jahresbericht17

31 ifs Inklusion und Selbstbestimmung Diagnostik Daten und Informatio- nen, mithilfe derer es möglich ist, die Stärken und Schwächen der Klient­ Innen aufzuzeigen. Basierend auf den Ergebnissen der testpsychologi- schen Diagnostik können in der Folge entsprechende Fördermöglichkeiten und Hilfestellungen aufgezeigt wer- den. Es gilt, Ursachen zu ergründen, entsprechende Entlastungsangebote und -möglichkeiten aufzuzeigen und auf Wunsch in die Wege zu leiten. Im Zuge der Inanspruchnahme der Hilfsmaßnahmen erfolgt dann eine ganzheitliche Förderung der betrof- fenen Person. Im Jahr 2017 nahmen insgesamt 503 KlientInnen die Leistungen der ifs Diagnostik in Anspruch. Dabei ließ sich im Rahmen der Fragestellungen ein Ansteigen psychiatrischer Ko- morbiditäten im Kindes- und Jugend- alter erkennen, die im Alltag der Be- troffenen oftmals erst sehr spät bis gar nicht wahrgenommen werden. Dabei ist es besonders wichtig, kog- nitive Beeinträchtigungen möglichst frühzeitig zu erkennen, um so etwa- ige Überforderungsreaktionen und daraus resultierende Folgeschwierig- keiten und emotionale Belastungen zu vermeiden. ifs Integrative Arbeitsstruktur Auch Menschen mit schwerer und mehrfacher Beeinträchtigung ha- ben den Wunsch, an der Arbeitswelt teilzuhaben. Sie möchten einer sinn- vollen Tätigkeit nachgehen und Mög- lichkeiten zur persönlichen Weiter- bildung erhalten, um somit ein Leben in größtmöglicher Selbständigkeit zu führen. Um diesen Wunsch in die Re- alität umzusetzen, benötigen Betrof- fene professionelle Unterstützung, ummögliche Hürden, Unsicherheiten und offene Fragen aus demWeg zu räumen. Das Team der ifs Integrativen Arbeitsstruktur begleitet die Kli- entInnen auf ihremWeg der beruf- lichen Inklusion. Mit und für die jeweilige Person wird mithilfe der Persönlichen Zukunftsplanung, des Unterstützungskreises und von Schnuppermöglichkeiten eine indi- viduelle Arbeitsstruktur entwickelt. Es gilt, den Begleitbedarf abzuklären, Wochenpläne zu erstellen und die Struktur laufend weiterzuentwi- ckeln. In der Folge unterstützen die PersonenbegleiterInnen die Betrof- fenen langfristig und je nach Bedarf bei der regelmäßigen Umsetzung der Struktur. Sie begleiten auf demWeg vomWohnort zum Betrieb, unter- stützen beim Erlernen und Ausfüh- ren von Tätigkeiten in den Betrieben, strukturieren Arbeitsabläufe, sodass selbständiges Arbeiten möglich wird, bauen Kontakte zu Mitarbeitenden in den Betrieben auf und bieten Orien- tierungshilfe. Auch das soziale Um- feld der KlientInnen wird in die Um- setzung und Planung der Struktur miteinbezogen. Denn Ziel ist es, dass dieses soziale Netz auch über den Ar- beitskontext hinaus unterstützend mitwirkt. 2017 begleiteten die MitarbeiterInnen der Integrativen Arbeitsstruktur 15 KlientInnen, von denen 14 bereits eine ihnen individuell entsprechende Arbeitsstruktur hatten und in der Umsetzung unterstützt wurden. Ein Klient befand sich im Aufbau seiner Struktur. Zusätzlich wurden 2 KlientInnen im Rahmen des Sonder- auftrages „Familienentlastung“ be- gleitet sowie 10 weitere Personen wie Eltern, Angehörige und Fachkräfte unterstützt. ifs Sozial­ psychiatrische Individualbetreuung – Einzelbetreuung Menschen, die aufgrund frühkind- licher Entwicklungsstörungen und damit einhergehender kognitiver, persönlichkeitsstruktureller und psychischer Auffälligkeiten Betreu- ungsangebote nicht annehmen kön- nen, bedürfen ganz spezieller Hilfe – vor allem wenn Impulskontrollstö- rungen zu Fremd- und Selbstaggres- sion führen. Emotionale Regulation – das selbständige Steuern der eigenen Impulse – ist eine Leistung, die einen gewissen Grad an entwicklungspsy- chologischer Reife erfordert. Ist dies (noch) nicht der Fall, so ist es den Betroffenen kaummöglich, diese Kräfte adäquat zu regulieren. Wie ein kleines Kind sind sie dann diese Emotion und erleben sich noch nicht als eine Person, die die Emotion hat. Die MitarbeiterInnen der SIB Einzel- betreuung bieten Betroffenen eine intensive Begleitung, um ihnen eine Chance auf Nachreifung in diesem elementaren Bereich zu ermöglichen. Dabei hängt das Begleiten und För- dern von Reifungsprozessen stark mit persönlicher Aufmerksamkeit (Präsenz) und Spiegelung durch die Betreuungsperson zusammen. Für jeden jungen Menschen, der im SIB aufgenommen wird, wird ein individueller Betreuungsplan erstellt und gemeinsam eine eigenstän- dige Wohneinheit bezogen, wo die Fachpersonen rund ein Jahr lang in 1:1-Betreuung mit dem Klienten/der Klientin leben und den Alltag gestal- ten. Darauf folgt eine kontinuierliche Reduzierung der Betreuungsintensi- tät, wobei sich die Fachpersonen an den realen Gegebenheiten und der persönlichen Stabilität des Klienten/ der Klientin orientieren. Diese För- derung stärkt die Betroffenen im Erleben ihrer Selbstwirksamkeit, sie werden – ihrem Alter entsprechend – handlungsfähiger und benötigen folglich in der Zukunft weitaus weni- ger Hilfe. Eine Wiedereingliederung in die günstigeren Regelsysteme des Landes kann erfolgreich vollzogen werden und ein selbstbestimmtes Leben wird möglich. Im vergangenen Jahr begleitete die SIB Einzelbetreuung 5 KlientInnen. Eine auffallende Entwicklung war in Bezug auf die Altersstruktur aus- zumachen. Wurden vor zwei Jahren zumeist Personen zwischen 18 und 25 Jahren begleitet, so wurden 2017 auch Anfragen für jüngere Klien- tInnen (ab 10 Jahren) an das SIB gerichtet. Deshalb erfolgten Aufnah- men nicht mehr ausschließlich über Zuweisung durch den Fachbereich Sozialpsychiatrie und Sucht der Ab- teilung Gesellschaft, Soziales und

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