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Winter 2015 Ihnen ist sicher gleich aufgefallen, dass an der Überschrift etwas nicht ganz stimmt? Oder? Noch einmal gelesen? Gut, dann können wir weiter machen. Schon als Kind hat es mich nämlich furchtbar gestört, wenn einer unserer Lehrer mit seinem Spruch „Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser!“ unsere Unterlagen vor einer Schularbeit ein- sammelte und meinte, damit jeglichem Schwin- deln Einhalt geboten zu haben. „Weit gefehlt, Herr Lehrer!“, wollten wir ihm schon damals zurufen. Wir haben uns nur andere Möglichkeiten des Schummels ausgedacht. Und brachten es damit zu wahren Meistern. Ich glaube nicht, dass das im Sinne des Erfinders war. Aber immerhin hat uns dieser Lehrer, ohne dass er es wollte, zu immer neuen Höhenflügen in kreativer Schularbeiten­ gestaltung herausgefordert. Manche zehren heute noch von diesen damals erworbenen Fähigkeiten. Im Laufe meines Lebens hat sich mein Verständnis von Vertrauen geändert. Vor allemmeine Kinder haben mir vieles beigebracht. Und auch mein Beruf als Sozialarbeiter, aus dem in den letzten 25 Jahren ein Schuldenberater wurde, hat mich sehr geprägt. Ich habe gelernt: Wer seinen Kindern vertraut, wird mit Vertrauen belohnt. Wer ihnen darüber hinaus auch noch etwas zutraut, kann ihnen trauen. Und wer will, dass Kinder Vertrauen lernen, muss ihnen das zuerst entgegenbringen. Keine Angst, ich bin und war nie ein Übervater, der alles richtig gemacht hat. Fragen Sie meine Kinder – und verraten Sie bitte niemandem deren Antwor- ten. Ich meine aber, dass es in der Erziehung von Kindern immer darum geht, sie ihrem Alter ent- sprechend ernst zu nehmen. Und zu respektieren, dass sie irgendwann einmal erwachsen sind. Das schafft Vertrauen. In meiner Arbeit, sei es früher als Telefonseelsor- ger oder jetzt als Schuldenberater, gilt Ähnliches. Peter Kopf Geschäftsführer ifs Schuldenberatung peter.kopf@ifs.at Kontrolle ist gut. Vertrauen ist besser! Wer seinen Kindern vertraut, wird mit Vertrauen belohnt. Klienten und Klientinnen haben die Ressourcen, die nötig sind, um ihr Leben gut zu gestalten. Häufig sind diese aber verschüttet, verletzt, unsichtbar. Da braucht es Anstöße von außen, um sie wieder zu aktivieren. Ein ganz entscheidender Anstoß ist das Vertrauen, das ich einer ratsuchen- den Person entgegenbringe. Im Idealfall vertraut jemand mir und ich schenke ihmmein Vertrauen – so gelingen nicht nur gute Paarbeziehungen, son- dern das ist auch das Geheimnis von gelingenden beraterischen und helfenden Kontakten. Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, warum Sportler und Sportlerinnen Leistungen erbringen, die man ihnen nie zugetraut hätte? Vielleicht, weil jemand an sie glaubt und ihnen unendliches Ver- trauen entgegenbringt. ○ Kolumne 11

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