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ifs Jahresbericht 2018 26 len und manches Mal reichen – auch ohne zusätzliche Belastungen wie Krankheiten oder schwierige Lebens- erfahrungen – die Ressourcen der Be- troffenen nicht aus, um selbständig Lösungen zu finden. In akuten Krisensituationen bietet die Krisenwohngruppe Kompass Jugendlichen schnell und unbürokra- tisch Unterstützung und eine vorü- bergehende Unterbringung an. Die Zuweisung erfolgt über die öffent- liche Kinder- und Jugendhilfe bzw. nachts und amWochenende über Vermittlung durch den Familienkri- sendienst. Während des Aufenthalts in der Krisenwohngruppe werden die Jugendlichen intensiv begleitet. Es gilt, gemeinsam Hintergründe zu erkennen, Zusammenhänge zu ver- stehen und Ressourcen zu entdecken. Ziel ist es, Perspektiven für die Zeit nach dem in der Regel sechs Wochen dauernden Aufenthalt zu erarbeiten. Um Lösungen zu finden, die von al- len Beteiligten mitgetragen werden, sucht das Team von Kompass auch die Zusammenarbeit mit Eltern und dem Helfersystem. Insgesamt 97 Jugendliche (54 Mäd- gendliche (10 Mädchen und 7 Jungen) betreut. Ein Großteil zeigte neben sozialpädagogischen Bedarfen auch psychiatrische Auffälligkeiten, die auf hohe Bindungs- und Entwick- lungsdefizite in der frühen Kindheit zurückzuführen sind. In diesem Zu- sammenhang ist neben der psycho- logischen Individualbetreuung die Kooperation mit einem Kinder- und Jugendpsychiater sowie pro mente Vorarlberg von besonderer Bedeu- tung. Die Aufenthaltsdauer variierte zwischen 6 und 24 Monaten. Durch- schnittlich lebten die Jugendlichen 12 Monate in der WG Unterland. ifs Wohngemeinschaft Dornbirn Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge haben auf der Flucht Traumatisches erlebt. In der Folge entwickeln manche von ihnen schwerwiegende psychiatrische Auffälligkeiten und sind aufgrund von eskalierendem Konfliktver- halten, Selbstverletzungen, Sui- zidandrohungen, Dissoziationen, Schlaf- und Bindungsstörungen in herkömmlichen Betreuungsein- richtungen nicht haltbar. Seit 2017 bietet die sozialpädagogische Wohn- gemeinschaft Dornbirn diesen Ju- gendlichen im Auftrag der Kinder- und Jugendhilfe Unterbringung und Betreuung. Gemeinsam mit den Bewohnern sucht das Team der WG Dornbirn nach Wegen, um die zeitgemäßen, westlich-mitteleuro- päischen pädagogischen Konzepte mit den Bedürfnissen der geflüch- teten jungen Männer in Einklang zu bringen. Im ersten Halbjahr 2018 gestaltete sich die Arbeit als äußerst schwierig und herausfordernd. Anfang des Sommers 2018 gelang dank verän- derter Rahmenbedingungen im WG-Alltag und der Installierung eines Stufenplans als Intervention bei dissozialem Verhalten ein gutes Miteinander. Gleichzeitig wurden vermehrt Gruppenaktivitäten und freizeitbezogene Einzelaktivitäten chen und 43 Jungen) fanden 2018 in der ifs Krisenwohngruppe Kompass einen vorübergehenden Wohnplatz. Das Erreichen der Kapazitätsgrenze und damit einhergehend die not- wendige Ablehnung von Aufnahmen stellte eine situative Belastung für alle Beteiligten dar. Im vergangenen Jahr war Kompass aufgrund der Vollbelegung an 68 Tagen nicht in der Lage, Aufnahmen für reguläre Kri- senunterbringungen anzubieten. ifs Wohngemeinschaft Unterland Anhaltende familiäre Spannungen, komplexe Störungen der jugendli- chen Persönlichkeitsentwicklung oder grenzüberschreitendes puber- tierendes Verhalten sind unter ande- rem Gründe dafür, dass ein weiteres Zusammenleben von Eltern und Ju- gendlichen nicht möglich ist. Oftmals fehlt es den betroffenen Jugendli- chen noch an Selbständigkeit und Ei- genverantwortung, sodass das Bezie- hen einer eigenen Wohnung auch mit ambulanter bzw. mobiler Betreuung nicht zu verantworten wäre. In die- sen Fällen ist eine Unterbringung im vollstationären Setting notwendig. Im Auftrag der Kinder- und Jugend- hilfe bietet die ifs WG Unterland Jugendlichen, deren soziale Integ- ration und eigenverantwortliche Lebensführung aufgrund massiver individueller und familiärer Belas- tungen gefährdet ist, eine geschützte und förderliche Wohnmöglichkeit außerhalb der Familie. Im Rahmen der 24-Stunden-Betreuung werden die jungen Menschen darin unter- stützt, ihre zumeist komplexen Schwierigkeiten zu bewältigen und neue Handlungsstrategien, Ziele und Perspektiven zu erarbeiten. Dabei steht einerseits das Erlernen der Alltagsbewältigung, andererseits das soziale Lernen in der Gruppe im Mittelpunkt. Zudem erhalten Bezugs- personen wie Eltern und Obsorgebe- rechtigte adäquate Unterstützung und Beratung. Im vergangenen Jahr wurden in der ifs WG Unterland insgesamt 17 Ju-
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