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www.ifs.at Seite 16 Wer selbst Kinder hat, weiß, wie groß der Wunsch ist, sein Kind vor allen un- angenehmen und schädigenden Ein- flüssen zu schützen. Das ist ja auch vorerst Aufgabe der Eltern. Je älter das Kind wird, desto mehr übernimmt es selbst Verantwortung für sich und sein Verhalten. Eine gesunde Ablöse mündet im besten Fall in ein Verhältnis, das von gegenseitigem Respekt zwischen Eltern und Kind geprägt ist. Was aber, wenn das Kind durch eine ko- gnitive Behinderung nicht in der Lage ist, diesen Schritt aus der Abhängigkeit der Eltern zu machen? Wenn es nicht von sich aus entscheiden kann, was rich- tig oder falsch, gut oder schlecht ist? Wenn es nicht in unsere Welt der Leis- tungsgesellschaft passt? Wenn es Men- schen und ihre Verhaltensweisen nicht einschätzen kann? Keine heile Welt vorspielen Eltern mit einem Kind mit Behinderung haben keine Vorbilder, wie ihre Erzie- hung sein kann. Sie haben keine Bilder einer unbeschwerten Zukunft für ihr Kind. DieVerantwortung alsMutter oder Vater bleibt lebenslang bestehen. Wie können Eltern ein Kind loslassen, das ei- ner Gesellschaft vermeintlich schutzlos ausgeliefert ist? Aus diesem Dilemma heraus finden El- tern Kraft und Zuspruch bei Menschen, die Ähnliches erleben und durchma- chen. In Elternselbsthilfegruppen muss keine heile Welt vorgespielt werden. Es kann gemeinsam gelacht aber auch geweint werden. Erfahrungen werden ausgetauscht und Freundschaften ge- pflegt. Ablöse beinhaltet Vertrauen In diesen Gruppen versuchen Eltern, Le- bensmodelle zu entwickeln, die es ihnen ermöglichen, ihre Kinder in eine Zukunft ohne sie zu entlassen. Eine Ablöse kann nur dann stattfinden, wenn Eltern wis- sen, ihr Kind ist in guten Händen. Diese Modelle entsprechen nicht immer der tatsächlichen Situation. Oft treffen hohe Erwartungen auf schlechte Rahmenbe- dingungen, motivierte MitarbeiterIn- nen auf klammernde Eltern, frustrierte Eltern auf starre Strukturen. Konflikte sind vorprogrammiert. In der Begleitung von Menschen mit einer kognitiven Einschränkung muss deshalb immer auch die Elternarbeit eine große Rolle spielen. Ohne eine wertschätzende Haltung Angehörigen gegenüber können keine guten Lebens- entwürfe und Lösungen gefunden wer- den. Ablöse beinhaltet das Vertrauen, dass es ohne die Eltern auch und gut geht! Dieses Vertrauen müssen profes- sionelle HelferInnen herstellen, damit Eltern sich aus der Verantwortung zu- rückziehen können. Netzwerk Eltern Selbsthilfe In Vorarlberg finden Eltern bzw. Ange- hörige in zahlreichen Elternselbsthilfe- gruppen Unterstützung durch Gleichge- sinnte. Seit 2006 arbeiten derzeit acht solcher Elternselbsthilfegruppen im Netzwerk Eltern Selbsthilfe zusammen. Dieser Zusammenschluss ermöglicht den Gruppen ein geschlossenes Auftre- ten nach Außen. Ihre Bedürfnisse und Forderungen werden als große Gruppe eher gehört und ernst genommen. Zu- dem können gemeinsame Probleme auch gemeinsam bewältigt werden. Das spart Energie, Zeit und Aufwand. Das Land Vorarlberg unterstützt diese Art der Zusammenarbeit mit der Über- nahme der Kosten einer professionellen Unterstützung. So wird das Netzwerk Eltern Selbsthilfe durch eine Mitarbei- terin des IfS koordiniert sowie fachlich und organisatorisch unterstützt. Das Netzwerk Eltern Selbsthilfe arbeitet dabei unabhängig von jeder Institution. Im Vordergrund steht der Wunsch nach Integration bzw. Inklusion in allen Berei- chen der Gesellschaft. Die Verbesserung der familienentlastenden Maßnahmen und die Konzeptentwicklung für eine bessere Integration in Kindergarten und Schule gemeinsam mit den verantwort- lichen Stellen sind nur ein Beispiel für die Arbeit des Netzwerks. Neben der Or- ganisation von Informationsvorträgen und Workshops sind Öffentlichkeits- arbeit und fachliche Vertretung in den verschiedensten Arbeitsgruppen weite- re Aufgaben der Koordinatorin. ● Elternselbsthilfe – eine ganz spezielle Form der Hilfe facts Netzwerk Eltern Selbsthilfe Koordinatorin: Mag. Marlies Vith T 05523 52176 M 0664 60884502 E marlies.vith@ifs.at Mitglieder im Netzwerk • Arbeitsgruppe Down-Syndrom • Autistenhilfe Vorarlberg • Elternselbsthilfe für sehgeschädigte Kinder • Elternverein EINZIGARTIG für Menschen mit Behinderung • Integration Vorarlberg • Verein Marathon • Noah – Selbsthilfegruppe Albinismus • Tuberöse Sklerose Complex Mitanand v.l.n.r.: Petra Girardi, Autistenhilfe Vorarlberg Judith Bechtold, Integration Vorarlberg Bernadette Summer, Arbeitsgruppe Down-Syndrom
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