ifs_zeitschrift_1-11

www.ifs.at Seite 21 Im Leitfaden zur Einzugsbegleitung der Wohnbauförderung heißt es: „Die Ein- zugsbegleitung soll Haushalte beim In- tegrationsprozess in einer neuenWohn- anlage unterstützen.“ Um nun ein Bild zu zeichnen, wie die Einzugsbegleitung dieser Anforderung gerecht wird, be- gleiten wir diese von Anfang an bei ih- rer Arbeit. Eine Stadt oder Gemeinde einigt sich mit einem gemeinnützigen Wohnbau- träger, eine Wohnanlage für Menschen mit angemeldetem Bedarf auf leist- baren Wohnraum zu errichten. Später, über die Wohnungsvergabe der Stadt oder Gemeinde, werden aus bisherigen WohnungsbewerberInnen die konkre- ten zukünftigen BewohnerInnen der Wohnanlage. Nun sind der Einzugs- begleitung alle relevanten Beteiligten bekannt (Kommune, Wohnbauträger, BewohnerInnen) und die eigentliche Einzugsbegleitung kann „starten“. Ein Teil der Einzugsbegleitung ist die Steuerungsgruppe . Zuständige Personen der Kommune und desWohnbauträgers sowie „der/die Einzugsbegleiter/in“ treffen sich regelmäßig (das erste Mal ca. fünf Monate vor dem Einzug), um den weiteren Verlauf gemeinsam zu planen und zu organisieren. Dabei rich- tet sich der gemeinsame Fokus stets auf die zukünftigen BewohnerInnen. Was brauchen diese für einen guten Einzug und Start; welche Informationen sind zu welchem Zeitpunkt wichtig; wie und wo kann man die BewohnerInnen am bes- ten begleiten und unterstützen? Der wichtigste Teil der Einzugsbeglei- tung sind die BewohnerInnentreffen (zwei vor und eines nach dem Einzug). Ein erstes BewohnerInnentreffen fin- det ca. vier Monate, ein zweites acht bis sechs Wochen vor dem Einzugster- min statt. In diesen Treffen erhalten die zukünftigen BewohnerInnen auch wichtige und nützliche Informationen für den Wohnungswechsel (z.B. recht- zeitige Kündigung der alten Wohnung, Checkliste für Ummeldungen wie Auto, Versicherungen etc., rechtliche Möglich- keiten zur finanziellen Unterstützung wie Wohnbeihilfe). Das zukünftige neue Lebensumfeld wird dargestellt (wo sind die nächsten öffentlichen Verkehrs- mittel, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten usw.). Und auch technische Erklärungen über das zukünftige Heim (z.B. Beson- derheiten eines Passivhauses) nehmen ihren Platz ein. Die BewohnerInnentreffen sind aber vor allem so gestaltet, dass sich die zu- künftigen Nachbarn schon im Vorfeld kennen lernen können. Dies geschieht unter anderem in persönlichen Tischge- sprächen, in denen man sich persönlich vorstellen kann, in denen man Regeln erarbeitet, eine Hausordnung bespricht und über die eigenen Erwartungen an ein Zusammenleben redet. Es soll auch ein gemeinsames Bild der verschiede- nen Alltagsbedingungen aufgezeigt werden. Der eine muss Schicht arbeiten und kommt spät abends nach Hause. Andere wiederum müssen sehr früh raus. Die eine bringt vor der Arbeit ihre drei Kinder zum Kindergarten und zur Schule, andere sind schon in der Pension und verbringen viel Zeit zu Hause. Kran- ke oder gebrechliche Nachbarn haben ein erhöhtes Ruhebedürfnis. Auch All- tagsaspekte verschiedener Kulturen, un- terschiedliche Gewohnheiten und Ge- bräuche können wichtige Themen sein. In einem dritten, ca. drei Monate nach dem Einzug angesetzten Bewohne- rInnentreffen wird erörtert, was bisher gut lief, was beibehalten und was auf welche Weise noch verbessert werden kann. Darüber wird gemeinsam gespro- chen. Manchmal gibt es einfache Lösun- gen, manchmal müssen Kompromisse beschlossen werden. Die Einzugsbegleitung will das Kennen- lernen unter den BewohnerInnen und die Kommunikation zwischen allen Be- teiligten schon früh ermöglichen und intensivieren. Hierin liegt die eigentliche Substanz und die Herausforderung: ein Abbauen von Unsicherheiten und Vorur- teilen, ein wertschätzendes aufeinander Zugehen sowie ein persönliches, kon- struktives und kreatives Mitgestalten eines erfreulichen Zusammenlebens in der gemeinsamenWohnstätte. ● Rainer Schumacher Zusammenleben fördern - Konflikte vermeiden Einzugsbegleitung in neuenWohnanlagen facts IfS-Wohnen Siedlungsarbeit Leitung: Heidi Lorenzi Interpark FOCUS 1 6832 Röthis T 05523/52176 E lorenzi.heidi@ifs.at

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