltet sich ganz unterschiedlich. Sie umfasst zum Bei- Janet Genewein Leiterin ifs Fundament Jahresbericht 2023 | Inklusion & Selbstbestimmung 21

Gemeinsam auf dem Weg ifs Inklusion & Selbstbestimmung Auf Fehlersuche? Sich auf Schwächen konzentrieren? Nicht bei „Marte Meo“. Diese Methode stellt die gelungenen Momente von Interaktionen in den Vordergrund. Denn Stärken lassen sich viel besser mobilisieren, wenn Menschen sehen, was ihnen in ihrem Leben alles gelingt. Auf der Suche nach Erfolgen „Marte Meo“ bedeutet „Aus eigener Kraft“ und ist eine Methode zur Entwicklungsunterstützung. Alltägliche Situationen und Interaktionen werden per Video aufgezeichnet und dann gemeinsam analysiert. Doch Berater:innen und Klient:innen machen sich nicht auf die Suche nach Fehlern, sondern auf die Suche nach Erfolgen. Dieses Vorgehen ermöglicht einen Zugang zu den eigenen Talenten und Potenzialen. Damit gelingt es, Entwicklungen anzustoßen und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu festigen. Und damit lässt sich der Alltag aus eigener Kraft meistern. Praktische Informationen und Tipps „Marte Meo“ eignet sich besonders im Rahmen der Erziehungsberatung und in der Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigung. Die Methode zeigt auf, wie Interaktionen gestaltet werden können, damit sich das Gegenüber wertvoll, akzeptiert und kompetent fühlt. Beispielsweise erhalten Eltern verstehbare und brauchbare Informationen, wie sie ihr Kind bestmöglich unterstützen können. Sie werden angeregt, ihr eigenes Verhalten und ihre Kommunikation weiterzuentwickeln. Denn so gelingt es ihnen, auf die individuellen Bedürfnisse ihres Kindes einzugehen und es erfolgreich durch die verschiedenen Lebensphasen zu begleiten. Schon Gewusst? „Marte Meo“ – Aus eigener Kraft Wir begleiten und unterstützen Menschen mit Beeinträchtigung in den unterschiedlichsten Lebensbereichen. Dabei stehen deren individuelle Stärken und Bedürfnisse im Zentrum. Inklusion, Selbstbestimmung und Selbstverantwortung zählen zu den grundlegenden Prinzipien unserer Arbeit. Unsere Beratung ist darauf ausgerichtet, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten und die Klient:innen in ihrer Selbständigkeit zu stärken. Gemeinsam mit ihnen erarbeiten wir passgenaue individuelle Lösungen und bieten Vertretung sowie Unterstützung an, wenn dies gewünscht und erforderlich ist. Im Vordergrund stehen Themen wie • Diagnostik • Selbständiges und Selbstbestimmtes Leben undWohnen • Integration und Teilhabe am allgemeinen Arbeitsmarkt • Beratung und Begleitung in Bezug auf alltägliche Themen und Fragestellungen • Vertretung im Sinne der Selbstbestimmung, der Menschenrechte und -würde Ziel unserer Arbeit ist es, Barrieren abzubauen und damit zur Schaffung einer inklusiveren Gesellschaft beizutragen. Einer Gesellschaft, die sich durch Respekt und Chancengleichheit auszeichnet. Jahresbericht 2023 | Inklusion & Selbstbestimmung 22

3.015 Personen wurden auf Grundlage des Erwachsenenschutzgesetzes rechtlich vertreten und beraten (Erwachsenenvertretung-Classic, Registrierung von Erwachsenenvertretungen und Vorsorgevollmachten, Clearings, Beratungen). 1.315 Patient:innen wurden von der Patientenanwaltschaft im Unterbringungsverfahren vertreten bzw. nicht untergebrachte Patient:innen beraten. 1.023 Klient:innen wurden bei freiheitsbe- bzw. -einschränkenden Maßnahmen durch die Bewohnervertretung vertreten. 761 Menschen mit körperlicher bzw. kognitiver Beeinträchtigung oder chronischer Erkrankung ließen sich im Rahmen der Sozialen Integration beraten. 370 Personen mit hohem Unterstützungsbedarf erhielten durch Spagat Unterstützung auf ihrem Weg der Integration am ersten Arbeitsmarkt. 350 Klient:innen nahmen beim Menschengerechten Bauen Beratung zu barrierefreiem Wohnen in Anspruch. 288 Menschen wurden mit klinisch-psychologischer Diagnostik bei der Orientierung und Entscheidungsfindung unterstützt. 155 Personen, die selbstbestimmt in einer eigenen Wohnung leben möchten, nahmen das Unterstützungsangebot des Fundament in Anspruch. 30 Menschen, die langfristig unter schweren psychischen Beeinträchtigungen leiden, erhielten Unterstützung durch die Sozialpsychiatrische Intensivbetreuung Vorarlberg. 27 Klient:innen mit sehr hohem Unterstützungsbedarf wurde die Umsetzung ihrer persönlichen integrativen Arbeitsstruktur ermöglicht. 7 Personen mit schweren Autismus-SpektrumStörungen bzw. frühkindlichen Entwicklungsstörungen wurden durch SIB Tirol betreut. 3 Klient:innen mit kognitiven Beeinträchtigungen und herausfordernden Verhaltensweisen wurden in der Fokussierten Einzelbetreuung begleitet. 7.344 Menschen erhielten Unterstützung, um ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten und selbstverständlich dazuzugehören. 3.015 1.315 1.023 761 370 350 288 155 30 27 7 3 Jahresbericht 2023 | Inklusion & Selbstbestimmung 23

Ausblick Wir werden weiterhelfen. Gesellschaftliche Entwicklungen, Bedürfnisse der Klient:innen, neue Erkenntnisse und Innovationen – sie alle veranlassen das ifs, das Beratungsangebot stetig zu prüfen und zu adaptieren. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, tut sich im ifs vieles. Sichtbar aber sicher Gewalt gegen Frauen und Kinder nachhaltig zu verhindern, ihnen Schutz und Hilfe zukommen zu lassen, ist eine gesamtgesellschaftliche Verpflichtung. Mit dem Beschluss des Kuratoriums des Vorarlberger Sozialfonds zum Bau eines neuen Frauenhauses startete das ifs mit der Umsetzung dieses Projektes. Das Haus wird mehr Plätze für Betroffene bieten, in kleine Wohneinheiten unterteilt sein und damit mehr Privatsphäre ermöglichen. Zudem wird mit dem Konzept „sichtbar aber sicher“ ein neuer Weg beschritten. Schule als chancenreicher Lebensraum Mit dem Ziel vor Augen, Probleme bzw. Konflikte an Schulen nicht eskalieren zu lassen, sondern möglichst präventiv zu verhindern, hat das Land Vorarlberg den Ausbau der Schulsozialarbeit beschlossen. Das bedeutet, dass die ifs Schulsozialarbeit ihr Angebot deutlich erweitern und die Präsenz vor Ort an den Schulen erhöhen kann. Somit sind Hilfe und Unterstützung noch einfacher zugänglich. Zugleich ist es möglich, nicht nur als „Feuerlöscher“ zu agieren, sondern präventiv tätig zu sein. Gemeinsam gegen Gewalt Unter demMotto „Gemeinsam gegen Gewalt“ arbeiten im ifs EinrichtungendesOpferschutzes und der Täter:innen- arbeit eng zusammen. Immer wieder leben von Gewalt betroffene Frauen in der ifs FrauennotWohnung oder werden vom Gewaltschutzzentrum Vorarlberg begleitet, während deren gewaltausübende Männer das Angebot der ifs Gewaltberatung in Anspruch nehmen. Oftmals möchten sowohl Opfer als auch Täter Informationen austauschen. Hier kann ein Gespräch, begleitet von Mitarbeiter:innen des Opferschutzes und der Gewaltberatung, zielführend sein. Deshalb werden aktuell die Rahmenbedingungen und grundlegenden Standards für begleitete Gespräche im geschützten Rahmen erarbeitet. Jahresbericht 2023 | Ausblick 24

Wir wären gerne überflüssig. Aber noch werden wir gebraucht und es gibt vieles zu tun. Zukunftsperspektiven eröffnen Außerordentliche Zeiten erfordern außerordentliche Lösungen. Deshalb werden Konzepte im und außerhalb des Rahmens bestehender Angebote immer wieder adaptiert und auch Einzellösungen kreiert, wenn Jugendliche die Regelangebote (noch) nicht annehmen können. Ziel ist es stets, den Jugendlichen Zukunftsperspektiven zu eröffnen. So wird beispielsweise das Angebot der ifs Flexiblen intensivpädagogischen Betreuung erweitert, sodass auch Jugendliche unter 14 Jahren aufgenommen werden können. Persönliche Entwicklungen fördern Der Bedarf an personenzentrierter Betreuung für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen, die durch herausfordernde Verhaltensweisen bestehende Begleitsysteme überlasten, steigt. Deshalb wird das Angebot der ifs Fokussierten Einzelbetreuung ausgebaut. Im 1:1 und/oder Kleingruppen-Setting werden die Betroffenen in ihrer individuellen Entwicklung gefördert. Ziel ist es, den Klient:innen die (Wieder-)Eingliederung in das Regelsystem zu ermöglichen. Institutionsübergreifende Vernetzung Das Thema „Systemsprenger:innen“ beschäftigt derzeit in Vorarlberg viele – sowohl im Jugendbereich als auch im Bereich der unmündigen Minderjährigen. Das ifs hat eine Koordinationsfunktion für straffällige unmündige Minderjährige übernommen, um einerseits eine institutionsübergreifende Vernetzung zu ermöglichen und andererseits durch eine Bündelung von Expertisen Bedarfe zu ermittelt. Unterstützung für elementarpädagogische Fachkräfte Elementarpädagogische Fachkräfte bauen im Rahmen ihrer Tätigkeit in Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen enge Beziehungen zu Kindern auf. Deshalb können sie Bedürfnisse und auch Risiken frühzeitig erkennen. Das Projekt „ifs Unterstützung elementarpädagogisches Personal (UeP)“ bietet als zentrale Anlaufstelle Hilfe im Umgang mit psychosozialen und/oder komplexen Themen. Jahresbericht 2023 | Ausblick 25

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