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wie 16 Vertrauen zu können ist eine wichtige Basis für unsere Beziehungen. Je nach Qualität der erlebten Beziehung zu den primären Bezugspersonen wer- den die Weichen gestellt, ob wir der Welt und den Menschen um uns herum tendenziell vertrauen oder misstrauen. Erik Erikson, ein Freud-Schüler, hat den Begriff des „Urvertrauens“ geprägt. Dieses Urvertrauen, das beimMenschen schon als Säugling in den ersten Lebensmonaten und Lebensjahren gebil- det wird, meint ein Grundgefühl, das bestimmt, welchen Situationen und Menschen wir vertrauen können und welchen nicht. Dieses Grundgefühl – Urvertrauen oder eben mangelndes Urvertrauen – ist maßgebend dafür, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen und sie beurteilen. Als Erwachsener zeigt sich das Urvertrauen in der Gefühlsqualität der optimistischen Zuversicht im selbstvertrauen- den Umgang mit der Welt. Das Vertrauen in uns selbst hängt eng mit dem Vertrauen zu anderen Menschen zusammen. Wenn wir uns selbst vertrauen, glauben wir daran, dass wir unser Leben meistern, Herausforderungen bestehen können. Mit dieser Haltung begegne ich anderen Menschen vertrauensvoll und kann offen auf meine Mitmenschen zugehen. Dadurch wer- den vertrauensvolle Menschen in ihrer Haltung genauso bestätigt wie misstrauische. Verlässliche Bezugspersonen Damit Kinder Vertrauen entwickeln können, brauchen sie verlässliche Bezugspersonen, zu denen eine sichere Bindung besteht. Dabei sind Erfah- rungen von Gebor- genheit, Freiheit und Bindung wichtig: Die Beziehungen zu den wichtigen Bezugspersonen sind verlässlich. Es ist jemand für mich da, wenn ich Hilfe brauche. Wenn die Eltern etwas ankündigen, halten sie es auch ein. Ich kann etwas bewirken, meine Ziele umsetzen. Die Anforderungen von außen überfordern mich nicht. Ich kann eigene Erfahrungen machen. Laut Eriksons Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung begünstigt der Erwerb eines soliden Urvertrauens auf der ersten Entwicklungsstufe die Bewältigung der folgenden Entwicklungs- schritte. Eine mangelhafte Ausbildung dieses Grundgefühls hat entsprechend eine erschwerte weitere Entwicklung zur Folge. Dann kann es in späterer Folge zu Bindungsstörungen, emotio- nalen Problemen oder Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern kommen. Geborgenheit und Freiheit Beziehungen zu Bezugspersonen legen in der Kindheit den Grundstein für Vertrauen – eine psychologische Perspektive „Damit Kinder Vertrauen entwickeln können, brauchen sie verlässliche Bezugspersonen, zu denen eine sichere Bindung besteht.“
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