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www.ifs.at Seite 15 eingebettet in diskriminierende Gesell- schaftsstrukturen und ist deshalb als ein mitentscheidender Faktor in der Be- wertung des Gewalterlebens zu berück- sichtigen.Wer Gewalt im Geschlechter- verhältnis verhindern will, muss über ein ausreichendesWissen über diese Formen von Gewalt verfügen. Wie sieht das Team der IfS-Gewalt- schutzstelle aus? Wer arbeitet hier? Ulrike Furtenbach: Das Team der IfS-Gewaltschutzstelle besteht aus Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, einer Psychologin, einer türkischsprachigen Mitarbeiterin und eine Mitarbeiterin ist Juristin und Pädagogin. Durch dieses multiprofessionelle Team können wir eine sehr hohe Fachlichkeit in der Beratung garantieren. Als Ansprech- partner für gewaltbetroffene Männer steht Martin Brüstle als psychosozialer Berater zur Verfügung. Können nur Frauen Frauen beraten? Ulrike Furtenbach: Das Geschlecht prägt all unsere Lebensbereiche, somit spielt es auch im Beratungskontext eine wichtige Rolle. Beratung von Frauen für Frauen setzt eine differenzierte Sicht- weise von weiblichen Konflikten und Konfliktlösungsversuchen voraus. Die Hemmschwelle, heikle und frau- enspezifische Themen anzusprechen, ist einer weiblichen Beraterin gegen- über niedriger. Das zeigt sich gerade in Krisensituationen, wenn die Frau Gewalt durch einen Mann erlebt hat. Wir sehen die Probleme der Frauen, die zu uns in die Beratung kommen, auch vor dem gesellschaftlichen Hintergrund einer strukturellen Benachteiligung. Gibt es unterschiedlichen Beratungsbe- darf und geschlechtsspezifische Hilfe? Wie individuell kann Hilfe sein? Martin Brüstle: Seit Sommer 2011 be- steht die Möglichkeit, dass männliche Opfer von Gewalt das Beratungsange- bot durch einen männlichen Berater in Anspruch nehmen können. Ulrike Furtenbach: Individuell ist, dass nun nicht mehr gilt „Männliches Opfer muss sich von weiblicher Beraterin beraten lassen“. Männer können sich fortan frei dafür entscheiden, ob sie Unterstützung von einemmännlichen Berater oder einer weibliche Beraterin erhalten möchten. Wie sieht das Beratungsangebot für Männer aus? Martin Brüstle: Das Beratungsangebot der IfS-Gewaltschutzstelle für Frauen bzw. Männer unterscheidet sich nicht hinsichtlich der Inhalte. Es geht darum, besonders Männern, die von Beziehungsgewalt betroffen sind, den Zugang zur Beratung zu erleichtern. Hat sich da etwas verändert? Was braucht es zukünftig für Männer? Martin Brüstle: Es benötigt ein öffentli- ches Bewusstsein für das Ausmaß und die Folgen von Gewalt an Männern und ein kompetentes Hilfesystem für männliche Gewaltopfer. Ziel ist die Erweiterung desWissens über Gewalt­ erfahrungen von Männern in jedem Alter. Die erwähnten Maßnahmen zum Abbau von Gewalt gegen Männer sind gemäß Jungnitz ein wichtiger Teil der gesellschaftlichen Aufgabe, um Einschränkungen in verschiede- nen Lebensbereichen für Menschen jeden Geschlechts zu verringern bzw. zu beseitigen. Mit dem zusätzlichen Beratungsangebot wurde im IfS-Ge- waltschutz diesem Bedarf Rechnung getragen. Ulrike Furtenbach: Gewalt gegen Män- ner muss ernst genommen werden, gleichgültig von wem die Gewalt ausgeübt wird. Ein Kampf um den „Stockerlplatz“ in der Opferhierarchie ist überflüssig und nützt keinem Ge- waltopfer. Gewaltfreiheit und solidari- sche Hilfe ist für jedes Opfer, Frauen wie Männer, einzufordern. Kürzlich wurde die Vergabe der Opfer- schutzeinrichtungen österreichweit öffentlich ausgeschrieben. Darf ich um ein kurzes Statement hierzu bitten? Ulrike Furtenbach: Gemeinsam stellen wir von der IfS-Gewaltschutzstelle uns dieser Herausforderung.Wir sind davon überzeugt, dass sich die gute Arbeit der IfS-Gewaltschutztstelle der letzten 13 Jahre bezahlt machen wird. ● facts IfS-Gewaltschutzstelle Vorarlberg Johannitergasse 6 6800 Feldkirch T 05522/82440 F 05522/82440-20 E gewaltschutzstelle@ifs.at Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 08.00 bis 13.00 Uhr Montag und Donnerstag von 13.00 bis 16.00 Uhr Türkischsprachige Beratung Donnerstag von 14.00 bis 16.00 Uhr Beratungstermine sind auch außer- halb der Öffnungszeiten möglich. Wöchentliche Sprechstunden an den IfS-Beratungsstellen: Bludenz Montag 14.00 bis 17.00 Uhr Bregenz Dienstag 14.00 bis 17.00 Uhr Dornbirn Donnerstag 14.00 bis 17.00 Uhr Feldkirch Mittwoch 14.00 bis 17.00 Uhr Hohenems jeden 1. und 3. Mittwoch 9.00 bis 11.00 Uhr „ Unter Gewalt verstehen wir physische, psychische und sexu- elle Gewaltformen. Als solche können sie jeden Menschen gleichermaßen treffen. “ Ulrike Furtenbach, Leiterin der IfS-Gewatlschutzstelle Martin Brüstle, psychosozialer Berater für männliche Opfer

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