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13 Sommer 2013 hen ist, ist es wichtig, den Körper mit einzubezie- hen. In den Therapiesitzungen werden die Körper- reaktionen beobachtet, benannt, zugeordnet und nach Möglichkeit verändert. Automatisierte Körperreaktionen Ist jemand traumatisiert, dann gibt es automati- sierte Körperreaktionen: Ich spüre eine Berüh- rung, z.B. an der Brust, und fühle mich zurück- versetzt in eine erlebte Situation, in der dieselbe Berührung gegen meinen Willen geschehen ist, in mir Angst und Widerwillen auslöste und der Körper erstarrte. Wenn die gleiche Berührung jetzt durch einen geliebten Menschen erfolgt, erstarrt mein Körper auf dieselbe Art und Weise wie damals und ich kann nicht mehr reagieren, kann nicht spüren, ob ich das will oder nicht, kann nicht reden, sondern erstarre, fühle die gleichen Gefühle wie damals. Angst und Widerwillen. Ein einfühlsamer Partner wird es zwar merken, aber vielleicht auch hilflos reagieren. Es ist leicht vorstellbar, dass dadurch Sexualität schwierig wird, vielleicht auch die Partnerschaft. In der Aufarbeitung ist es ein Ziel, die Reaktionen zu entkoppeln, das heißt, dass der Körper auf die jet- zige Situation reagiert und nicht auf die damalige Übergriffsituation. ImHier und Jetzt leben Am Ende steht meistens der Wunsch, abzuschlie- ßen, keine Kraft mehr für die Vergangenheit zu brauchen, keine Energie in die Abwehr von nega- tiven Gefühlen mehr zu verschwenden. Damit steht der Aufbruch im Raum: neue Fähigkeiten entdecken, neue Ziele entwickeln, Pläne machen, die ganze Energie für die Gegenwart zur Verfü- gung zu haben. Die Fähigkeit, im Hier und Jetzt leben zu können, ist an und für sich der Weg zu Glück und Zufrie- denheit. Kinder können dies, sie versinken in dem, was sie gerade tun, und vergessen alles andere. Im Laufe der Sozialisation trainieren wir uns Fähigkeiten wie planen, Ziele entwickeln, nach den Vorgaben anderer leben, pünktlich sein etc. an und verlernen dabei leider die Fähigkeit, in der Gegenwart zu leben. Diese Fähigkeit gilt es wieder zu erlangen. Verdrängung ist keine Lösung Die erste Reaktion nach sexuellemMissbrauch ist oft: „Es ist nicht wahr!“, „Es kann nicht sein!“ gefolgt von „Ich will es vergessen!“. Das gelingt oft eine Zeit lang, bis das Geschehene wieder an die Oberfläche drängt und ins Bewusstsein gelangt. Das Ziel der Aufarbeitung ist die Einordnung des Geschehenen ins eigene Leben: „Es war und jetzt ist es vorbei. Es gehört zu meiner Geschichte – wie andere Ereignisse auch.“ Möglicherweise lernt man sogar etwas dabei. Das könnte sein: Ich bin sensibel. Ich kann Grenzen gut wahrnehmen, mich in andere einfühlen. Ich erkenne Ungerechtig- keiten. Ich kann mit Kindern umgehen, weil ich ihre Seele gut verstehe. Ich kann Wahrheit von Unwahrheit unterscheiden. Ich weiß, wie ich mir Hilfe holen kann etc. Was kann ich gut? Was tu ich gern? Was ist mir jetzt wichtig? Diese Stärkenanalyse hilft mir bei meinem Auf- bruch, meine eigene Richtung zu finden, die Richtung, in die ich gehen will in mein selbstbe- stimmtes Leben, besonders in Abgrenzung zur Fremdbestimmung des Missbrauchs. ○ Dr. Ruth Rüdisser Leiterin ifs Kinderschutz ruth.ruedisser@ifs.at Kinder bedür- fen einer einfühlsamen Begleitung.
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