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www.ifs.at Seite 29 Kein sicherer Ort Wenn die eigenen vier Wände keine Geborgenheit bieten Ein Reihenhaus, gepflegter Garten, das neue Auto in der Einfahrt. Dieses Bild vermittelt Passanten oft den Eindruck: Dies ist das Zuhause einer perfekten Fa- milie. Doch der äußere Schein kann trü- gen. Denn häusliche Gewalt ist weder eine Frage der sozialen Zugehörigkeit, noch ist sie von außen zu bemerken. Sie findet hinter der Fassade des Rei- henhauses, der Mietwohnung oder der Villa statt. Hinter verschlossenen Türen kommt Gewalt gegen Familienmitglie- der überall – auch in den besten Fami- lien – vor. Wer schlägt und droht, der geht! Streit und Auseinandersetzungen in Konfliktsituationen gehören zum Alltag einer Beziehung dazu. Doch diese sind keinesfalls gleichzusetzenmit gewalttä- tigen Handlungen wie Misshandlungen, Bedrohungen, Beschimpfungen und Einschüchterungen. Häusliche Gewalt dient dem Zweck, Macht und Kontrolle auszuüben, zerstört das Selbstbewusst- sein des Opfers, erniedrigt dieses und macht es handlungsunfähig. Dank des 1997 in Kraft getretenen Ge- waltschutzgesetzes muss bei häuslicher Gewalt nicht mehr das Opfer aus dem gemeinsamen Haushalt fliehen, son- dern die gewalttätige Person kann aus der Wohnung verwiesen und ein Betre- tungsverbot ausgesprochen werden. 2010 wurden in Vorarlberg 243 Wegwei- sungen/Betretungsverbote registriert. 616 von Gewalt betroffene Menschen fanden in der IfS-Gewaltschutzstelle Unterstützung. Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache – nicht für alle ist das Zuhause ein Ort der Geborgenheit. Im Gegenteil, manches Mal sind die ei- genen vier Wände kein sicherer Ort und Betroffene sehen sich gezwungen, vor der Gewalt in ihrem Zuhause zu flüch- ten. Information und Beratung Um aus dem Gewaltkreislauf ausbre- chen zu können, benötigen Opfer von häuslicher Gewalt Hilfe und Unterstüt- zung. Denn Angst und Bedrohung ver- setzen Körper und Seele in einen perma- nenten Ausnahmezustand. Dies führt dazu, dass die Situation Betroffenen ausweglos erscheint. Die Mitarbeite- rinnen der IfS-Gewaltschutzstelle infor- mieren, beraten und begleiten in dieser schwierigen Lebenslage und suchen ge- meinsammit dem Opfer einenWeg, um das künftige Leben gewaltfrei gestalten zu können. ● facts IfS-Gewaltschutzstelle Leiterin: Ulrike Furtenbach Johannitergasse 6 6800 Feldkirch T 05522/82440 E gewaltschutzstelle@ifs.at Gewalt ist keine Lösung 20 Jahre IfS-FrauennotWohnung Die ersten Frauenhäuser entstanden in den 1970er Jahren. Heute gibt es in Österreich 30 solcher Einrichtungen. Das erste Frauenhaus Vorarlbergs, die IfS-FrauennotWohnung, wurde 1990 eröffnet und bot seither rund 1.200 Frauen und ebenso vielen Kindern, die von häuslicher Gewalt betroffen oder bedroht sind, Schutz und Zuflucht. Hier finden Frauen und Kinder aller Alters- gruppen, verschiedenster Nationalitä- ten und sozialer Schichten Hilfe. Zahlreiche Gäste und engagierte Rednerinnen Das 20-jährige Bestehen nahm die Lei- terin der IfS-FrauennotWohnung Tanja Kopf zum Anlass, zu einer Jubiläumsfei- er in die Inatura in Dornbirn einzuladen. Rund 120 Gratulanten folgten dieser Einladung. Landesrätin Dr. Greti Schmid, Tanja Kopf und AngelikaWürbel begrüß- ten die Gäste. Den Grußworten folgte ein Vortrag von Mag. Maria Rösslhumer, Leiterin der autonomen Frauenhäuser in Österreich. Maria Stern las Ausschnit- te aus dem vorgestellten Buch „Bevor der Tod uns scheidet“ und sorgte für die musikalische Gestaltung der Feier. ● Tanja Kopf und Maria Rösslhumer Landesrätin Dr. Greti Schmid

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