jahresbericht17

21 ifs Kinder-, Jugend- und Familiendienste Herkunftsfamilie aufgrund der fa- miliären Gesamtsituation derzeit nicht verantwortbar bzw. förderlich, so werden die Betroffenen in statio- nären Wohnformen untergebracht. Dabei ist die Entscheidung, ob Kinder und Jugendliche einer ambulanten oder stationären Begleitung und Unterstützung bedürfen, von zahl- reichen Faktoren wie beispielsweise Selbständigkeit, Eigenverantwor- tung, Grad der Gefährdung des Kindeswohls etc. abhängig. Nach ein- gehender vorheriger Abklärung ent- scheidet die öffentliche Kinder- und Jugendhilfe über den individuellen Bedarf sowie die passende Hilfeleis- tung und weist die Betroffenen den jeweiligen ifs Fachbereichen (oder auch anderen Institutionen) zu. In akuten Krisensituationen während der Nacht oder an Wochenenden kann eine Zuweisung, beispielsweise an die ifs Krisenwohngruppe Kom- pass, auch über den Familienkrisen- dienst erfolgen. Bestmögliche Vernetzung Jene Fachbereiche des ifs, die mit Klientinnen und Klienten arbeiten, die zur weiteren professionellen Unterstützung über die Kinder- und Jugendhilfeabteilungen der Bezirks- hauptmannschaften zugewiesen werden, sind dem thematischen Geschäftsfeld Kinder-, Jugend und Familiendienste zugeordnet. Im Rahmen der internen Umstruktu- rierungsprozesse hatte sich dieser Zusammenschluss und die damit einhergehende Schaffung einer Klammer im Bereich der privaten Kinder- und Jugendhilfe als sinn- voll erwiesen, um somit im Sinne der KlientInnen eine bestmögliche Vernetzung auf fachlicher Ebene zu erzielen. Unterteilt werden kann das Ge- schäftsfeld der Kinder-, Jugend- und Familiendienste in ambulante und stationäre Angebote. Während das Ambulant betreute Wohnen (AbW), die Familienarbeit, die Flexible in- tensivpädagogische Betreuung (Flex) und die Nachgehende sozialpädago- gische Arbeit (NASA) ambulante und nachgehende Hilfestellungen für Kinder, Jugendliche und Eltern bzw. Erziehungsberechtigte bieten, zählen die Krisenwohngruppe Kompass, die Wohngemeinschaft Unterland, das Haus Hohenweiler und die Wohnge- meinschaft Dornbirn zu den statio- nären Angeboten. Gefährdungen minimieren Im Rahmen unserer Arbeit versu- chen wir sowohl in den ambulanten als auch in den stationären Ange- boten, Kreisläufe zu durchbrechen, setzen dort an, wo Defizite sichtbar werden – am Unterstützungsbedarf von Kindern, Jugendlichen und deren Eltern – und arbeiten mit den vorhandenen Ressourcen. Die Ziele werden individuell zwischen Kinder- und Jugendhilfe und den Betroffen vereinbart und im Laufe der Betreuung weiter entwickelt. In- haltlich bedeutet das beispielsweise die Verbesserungen in der Eltern- Kind-Beziehung, das Etablieren einer guten Gesprächsbasis, Kinderschutz, Begleitung von Jugendlichen in die Selbständigkeit, Eltern wieder in ihre Handlungsfähigkeit zu bringen, Netzwerke zu knüpfen sowie Kinder, Jugendliche und Eltern in den Sozi- alraum zu integrieren und dessen Ressourcen zu nutzen. Viele unserer Fachpersonen sind nachgehend tätig, dies bedeutet, zu den betroffenen Menschen zu gehen und diesen Unterstützungsangebote zu machen, die im Sinne des Kindes- wohls nachhaltig wirken. Generell gilt es, in den ambulanten und auch stationären Angeboten die positive Entwicklung von Kindern und Ju- gendlichen zu fördern, Kontakte und Beziehungen wieder zu ermöglichen, Unterstützung in der Erziehung so- wie Schutz in Krisensituationen zu bieten. Oberste Priorität hat stets das Kindeswohl. Es gilt, Gefährdungen zu minimieren und eine weitere Zu- spitzung von zumeist bereits äußerst schwierigen und komplexen Situatio- nen zu verhindern. Während sich die umfassenden Unterstützungsleistungen der Fa- milienarbeit an Familien mit min- derjährigen Kindern richten, bieten die sozialpädagogischen Angebote Ambulant betreutes Wohnen, Flexi- ble intensivpädagogische Betreuung, Nachgehende sozialpädagogische Arbeit, Krisenwohngruppe Kompass und Wohngemeinschaft Unterland Hilfestellungen für Jugendliche zwi- schen 14 und 18 Jahren an. Das Haus Hohenweiler und die Wohngemein- schaft Dornbirn sind Angebote für die spezielle Zielgruppe der unbeglei- teten minderjährigen Flüchtlinge. Gemeinsam im Einsatz für Kinder und Jugendliche Um Familien bestmögliche Hilfe zu- kommen zu lassen, ist der Austausch zwischen öffentlicher und privater Kinder- und Jugendhilfe unerläss- lich. Der Dialog, der dank guter Ko- operationen bestens funktioniert, ist ein gelingendes Instrument, um die Arbeit im Sinne unserer Klien- tinnen und Klienten fortlaufend zu verbessern. Die Synergien, die sich in der engen Zusammenarbeit ergeben, ermöglichen es allen am Hilfeprozess beteiligten Personen eine gute Ko- operation zu praktizieren. Die Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe enden in der Regel mit der Volljährigkeit der Jugendlichen. Da diese sogenannten Careleavers aber zumeist über kein soziales bzw. familiäres Netz verfügen, wurde in Österreich das Projekt „Carelea- ver – Welcome to Life“ initiiert. Ziel ist es, Betroffene beim kritischen Übergang in die Selbständigkeit zu unterstützen und eine nachhaltige Entwicklung, Alltagsbewältigung und Gesundheitsförderung zu er- möglichen. In Vorarlberg wird dieses Projekt gemeinsam von ifs und Vor- arlberger Kinderdorf umgesetzt, wo- bei das ifs Ambulant betreute Woh- nen die Koordination übernimmt. ○ Maria Feurstein Leitung ifs Kinder-, Jugend- und Familiendienste

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