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13 Winter 2015 Eine Jugendliche war damals schwanger, hat das Baby zur Welt gebracht und mit dem Baby im AbW gewohnt. Im Laufe der Jahre hat hin und wieder eine junge Mama mit ihrem Kind im AbW gelebt. Auch das hat gut funktioniert. Einmal wurde ich angerufen, ich soll sofort vor- beikommen, es habe gebrannt. Eine schreckliche Vorstellung! Als ich zur Wohnung kam, war weit und breit keine Feuerwehr, kein schwarzer Ruß an der Außenfassade zu sehen, was mich schon etwas beruhigt hat. Es stellte sich dann heraus, dass eine Jugendliche eine Kerze auf dem Klo aufgestellt und vergessen hatte, diese auszublasen. Die Kerze hat den Klodeckel geschmolzen. Das Mädchen hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen, aber Gott sei Dank ist ja nichts Schlimmes passiert. Und heute kann ich diese Geschichte mit einem Schmunzeln erzählen. Was waren herausragende bzw. berührende Erleb- nisse mit den Jugendlichen? M. Brüstle: Es gibt viele berührende Erlebnisse. Wenn man sieht, dass sich die Jugendlichen tat- sächlich in Richtung Eigenständigkeit entwickeln und diese ausbauen. Wie dankbar die jungen Menschen sind, dass sie in dieser Wohnform expe- rimentieren dürfen. Wie das Vertrauen zu den Betreuern und Betreuerinnen wächst. Anfangs wahren die Jugendlichen meist Distanz, aber dann beginnen sie von sich aus zu erzählen, berichten von ihren Wünschen und Ängsten. Frau Hilbe, hat sich das Konzept des AbW aus Ihrer Sicht bewährt? Hat es sich im Vergleich zur Vergangenheit verändert? A. Hilbe: Das, was sich über all die Jahre bewährt hat, ist das Grundkonzept, hinter dem ich auch heute zu 100 Prozent stehe. Natürlich gibt es im Alltag immer wieder Adaptierungen, denn das Konzept kann und muss nicht bei jedem Jugend- lichen eins-zu-eins umgesetzt werden. Individuell wird darauf geachtet, was in der jeweiligen Situa- tion passend ist. Wir betreuen z.B. Jugendliche, die überaus selbständig sind. Das sind vor allem Jugend- liche, die zu Hause bei ihren Eltern viel Verantwortung übernehmen mussten – für sich, ihre Geschwister, aber auch für ihre Eltern. Kinder aus Suchtfamilien und/oder Kinder von psychisch kranken Eltern. Diese Jugendlichen brauchen nur wenig an von uns vorgegebener Tages- struktur, wenig Anleitung für Alltägliches. Was diese Jugend- lichen brauchen, sind Situationen, in denen sie Kind sein dürfen, in denen sie sich zu 100 Prozent auf ihren Gegenüber, ihren Betreuer verlassen können. Sie brauchen Halt, Sicherheit, Feedback. Aber sie brauchen auch jemanden, der mit ihnen unbeschwert ist, der mit ihnen lacht, etwas unter- nimmt. So entsteht eine Bindung, Beziehung und Vertrauen kann wachsen. Und dann betreuen wir Jugendliche, die sehr viel Anleitung im Alltag brauchen, die mit ihrem Haus- halt, ihrem Leben komplett überfordert sind. Auch dort gilt es natürlich, Vertrauen aufzubauen, da zu sein. Allerdings zeichnen sich die Termine mit die- sen Jugendlichen auch dadurch aus, gemeinsam die Wohnung aufzuräumen, sich den Finanzen zu widmen usw. Schön ist das Strahlen in den Augen der Jugend- lichen, wenn man ihnen zu verstehen gibt: Ich Wissen ifs Ambulant betreutes Wohnen eröffnet Jugendlichen in eigens angemieteten Wohnungen die Möglichkeit, ein selbständiges Leben unter fachlicher Betreuung zu erproben. Die Jugendlichen erhalten Unterstützung in ihrer persönlichen Entwicklung, insbe- sondere bei der Gestaltung und Bewältigung ihres Alltages. Telefon 05-1755-550 abw@ifs.at

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