ifs_jahresbericht_2018_sc

17 ifs Fachberatung Verbindung gebracht. Chronischer Stress als Folge verhindert, dass sich der Organismus beruhigen und erholen kann und sich dadurch zunehmend mehr erschöpft. Im Be- richtsjahr zählten, wie auch in den Jahren zuvor, Belastungs- und soma- toforme Störungen sowie Depressi- onen, Angst und Panikstörungen zu den am häufigsten diagnostizierten Erkrankungen. Nicht selten ver- drängen Betroffene die Symptome lange Zeit, denn die Scham über das empfundene Versagen ist ebenso groß wie die Hoffnung, mit den Problemen alleine fertig zu werden. Oft erfolgt der Anstoß zur Psycho- therapie von außen, durch Famili- enmitglieder, HausärztInnen oder Vertrauenspersonen. Der von den Sozialversicherungs- trägern, dem Land Vorarlberg und den Vorarlberger Gemeinden (So- zialfonds) an das ifs übertragene Auftrag der Umsetzung der Sach- leistungspsychotherapie ermöglicht mit demModell „Psychotherapie Vor- arlberg“ ein niederschwelliges und bezahlbares Psychotherapieangebot. Insgesamt 55 PsychotherapeutInnen (ifs Angestellte und assoziierte nie- dergelassene PsychotherapeutInnen) verteilt auf 18 Standorte bieten mit einem großen Spektrum an Schwer- punkten wissenschaftlich fundierte Psychotherapie für Erwachsene, Paare, Kinder und Jugendliche an. Im vergangenen Jahr nahmen 2.704 Personen dieses Angebot der psycho- therapeutischen Behandlung in An- spruch, wobei sich Frauen mit einem Anteil von zwei Drittel nach wie vor häufiger und schneller Hilfe suchen als Männer. Dies sagt weniger über das Krankheitsvorkommen bei Män- nern aus, als vielmehr über die sich hartnäckig haltenden Stereotypien von Männlichkeit, die es für Männer ungleich schwerer machen, Bedürf- tigkeit und Schwäche zu zeigen. Männer suchen keine oder viel später Hilfe, was dazu führt, dass Depressi- onen weniger erkannt und diagnosti- ziert werden. Ein Blick auf die öster­ reichischen Suizidraten erhärtet diesen Verdacht – die Todesursache durch Selbsttötung ist bei Männern dreimal so hoch wie bei Frauen. Der Anteil an KlientInnen unter 18 Jahren erhöhte sich 2018 auf 9 Prozent, der Großteil der Hilfesu- chenden war zwischen 25 und 45 Jahre alt und befand sich somit in jener Lebensphase, die geprägt ist von tiefgreifenden Übergängen, wie das Verlassen des Elternhauses, Familiengründung, berufliche Wei- chenstellung etc. und folglich mit hohen Anforderungen an die psychi- sche Anpassungsleistung verbunden ist. Unerwartete und traumatische Lebensereignisse beinhalten immer ein hohes Risiko, dass die zur Verfü- gung stehenden Bewältigungsme- chanismen überfordert werden und bestehende Lebenspläne ins Wanken geraten. ifs Schuldenberatung Der Grat zwischen Einkommen und Auskommen ist oft schmal. Geld- knappheit führt zu einem Gefühl mangelnder Lebensqualität, es bleibt kein Spielraum für unvorhergese- hene, aber notwendige Investitionen. Besonders kritisch wird es, wenn Schulden zu einem Schuldenberg anwachsen und so hoch sind, dass sie nicht mehr zurückbezahlt werden können. Denn Überschuldung be- droht die Existenz in jeder Hinsicht, sie führt zu Armut sowie mangelnder gesellschaftlicher Teilhabe und hat Auswirkungen auf die Gesundheit. Die ifs Schuldenberatung bietet kostenlose Beratung und Hilfe für Menschen, die nicht wissen, wie Sie ihre Schulden zurückbezahlen sollen. Gemeinsam werden Lösungen für eine geregelte finanzielle Zukunft erarbeitet. Es gilt, die finanzielle Si- tuation der Betroffenen abzuklären, existenzsichernde Maßnahmen zu vermitteln und Sanierungspläne zu erstellen. Zudem bietet die Schul- denberatung Unterstützung bei der Durchführung und Abwicklung des Privatkonkurses. Von großer Bedeu- tung ist in diesem Zusammenhang, dass mit den Neuerungen im Privat- konkurs die realistischen Chancen auf eine Entschuldung deutlich gestiegen sind. Mit Ende des Jahres 2017 ist die Mindestquote von 10 Pro- zent für eine erfolgreiche Entschul- dung durch eine Privatinsolvenz gefallen und das Abschöpfungsver- fahren wurde von sieben auf fünf Jahre verkürzt. Somit ist nun auch eine Entschuldung von Personen mit sehr niedrigem Einkommen oder ehemaligen Selbständigen mit hohen Schulden möglich. Infolgedessen

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