ifs_zeitschrift_1-11
Seite 19 Es war also gar nicht so eine große Umstellung? Nein, eigentlich nicht.Wegen dem Be- ruf meines Vaters war ich früher schon viel allein. Und da gewöhnt man sich an solche Sachen. Am Anfang war es im AbW einfach ein großes Hurra – eine eigeneWohnung – alle Kollegen mal einladen, einmal richtig Party machen. Das war einfach super – jetzt ist das „alleineWohnen“ aber schon selbstver- ständlich geworden. Wie geht’s dir eigentlich mit der Eintei- lung des Geldes? Klappt das? Ja, sehr gut sogar! Ich habe früher viel gespart, immer über die Hälfte meines Zahltages. Jetzt, mit der eigenenWoh- nung, geht sich das Sparen nicht mehr aus. Früher bin ich auch nicht soviel weggegangen – jetzt gehe ich fast jedesWochenende fort. Ich muss sowieso alles selbst bezahlen, selbst einkaufen und wenn ich dann auch noch zwei bis drei Wochenenden hintereinander weggehe, ist das schon ok, dann reut mich auch das Geld nicht. Ich komme ganz gut aus mit dem Geld. Beim Geldeinteilen schau ich gar nicht so darauf, was ich ausgebe – ich schau am Ende des Monats auf die Kontoaus- züge, was ich ausgegeben habe und was ich im kommenden Monat weniger ausgeben könnte. Dies mache ich mit meiner Betreuerin gemeinsam. Man muss einfach eine gewisse Struktur haben, weil es sonst schnell schiefläuft. In welchen Bereichen brauchst du noch die Unterstützung deiner Betreuerin? Meine Betreuerin unterstützt mich zum Beispiel bei Behörden- gängen oder Bankgeschäften. Als ich eine schwere Grippe hatte, brachte sie mich zum Arzt und holte mir dann die Medikamente von der Apotheke. Sie hat mir auch beim Einzug geholfen, meine Sachen zu transportieren. Zudem erinnert sie mich und meinen Mitbewohner ab und zu, wenn sich der Müll stapelt, dass wir diesen entsorgen sollen. Zur Abwechslung zu unseren wöchentlichen Terminen kochen wir circa einmal pro Monat gemeinsam. Hast du Hobbies? Oder ist das Wegge- hen jetzt erst mal wichtiger? Früher war ich bei der Jugendfeuer- wehr und im Fußballverein. Das geht sich aber jetzt mit meinem Beruf nicht mehr aus.Wenn‘s hoch hergeht in der Werkstatt, wenn also zum Beispiel Reifensaison ist, dann arbeite ich auch mal bis 7, halb 8 Uhr abends und dann geht sich das Training nicht mehr aus. Das wäre Stress. Außerdem verbringe ich viel Zeit mit meiner Freundin und amWochenende bin ich auch die ganze Zeit verplant: Ich treffe mich mit Freun- den, gehe Billiard spielen oder so. Wie ist es mit Besuchen? Hat dich deine Familie in der neuenWohnung schon besucht? Der Großteil meiner Verwandtschaft wohnt nicht in Vorarlberg. Trotzdem habe ich von ihnen schon Besuch be- kommen. Früher gab es auch Kontakt, aber nicht so häufig wie jetzt. Denn jetzt steht uns mein Vater nicht mehr so imWeg. Früher bin ich immer dazwischen ge- standen, weils halt doch die Verwandt- schaft mütterlicherseits war – das hat irgendwie nie so richtig gepasst. Der eine hat nicht schön über den anderen geredet und ich war dazwischen. Ich wollte dazu nie was sagen, denn ich habe mich mit allen gut verstanden. Bist du zufrieden, so wie es ist? Wenn du etwas ändern könntest, was würdest du ändern? Nein, eigentlich passt es. Aber ich überlege, ob ich nicht doch in eine ganz eigeneWohnung zie- hen soll. So ist dieWohnung tipp topp – es passt total, aber es sollte billiger sein und deshalb schaue ich mich nach einer anderenWohnung um. Aber von den Verhältnissen hier und mit meinem Mitbewohner, da gibt es gar keine Probleme. Darfst du schon alleine wohnen? Ja, ab 16 Jahren – mit einer Unterschrift des Erziehungsberechtigten. Wenn du selbst wählen könntest, wie müsste deine Wohnung aussehen? Wo müsste sie sein? Wie wäre das ideale Wohnen für dich? Wenn du dir was wün- schen könntest... In der eigenenWohnung sollte man sich richtig wohlfühlen. Man sollte sich nach der Arbeit so richtig darauf freuen, nach Hause gehen zu können. Wo – das wäre ganz egal – irgendwo im Raum Oberland wäre optimal. Es wäre wohl eine Dachgeschosswohnung mit einem großen Balkon und einem Parkplatz dazu. DieWohnung könnte ruhig 100 m 2 oder mehr haben – wo ich einfach so richtig viel Platz habe und mit meiner Freundin drin wohnen könnte. Auch ein kleiner Garten dazu, in dem dann einmal unsere Kinder spielen können, wäre ideal. Ich denke, dass man zwar realistisch bleiben muss, aber man kann sich seine Wunschträume durchaus erfüllen! ● * Name von der Redaktion geändert. www.ifs.at
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