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9 Winter 2015 kann es drehen und wenden wie man will – am Schluss steht man dabei auch immer selbst auf dem Prüfstand, mit seiner eigenen Person. Es gibt genügend fachliches Wissen, das in der Herstel- lung von Kontakt hilfreich sein kann. Nichts aber ist gemäß unserer Erfahrung so entscheidend wie eine wertschätzende und wohlwollende Grundhal- tung, die wir – mit der uns jeweils eigenen Persön- lichkeit – unseren Klienten entgegenbringen. Mittlerweile sind mehrere Wochen vergangen. Frau H. wurde aus dem Krankenhaus entlassen. Die Kin- der sind vorerst noch bei der Oma. Sie werden dort so lange bleiben, bis ihre Mutter eine stationäre Therapie gemacht hat. Frau H. wünscht sich nichts mehr, als dass ihre Kinder bei ihr sein können. Den- noch ist sie mit dieser Maßnahme einverstanden, damit ihre Kinder so lange ein stabiles und sicheres Umfeld haben, bis sie selbst wieder in der Lage ist, ihnen das bieten zu können. Heute kommt sie zu uns ins Büro – mit der Bitte, ihr beim Ausfüllen notwendiger Anträge behilf- lich zu sein. Sie hat die erforderlichen Unterlagen (Arztbriefe etc.) dabei. Wir fragen sie, ob wir diese (aus unserer Sicht sensiblen) Unterlagen in unser Dokumentationssystem einscannen sollen, falls wir sie in Zukunft nochmals brauchen sollten. Frau H. antwortet ganz selbstverständlich und wie aus der Pistole geschossen: „Ja, natürlich. Ich habe Vertrauen zu euch, und ich weiß, dass ihr sorgsam damit umgeht.“ Vertrauen gewinnen Für Frau H. waren die vergangenen Wochen ein stetiges Auf und Ab, zwischen subjektiv erlebter Entmachtung in ihrer Mutterrolle, Hoffen auf eine bessere Zukunft, neuerlichen Rückfällen, neuer- lichem Sammeln, neuerlichen Vorsätzen. Fast unmerklich – in vielen kleinen Schritten – hat sie in dieser Zeit Vertrauen zu uns entwickelt. Wir haben auftretende Fragen mit ihr besprochen, Besuchskontakte zu ihren Kindern begleitet, sie bei Behördengängen unterstützt u.v.m. Mit den vielen kleinen Schritten ist neben dem gegensei- tigen Vertrauen vor allem auch Eines gewachsen: ihr Vertrauen in sich selbst, in ihre eigene Wirk- samkeit, ihre eigene Stärke. Und nicht zuletzt ist auch die gegenseitige Zunei- gung gewachsen. Wenn Frau H. heute zu uns kommt, kommt sie mit einem Lächeln. Das tut gut – auch uns. ○ Ruthilde Thaler-Feuerstein ifs Familienarbeit ruthilde.thaler- feuerstein@ifs.at MMag Stefan Fend ifs Familienarbeit stefan.fend@ifs.at Familien werden darin unterstützt, das gemeinsame Leben zu meistern.

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