ifs_zeitschrift_1-11

Die Jugend – eine aufregende Zeit vol- ler Veränderungen. Pubertät, Abnabe- lungsprozesse vom Elternhaus und die Suche nach der eigenen Identität fallen in diese Zeit, was dazu führt, dass die- ser Lebensabschnitt sowohl von den Jugendlichen selbst als auch von deren Eltern als nicht ganz einfach erlebt wird. „Nehmen die Konflikte zwischen Ju- gendlichen und Eltern zu undmachen so das Zusammenleben unmöglich, bietet das Ambulant betreute Wohnen (AbW) des Institut für Sozialdienste Hilfe und Unterstützung an“, berichtet Andrea Hilbe, Leiterin des AbW. Das Ambulant betreute Wohnen eröff- net Jugendlichen in eigens angemiete- ten Wohnungen, in denen die Jugendli- chen jeweils im „Doppelpack“ wohnen, die Möglichkeit, ein selbständiges Leben unter fachlicher Betreuung zu erpro- ben. „In diesen Wohnungen können die Jugendlichen mit unserer Hilfe lernen, ihr Leben eigenverantwortlich mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln zu führen“, erklärt Hilbe. „Das AbW- Team unterstützt sie dabei, steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Auch bzw. gerade wenn einmal etwas schief läuft – was ganz normal ist – sind wir für die Jugendlichen da.“ Die Häufigkeit der Kontakte zwischen Jugendlichen und AbW-MitarbeiterIn- nen variiert.„Die Betreuung der Jugend- lichen erfolgt nicht rund um die Uhr, sondern beschränkt sich auf regelmäßi- ge Kontakte. Je nach Bedürfnis des bzw. der einzelnen Jugendlichen können wöchentlich bis zu fünf Treffen stattfin- den.“ Wie auch andere Bereiche der IfS-Sozialpädagogik setzt das Ambulant betreuteWoh- nen neben der Arbeit mit den Jugendlichen zudem darauf, die Eltern in der oft schwie- rigen und verfahrenen Situa- tion mit ihren Kindern zu un- terstützen. In regelmäßigen Gesprächen mit den Eltern bzw. Erziehungsberechtig- ten und durch das Angebot einer Elterngruppe werden alte Muster, Veränderungen und Entwicklungen bespro- chen und veranschaulicht. Wir haben ein Gespräch mit dem 16-jährigen Stefan* geführt, der seit Juli 2010 in einer ambulant betreu- ten Wohnung wohnt. „Weil‘s daheim nicht mehr so gut gelaufen ist“, zog er von Zuhause aus. Zuerst zu einem Kol- legen, dessen Mutter hat Stefan an eine IfS-Beratungsstelle vermittelt. Nach ei- nem ersten Informationsgespräch führ- te er dann ein ausführliches Gespräch mit Andrea Hilbe, der Leiterin des AbW. „Zu dem Zeitpunkt war mir noch nicht ganz klar, ob ich in eine IfS-Wohnge- meinschaft oder in eine Wohnung des AbW ziehen soll. Da ich für mein Alter schon recht selbstständig bin, habe ich mich gegen die WG entschieden. Ganz alleine wollte ich aber auch nicht woh- nen. Ich wollte einfach, dass noch je- mand da ist, wenn ich am Abend heim- komme“, erzählt Stefan. Also zog er in die damals einzig freie Wohnung, sein Mitbewohner war gera- de mal zwei Wochen vor ihm eingezo- gen. Wie war das so? War es für dich eine große Umstellung, in eine eigene Woh- nung zu ziehen? Hast du dich darauf gefreut, endlich alleine zu wohnen, oder war es eine große Herausforderung? Eigentlich war es keine so große Herausforderung – das Schlimmste war am Anfang das selbst einkaufen gehen. Du musst nach dem Arbeiten oder am Samstagvormittag überlegen, was du alles in der kommendenWoche brauchst. Das heißt, nach der Arbeit oder am Samstag mit vollem Rucksack und zwei Taschen den Einkauf nach Hause tragen. Das geht mir schon manchmal auf die Nerven. Aber es muss halt sein. Im Großen und Ganzen habe ich mich auf die Freiheiten, die ich jetzt habe, gefreut. Ich habe schon noch gewisse Grenzen, aber nicht mehr so extreme wie daheim. Es ist viel gemütlicher.Wenn ich heimkomme, kann ich mit meinem Mitbewohner reden, mit dem ich mich gut verstehe. Rückzugsmöglichkeiten braucht es da gar nicht so sehr, weil wir uns ja von Anfang an gut verstanden haben. Falls es trotzdem ein Problem gab, haben wir das jedenfalls immer gut klären können. Und sonst brauche ich eigentlich nichts. Ich brauche niemanden, der mir sagt, wann ich mein Zimmer aufräumen muss oder wann ich meineWäsche waschen soll. DasWäsche waschen ist auch so eine Sache. Da wir dieWaschmaschine im Keller haben, ist es eher mühsam – aber daran gewöhnt man sich mit der Zeit, irgenwann gehört das dann auch zum Tagesablauf. Mit Unterstützung in die Selbständigkeit IfS-Ambulant betreutes Wohnen begleitet Jugendliche www.ifs.at Seite 18

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