ifs_zeitschrift_2_15_sc
wie 4 Viele Menschen haben das Vertrauen, die Liebe und die Hoffnung verloren: zu sich selbst, zu ihren Beziehungen, zu ihren Leistungen, zu gesell- schaftlichen Institutionen, zu Religion, Kultur, Bildung und Politik. Im Dschungel der Zweifel und des Vertrauensverlusts halten sie innerlich allerdings an einer Art Rechtsanspruch auf ein „gutes und vor allem sicheres Leben“ fest. Sie wollen nicht wahrhaben, dass das Leben uns im Augen- blick der Geburt absolut nichts versprochen, sondern lediglich mit dem Geschenk der nackten Geburt bedacht hat. In der Nacktheit des Geborenwer- dens stecken allerdings alle Potentiale, die es braucht, um ein „gutes“ Leben in eigener Verantwortung zu gestalten und ihm Sinn zu verleihen. Eine große Schleife schmückt die Gabe. Darauf steht, worum es geht. Um Vertrauen! Auch wenn das Leben nichts versprochen hat, so hält es viel! Vor allem das, was der Mensch in Liebe und im Vertrauen zu sich selbst, zum anderen und zur konkreten Welt in Bewegung setzt und gestaltet. Wer vertraut, muss sich etwas trauen! Es geht um das Wagnis, sich dem brüchigen Boden des Lebens, seinemWandel und seinen Verände- rungen zu stellen und die Kraft des Vertrauens aufbringen, Zweifel und Ungewissheit als Wanderstab zu akzeptieren. Mit dieser Grund- wahrheit hadern wir besonders, wenn die Realität des Lebens sich nicht nach unseren Wünschen und Plänen rich- tet, uns unverhofft Krisen aufbürdet und wir das Warum nicht kennen. Wir wollten glücklich, reich, gesund, erfolgreich sein und möglichst, ohne alt zu werden, lange leben. Unsere Partnerschaften sollten uns glücklich machen, die Kinder niedlich und pflegeleicht bleiben, die Arbeit befriedigend sein und die Alterssicherung sicher. Für die mei- sten Menschen lässt die problemlose Erfüllung dieser Wünsche auf sich warten. Wehklagen, Anschuldigungen und dunkle Stimmungslagen überziehen das Land und hinterlassen Spuren in der körperlichen, seelischen, geistigen, sozialen und spirituellen Gesundheit, die als Ganze die Quelle für die Kraft des Vertrauens ist. Nicht nur die Realität, sondern vor allem die falschen Vor- stellungen vom Leben setzen uns zu. Wir bekommen das Leben nur als eine Mög- lichkeit, leben müssen wir es selbst. Zum Leben braucht der Mensch ein Motiv, Neugier und Erkenntnisse sowie die Unterstützung durch andere Menschen. Die Fähigkeit, sich zu ent- wickeln, aufrecht zu gehen, für sich selbst und andere einzustehen und zu sorgen, erlernt der Mensch nur durch die Erfahrung, dass er die Welt Vertrauen in den brüchigen Boden des Lebens! Die Kraft, die aus der Ungewissheit lebt „Nicht nur die Realität, sondern vor allem die fal- schen Vorstellungen vom Leben setzen uns zu.“ „Sie wollen nicht wahrha- ben, dass das Leben uns im Augenblick der Geburt absolut nichts verspro- chen, sondern lediglich mit dem Geschenk der nackten Geburt bedacht hat.“
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