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www.ifs.at Seite 24 bisherigen und denkbaren weiteren Lebensweg steht. Im besten Fall kann NASA auch ein Übungsfeld darstellen, in welchem Fertigkeiten und Kenntnisse vermittelt und auch geübt werden kön- nen, um Gelegenheiten der Aneignung zu schaffen und Erfolge wahrscheinli- cher zu machen. Das bedeutet in Krisensituationen, Handlungsfelder für Jugendliche offen zu halten, um sie ihre eigene Hand- lungsfähigkeit erspüren zu lassen. Eine tief verunsicherte Jugendliche mit ver- quollenen Augen, weil sie den Streit mit ihrer Mutter schon intensiv be- weint hatte, hegte beispielsweise den Vorsatz, von zuhause weg zu laufen, weil sie gemäß ihren Wahrnehmungen dort sowieso nicht erwünscht sei. Mit ihrer NASA-Begleitung konnte sie die Situation zusammenfassen, erneut be- weinen und mögliche Handlungsfelder abstecken. Ihre eigene Idee, die Mutter in Angst zu versetzen, indem sie einfach nicht mehr da ist, wird nicht bewertet, sehr wohl aber die Handlung als eher aggressiv und wenig vorausschauend beschrieben. Mögliche Konsequenzen werden aufgezeigt, die dieses Verhalten nach sich ziehen könnten. Nie wird das tatsächliche Bedürfnis der Jugendlichen aus den Augen gelassen, immer werden allerdings Absicht und Wirkung bzw. Konsequenzen aufgezeigt. Verständnis für die Absicht ist grundlegend, was aber die Wirkung und Konsequenzen anbelangt, bleiben wir vom NASA-Team kritisch. Somit kann die Jugendliche mit NASA Handlungspläne erarbeiten, die Sicherungsstrukturen beinhalten und den emotionalen Bedürfnissen der Jugendlichen entsprechen. Nachdem sie Verständnis für ihre Trauer verspürt hat und alternative Lösungen für sie ersichtlich waren, wurde abgesteckt, welchen Teil der Umsetzung sie selbst übernehmen kann und wobei sie Un- terstützung braucht. Das Ergebnis war ein Wochenende bei einer Freundin, die der Familie bekannt war, und zusätzlich die klare Botschaft an die Mutter, wie verletzend der Streit für die Jugendliche war und dass dieses Wochenende klar das Bedürfnis nach Abstand und eine Konsequenz des verletzenden Elternver- haltens darstellt. Humor und Lernbereitschaft auf HelferInnenebene Humor der NASA-MitarbeiterInnen so- wie das Grundverständnis, dass das Lernen auf beiden Seiten, nämlich auf KlientInnen- und Helferebene, stattfin- det, ist wesentlich. Das Klarstellen der Werte und Verhaltensmaßstäbe inner- halb des NASA-Teams stellt dabei ein zentrales Element dar. Es geht aber auch darum, ethische Sensibilität zu entwi- ckeln und im professionellen Handeln zu stärken. Im Zentrum solcher Überle- gungen stehen z.B. Situationen, die ein ethisches Dilemma enthalten: Wenn es darum geht, gegen den expliziten Wil- len der Jugendlichen Entscheidungen zu treffen, wie beispielsweise eine sta- tionäre Unterbringung den Eltern und der Jugendwohlfahrt gegenüber zu be- fürworten, oder die Unsicherheit, wie mit der Schweigepflicht umzugehen ist, wenn einem Straftaten anvertraut oder angekündigt werden. Um dabei profes- sionelle Standards zu entwickeln und einzuhalten, muss gesagt sein, dass Re- flexion nicht in professioneller Einsam- keit erfolgt, sondern als ein kommuni- kativer Prozess anzusehen ist. Dabei soll erörtert werden, welche Handlungsop- tionen gegeben sind und welche profes- sionellen Konzepte bei diesem Problem Vorgehensweisen begründen können. Austausch und Coaching im Prozess der Umsetzung mit KollegInnen sowie SupervisorInnen ermöglichen profes- sionelle Prozessqualität und gelten als Standard für professionelle HelferInnen. Genaue Dokumentation der einzelnen Handlungsschritte sowie eine anschlie- ßende Reflexion der Erfahrungen der HelferInnen wie auch der KlientInnen runden den Prozess ab und lassen Ent- wicklungsprozesse zu, die weitere Vor- gehensweise zu planen. Kunst des Helfens – ein vielschichtiger Prozess Somit ist die Kunst des Helfens ein viel- schichtiger Prozess, der sich am Indivi- duum, an bereits zugrundeliegenden Fähigkeiten und Fertigkeiten der Klien- tInnen, an professionellen Standards und Haltungen entlang definiert. Ge- sellschaftliche Entwicklungen müssen wahrgenommen und in der eigenen Handlungsweise mit bedacht werden. Es geht nicht darum, Probleme für an- dere zu lösen, sondern Unterstützung zu bieten, wo sie benötigt wird und an- genommen werden kann und Eigenver- antwortlichkeit erhalten bleibt, ja sogar forciert wird, wo sie wahrgenommen werden kann und dadurch Selbstwirk- samkeit erlebt wird. ● facts NASA ist eine unterstützende Be- ratungsformmit dem Ziel, den/die Jugendliche/n im Einzelsetting durch Unterstützung bei individuellen Lö- sungen sowie bei einer förderlichen Entwicklung zu begleiten. IfS-Nachgehende sozialpädagogische Arbeit Franz-Michael-Felder-Str. 6 6845 Hohenems T 05576/73302-0 E ifs.hohenems@ifs.at Mag. Sigrid Hieble-Gruber IfS-NASA sigrid.hieble-gruber@ifs.at

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