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29 Winter 2015 die Kursteilnehmer im Plenum erzählen, wie es ihnen beim Beantworten der Fragen ergangen ist. Häufig wird geschildert, dass es einem bei der Vorstellung, selbst die Unterstützung durch einen Sachwalter zu benötigen, nicht gut ginge. Man wäre der Person gegenüber misstrauisch, wäre gekränkt, verunsichert, vielleicht sogar aggressiv oder ablehnend eingestellt. Einige fragen sich, ob sie die Person auf die Probe stellen würden. Von manchen wird der Umstand aber auch als Entlastung und Erleichterung beschrieben. Es wird erwartet, dass die Sachwalterin oder der Sach- walter respektvoll und acht- sammit einem umgeht. Dass Wohlwollen und Akzeptanz spürbar werden, dass auf die Wünsche und individuellen Bedürfnisse eingegangen, Verlässlichkeit bei der Erledigung der Angelegenheiten bewiesen wird. Dass sich der Sachwalter bzw. die Sachwalterin parteilich für einen engagieren, dass Großzügig- keit an den Tag gelegt wird, was bedeutet, dass die Klienten auch einmal einen Fehler machen dürfen. Und zu guter Letzt, dass einemmit einer posi- tiven Einstellung gegenüber getreten wird, womit gemeint ist, dass die Sachwalterin bzw. der Sach- walter auch ein Stück Hoffnung vermitteln soll. Eine wertvolle Unterstützung Diese Bandbreite erlebe ich als hauptberufliche Sachwalterin auch in meiner täglichen Arbeit und umso mehr freut es mich, dass sich unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter bereits vor Beginn ihrer Tätigkeit so praxisnah ihrer künftigen Auf- gabe stellen. Wenn es uns gelingt, in der täglichen Arbeit auf das Erleben unserer Klientinnen und Klienten einzugehen sowie ihre Erwartungen im Umgang zu erfüllen, so wird das die Vertrauens- beziehung festigen und stärken. Dann kann Sach- walterschaft von den betroffenen Personen als wertvolle Unterstützung erlebt werden. ○ Befürchtungen der betroffenen Person rund um das Thema Sachwalterschaft ausreichend einzugehen? Kann ich demMenschen vermitteln, dass mit den Informationen, die ich erhebe, sorgsam umgegan- gen wird? Gelingt es mir, im Gespräch Wertschätzung und Respekt für mein Gegenüber spürbar zu machen? Kann ich glaubhaft vermitteln, dass im Falle der Notwendigkeit einer Sachwalterschaft die wirt- schaftlichen und rechtlichen Angelegenheiten kompetent und umsichtig erledigt werden und dass die Sachwalterschaft nur jene Bereiche umfasst, die die betroffene Person nicht selbst erledigen kann? All das in einem einzigen Gespräch umzusetzen, ist nur äußerst selten möglich. In der Regel wird es mehrere Termine erfordern. Und auch wenn es im Clearing gelingt, eine erste Vertrauensbasis zu schaffen, muss dieses Ver- trauen in der täglichen Arbeit weiter gelebt und verfestigt werden, insbesondere wenn das Clea- ring ergibt, dass es keine Alternativen gibt und somit eine Sachwalterbestellung unumgänglich ist. In die Situation einfühlen Als bestellte Sach- walterin bin ich gefordert, mich in die Situation der Betroffenen einzu- fühlen. Für manche Menschen ist es sehr schwer, damit konfrontiert zu werden, dass sie diese Form der Unterstützung benötigen. Im Ausbildungskurs für unsere ehrenamtlichen MitarbeiterInnen gibt es eine Ausbildungseinheit zu den Themen Leitbild, Ethik und Arbeitshaltung. In diesem Kursteil werden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen unter anderem aufgefordert, zwei Fragen zu beantworten. Die erste Frage lautet: Bitte überlegen Sie, was es für Sie bedeuten würde, wenn Sie selbst die Unter- stützung durch eine Sachwalterin oder durch einen Sachwalter benötigen würden? Die zweite Frage: Was würden Sie sich im Umgang von Ihrem Sachwalter erwarten? Als Kursleiterin bin ich oft sehr beeindruckt, wenn Helga Margotti ifs Sachwalterschaft helga.margotti@ifs.at „Wenn es uns gelingt, in der täglichen Arbeit auf das Erleben unserer Klientinnen und Klienten einzugehen sowie ihre Erwartungen im Umgang zu erfüllen, so wird das die Vertrauensbeziehung festigen und stärken.“ „Als bestellte Sachwal- terin bin ich gefordert, mich in die Situation der Betroffenen einzufühlen.“

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