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wie 8 So (oder so ähnlich) beginnen viele der Unterstüt- zungsprozesse der ifs Familienarbeit. Fast jeder Erziehungsberechtigte, dem wir im Rahmen der Übergabegespräche auf der Kinder- und Jugend- hilfe das erste Mal begegnen, bringt eine ganze Palette an unterschiedlichsten Emotionen und Erwartungen mit: Angst, Unsicherheit, Fremd- und Selbstvorwürfe, Widerstand, Ablehnung, Ohnmacht, Hilflosigkeit. Unsicherheit und Widerstand „Freiwillig“ im eigentlichen Sinne des Wortes erfolgt der Weg zur Kinder- und Jugendhilfe sel- ten. Im besten Fall ist die Hoffnung vorhanden, dass eine vorübergehende professionelle Unter- stützung von außen hilfreich sein kann, um eine drohende Gefährdung der Entwicklung der Kinder abwenden und damit die familiäre Situation ver- bessern zu können. Manchmal gibt es im Vorfeld aber auch bereits Meldungen von außerhalb – von der Schule, dem Kindergarten, dem familiären Umfeld etc. Nicht selten liegen dann die Einschät- zungen der Erziehungsberechtigten und die des sozialen Umfelds deutlich auseinander und die betroffenen Eltern empfinden die erfolgten Meldungen teil- weise als diffamierend und unfair. Unsicherheit und Widerstand prägen zu Beginn unserer Arbeit das Verhalten der Erzie- hungsberechtigten. Das ist nachvollziehbar. Warum sollten sie fremden Personen und einer Institution vertrauen, die sie nicht kennen und deren Arbeit sie nicht einschätzen können? Warum sollten sie Leute in ihr Haus lassen, die sie nicht kennen, die sie sich auch nicht ausgesucht haben? Und warum sollten sie diesen Men- schen dann von Problemen und Nöten erzählen, die sie oftmals nicht einmal ihnen naheste- henden Personen anvertrauen möchten? Für das Wohl der Kinder Anfangs richtet sich unser Fokus daher darauf, eine tragfähige Beziehung zu unseren Klienten herzustellen – d.h. konkret, Vertrauen aufzubauen. Vertrauen darauf, dass die Unterstützung, die wir anbieten können, hilfreich ist, und dass wir, als handelnde Personen, transparent, fair und unterstützend auftreten. Wenn es uns gelingt, den Erziehungsberechtigten zu vermitteln, dass wir nichts gegen sie, aber mit ihnen gemeinsam das Beste für ihre Kinder erreichen möchten, ist bereits ein erster wichtiger Schritt getan. Zwei Wochen sind seit dem Hilfeplangespräch mit Frau H. vergangen. Vor drei Tagen wurde sie wieder ins Krankenhaus eingeliefert – mit 2,8 Promille. Wir besuchen sie im Krankenhaus. Frau H. schickt uns weg. Sie möchte uns nicht sehen, nicht mit uns sprechen. Zwei Tage später sind wir zufällig in der Nähe des Krankenhauses, schauen schnell bei ihr vorbei. Dieses Mal ist ein kurzes, freundliches Gespräch möglich. Frau H. hat sich entschieden, die nächsten Tage freiwillig im Krankenhaus zu bleiben. Wir vereinbaren, dass wir sie nächste Woche nochmals besuchen werden. In der Zwischenzeit halten wir Kontakt zur Oma und den Kinder. Wir informieren über die aktuelle Situation von Frau H. und darüber, wie es weiter- geht. Die Oma ist froh, dass wir da sind. Die Kinder reagieren uns gegenüber zurückhaltend und wollen nicht mit uns sprechen. Sie halten sich demonstra- tiv die Ohren zu. Schritt für Schritt Kann ich euch vertrauen? Das ist auch die Grund- frage der Kinder. Aber wie sollen sie eine Antwort erhalten, wenn sie es nicht Schritt für Schritt erfahren dürfen? Eine der großen Stärken der ifs Familienarbeit ist das Nachgehen, das beharrliche Dranbleiben – auch wenn wir zunächst vielleicht noch auf Abweisung stoßen. Wir bemühen uns um den Kontakt, das ist unsere professionelle Aufgabe, respektieren aber gleichzeitig, wenn dies noch nicht möglich ist. Dann kommen wir wie- der, uns wird man so schnell nicht los. Schritt für Schritt bemühen wir uns darum, das Vertrauen zu den von uns betreuten Familien aufzubauen. Ist das letztlich nicht möglich, scheitern Unterstüt- zungen in der Regel frühzeitig. Heute sind wir wieder bei der Oma und den beiden Kindern. Beim Hereinkommen geben uns die Kinder die Hand – das erste Mal. Das Herstellen von Vertrauen ist eine der großen Herausforderungen in der sozialen Arbeit. Man Wissen ifs Familienarbeit unterstützt Familien, die es alleine nicht mehr schaffen, das gemeinsame Leben zu meistern. Die Mitarbeiter und Mitarbeiter­ innen bieten ein spezialisiertes Hilfsangebot für Kinder und Familien, sind Ansprechpartner in allen Lebenslagen und helfen in Krisensituationen. Sie han­ deln, wenn das Wohl der Kinder gefährdet ist. Die Sozialarbei­ ter und Psychologen suchen die Familien zu Hause auf und unterstützen die Eltern in ihrer Erziehungsarbeit. Die Hilfe kann über die Kinder- und Jugendhilfe der jeweiligen Bezirkshauptmannschaft ange­ fordert werden. Bludenz: Telefon 05-1755-570 familienarbeit.bludenz@ifs.at Feldkirch: Telefon 05-1755-575 familienarbeit.feldkirch@ifs.at

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