ifs_zeitung_1_12

www.ifs.at Seite 19 Menschenrechte sind die Rechte, die man hat, weil man Mensch ist. Aber es gibt ja keinen Normmenschen.Wenn man als soziale Institution den Anspruch hat, Menschen „weiter zu helfen“, dann muss es ja immer die adäquate, die passende Unterstützung sein. Anders gefragt, ausgehend von der UN-Kon- vention und durch die Brille der Men- schenrechte betrachtet:Wie sieht gute Unterstützung aus? Was bedeutet diese Unterstützung? Ich denk mir, man muss sehr bewusst diesenWechsel von „helfen“ zu „un- terstützen“ vollziehen.Wenn ich den Terminus „helfen“ verwende, muss ich auch sagen, was ich damit meine, wel- ches Menschenbild, welche Motivation habe ich, welches Ziel habe ich mit der Handlung, die ich helfenderweise setze, vor Augen? Und wenn ich jetzt den Begriff des „Un- terstützens“ verwende, den die Konven- tion über die Rechte von Menschen mit Behinderungen sehr häufig verwendet, dann gelange ich über die Einstellung „Das ist jemand, der gleichberechtigt ist mit mir und der die eine oder andere Hürde zu überwinden hat“ zu der Frage: „Welche Form von Unterstützung braucht diese Person?“ Und wenn ich das ganz breit aufmache – weit über den Begriff der Menschen mit Behinde- rungen hinausschaue – dann stelle ich fest, dass wir alle im Alltag Unterstüt- zung haben und auch brauchen. Es ist jedoch so, dass wir eine gewisse Hierarchisierung in unserer Gesell- schaft haben, in der bei den einen die Unterstützung ein Helfen ist und bei den anderen eine Machtdemonstration. Politiker und Politikerinnen haben Politikberatung und je mehr davon sie haben, desto mächtiger sind sie. Eine prominente Person hat Fashionberater als Ausweis dessen, dass sie wer ist. Wohingegen eine Person mit einer Lernschwierigkeit einen Sachwalter und somit trotz aller Bemühungen eine Punze hat, dass ihr eine Fähigkeit fehlt. Da zeigt sich im Unterstützungs- und im Helferbegriff einfach auch ein gewisses Machtgefälle zwischen jenen, die von der Gesellschaft sehr positiv angesehen werden und jenen, die als „schwächer“ dargestellt werden. Um hier Chancengleichheit zu errei- chen, müssen sozialpolitische Rahmen- bedingungen geschaffen werden. Und das, was ursprünglich einmal „helfen“ war, muss als „unterstützen“ gesehen und gewertet werden. DieWertungs- frage ist hier sehr wichtig, um wirklich auch von Chancengleichheit sprechen zu können. Ja, es gibt Menschen mit ei- nem sehr hohen Unterstützungsbedarf, das sind vor allemMenschen mit Be- hinderungen. Gar keine Frage, dass man aus Gründen der Würde, der Solidarität, der Nächstenliebe und christlichen Wertigkeiten Unterstützung leisten muss als demokratischer Staat. Aber ich glaube, dass man das, was man als Un- terstützung oder Helfen für Menschen mit Behinderungen punziert, auf ein absolutes Minimum reduzieren muss – im Hinblick darauf, wie wir darüber denken, nicht nur wie wir es tun. „ Und wenn ich das ganz breit aufmache – weit über den Be- griff der Menschen mit Behin- derungen hinausschaue – dann stelle ich fest, dass wir alle im Alltag Unterstützung haben und auch brauchen. “

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ2MDY0