ifs_zeitung_1_12

www.ifs.at Seite 22 Denn nicht der ist schöpferisch, der erfindet oder beweist, sondern der zumWerden verhilft. Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste, Citadelle RecherchiertmanimInternetdenBegriff „helfen“, so stößt man auf Erklärungen, die sich darauf beziehen, jemandem das Tun einer Sache durch Übernehmen be- stimmter Teile zu ermöglichen oder zu erleichtern und dabei wirksam zu sein. Redensartlich fällt mir dazu ein Sprich- wort aus meiner Kindheit ein: „Dumm kann der Mensch sein, er muss sich nur zu helfen wissen“. Daraus leitet sich die logische Frage ab, wie denn Menschen zu dem Wissen, sich selbst helfen zu können, gelangen. Und wie ist das mit dem „Sich helfen lassen“? Wie können HelferInnen ihr Angebot weitergeben, sodass es den Hilfesuchenden auch möglich ist, die Hilfe anzunehmen bzw. in ihr Leben zu integrieren und in Hand- lungsschritte umzusetzen? Neben Privatpersonen und Vereinen bieten auch gesellschaftliche Institutio- nen Hilfe an. In diesem Zusammenhang wird von professioneller Hilfe gespro- chen, die sich aus den Strukturen des „Wohlfahrtsstaates“ seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt hat und heute als selbstverständlich hingenom- men wird. Hören, sehen und fühlen, wie es denen auf der Schattenseite geht – und für diese Menschen Verantwortung übernehmen. So lautete der Appell der Sozialreformerin Alice Salomon (1872 – 1948), einer Schlüsselfigur der Profes- sionalisierung Sozialer Arbeit. Psycholo- gie, Soziologie, Gesellschaftstheorie und sozialwissenschaftlich fundierteMetho- denausbildung sind selbstverständliche Grundlagen der professionellen Unter- stützung geworden. Im Kontext dieses Artikels gilt es, das professionelle Helfen auf ihr „Hilfreich sein“ hin zu themati- sieren und zu reflektieren. Anleitung zu Selbstwirksamkeit und Eigenverantwortung Im Institut für Sozialdienste wird fun- dierte professionelleHilfe angeboten.Im Kontext der Nachgehenden sozialpäda- gogischen Arbeit (IfS-NASA) stellt diese professionelle Hilfe eine unterstützende (Arbeits-)Beziehung dar, weshalb die Reflexion dieser Beziehung Fachlichkeit einzuschließen hat. In der NASA geht es nicht darum, Normen für konkretes Handeln aufzustellen, die Auskunft dra- über geben, wo und wie Hilfe zu leisten ist, sondern wir wollen Modelle und Lö- sungsmöglichkeiten sowie Argumenta- tionslinien bereitstellen, anhand derer Jugendliche sich angeleitet fühlen, ih- ren eigenen Weg selbstwirksam und in letzter Konsequenz eigenverantwortlich beschreiten zu können. Selbstwirksam zu sein bedeutet, auf Grund bisheriger Erfahrungen auf seine eigenen Fähigkeiten und verfügbaren Mittel zu vertrauen und davon auszu- gehen, ein bestimmtes Ziel auch durch Überwindung von Hindernissen am Ende tatsächlich zu erreichen. Es geht darum, an die grundsätzliche Machbar- keit einer Sache zu glauben und sie des- halb selbst umsetzen und vollenden zu können. Ein Jugendlicher, der von NASA begleitet wird, beschreibt dies mit den Worten: „NASA ist wie ein zweites Gehirn.“ Der Jugendliche empfindet seine NASA- Betreuerin als jemanden, der an seiner Seite ist und mit ihm „mitdenkt“, ihm Richtungen zeigt, in die er idealerwei- se gehen sollte/könnte, und ihm die möglichen Konsequenzen und Folgen verständlich erklärt. Gehen muss er den Weg selbst. Auch darf er sich gegen die Vorschläge entscheiden und in der Folge die Konsequenzen seiner Entscheidung erleben. Zudem beschreibt dieser Ju- gendliche die Kunst des Helfens in der NASA mit einer optimistischen Einstel- lung, die auf ihn ansteckend wirkt und ihn so zu alternativen Handlungswegen motiviert. Für die wesentlichenWerte entscheiden Erleben Jugendliche zu wenig Selbst- wirksamkeit, geraten sie in Stress, ist das Gegenteil der Fall, erleben sie zu viel an Selbstwirksamkeit, kann es dazu füh- ren, dass sie sich selbst sehr unter Druck setzen: je mehr desto besser; möglichst viel Kontrolle über möglichst viele (Ver- haltens-)Bereiche. Es ist daher notwen- dig, Unterstützung von quantitativem zu qualitativem Wachstum zu bieten. Es geht darum, die Wahl zu treffen und sich für Dinge zu entscheiden, die einen wesentlichen Wert im Leben darstellen und als nachhaltig erlebt werden kön- nen. Dazu gehört aber auch, sich von vielem, das vielleicht auch noch möglich gewesen wäre, zu verabschieden. Und vor allem muss von den Illusionen ei- gener Entwicklungswünsche, die (noch) nicht realisierbar zu sein scheinen, Ab- schied genommen werden. Diese Dinge auseinander zu halten, richtig einschät- IfS-Nachgehende Sozialpädagogische Arbeit für Jugendliche: Hilf mir!? Ich kann das selbst! „ Ein Jugendlicher, der von NASA begleitet wird, beschreibt dies mit denWorten: „NASA ist wie ein zweites Gehirn.“ Der Jugendliche empfindet seine NASA-Betreuerin als jemanden, der an seiner Seite ist und mit ihm „mitdenkt“, ihm Richtun- gen zeigt, in die er idealerweise gehen sollte/könnte, und ihm die möglichen Konsequenzen und Folgen verständlich erklärt. Gehen muss er denWeg selbst. “

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ2MDY0