ifs_zeitschrift_2_15_sc

25 Winter 2015 Marcel Hirscher, der Unglaubliches leistet, ist einmal krank und kann dann ein Rennen nicht fahren. Ich glaube, in solchen Situationen ist mit einemWenn-dann-Prinzip nichts auszurichten. Da braucht es mehr, die Einsicht, dass alles seine Zeit hat. Und wenn der Körper solch Enormes leisten, dann fordert er irgendwann seine Ruhe – meistens zu einem Zeitpunkt, an demman es am wenigsten brauchen kann. Aber ich glaube, es ist sehr wichtig zu akzeptieren, dass alles seine Zeit hat und dies nicht nur von uns abhängt. Es gibt eine Zeit für die Ruhe und eine Zeit für den Tanz. Ist Misstrauen das Gegenteil von Vertrauen? Nein, ich glaube das Gegenteil von Vertrauen ist Resignation. „Re“ bedeutet „rück“ und „signature“ „Unterschrift“ – ich nehmen mein Ja zu meinem Leben zurück. Das wäre für mich das Gegenteil von Vertrauen. Ich denke, dass Vertrauen auch ein gesundes Miss- trauen braucht. Das sind Zwillinge, wenn man so will. Das Vertrauen sollte der Stärkere sein, aber auch das Misstrauen brauchen wir, dieser gesunde Zweifel, diese Skepsis, dass wir nicht alles glauben. Misstrauen kann also durchaus gut sein? Ja, für mich ist Misstrauen wichtig. Denn ohne gesundes Misstrauen wären wir vertrauensselig, würden blind vertrauen. Ein griechisches Sprich- wort lautet: Wer demMeer vertraut, kennt es nicht. Da geht es nicht umMisstrauen, sondern um gesunden Respekt, um gesunde Vorsicht. Das heißt, dass auch blindes Vertrauen nicht angebracht ist? Nein, das ist überhaupt nicht angebracht, denn durch blindes Vertrauen ist in der Geschichte schon viel Leidvolles passiert. Und der Satz „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“… Wie gesagt, den würde ich umdrehen. Die Kontrolle ist sicher gut, aber oft ist Vertrauen besser, da braucht es keine Kontrolle. Durch Kontrolle erhö- henwir die Angst. Vertrauen aber schenkt Freiheit. ○ Vielen Dank für das Gespräch. Inge Patsch Logotherapeutin info@ingepatsch.at Jeder Mensch nimmt die Welt auf zwei grundverschiedene Weisen wahr: mit verstandesmäßigem Denken und intuitivem Fühlen. Aus diesem Zusammenspiel, das wohl eine der größten Herausfor- derungen in unserem Leben dar- stellt, entsteht die Logik des Her- zens. Wird die Verstandesebene überbetont, fehlen Lebensfreude und Begeisterung; wenn man sich nur auf das Gefühl verlässt, ist man struktur- und orientierungslos. Sind Denken und Fühlen in Harmonie, dann treffen wir gute Entscheidungen, brauchen keine Angst vor Fehlern haben und kön- nen sinnerfüllt und in heiterer Gelassenheit leben. Verantwortlich dafür, dass Verstand und Gefühl im Einklang sind, ist das Vertrauen. Egal, wie oft ein Mensch z. B. durch das familiäre und soziale Umfeld Enttäuschungen erlebt hat – ganz tief in ihm schlummert ein Vertrauen, welches nur er selbst kennt. Auch im Erwachsenenalter lässt es sich – obwohl verschüttet – bereitwillig wecken. Diesem Ansinnen, das von Viktor E. Frankl, dem Begründer der Logotherapie und der Existenz- analyse, inspiriert ist, hat sich die Autorin ver- schrieben. In diesem Buch zeigt sie humorvoll anhand verschiedener Alltagssituationen, durch innere Dialoge und in vielen Zeichnungen, was in unserem Körper geschieht, wenn Verstand und Gefühl miteinander im „Clinch“ liegen. Sie beschreibt, welchen „Taktgebern“ wir heute aus- gesetzt sind, die verhindern, dass sich die Stimme des Herzens Gehör verschafft. Und sie bietet jede Menge „Seelennahrung“ und „Verstandesfutter“ an, um der Logik des Herzens auf die Spur zu kommen. Inge Patsch Die Logik des Herzens Topos 2014 Inge Patsch Die Logik des Herzens Vertrauen in das Leben gewinnen Buchtipp

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ2MDY0