ifs_zeitschrift_1_13_sc

15 sich mit der neuen Lebenssituation zu versöhnen. Die Dauer dieses Prozesses ist erfahrungsgemäß unterschiedlich lange. Vor allemMenschen, bei denen die Aufbrüche sehr schmerzhaft verlaufen sind, brauchen etwas länger. Verborgene Kräfte wecken Während die Aufbrechenden selbst nach dem (befreienden) Schritt stolz und oft erleichtert sind, kann der Aufbruch bei Mitmenschen und vor allem bei Familienmitgliedern Erstaunen, Entsetzen, Unverständnis, Überraschung, aber auch Bewunderung hervorrufen. So können zum Beispiel junge Erwachsene mit Behinderung, die in ein selbstständiges Leben aufbrechen wollen, oft auf Ablehnung der Eltern, aber auch der Fachper- sonen stoßen, da diese ihnen Fähigkeiten abspre- chen oder nicht zutrauen. Die Erfahrung zeigt jedoch: Wenn neue Bedürfnisse entstehen, wecken der Wille und der Mut zum Aufbruch Kräfte und Potenti- ale, die bislang ver- borgen waren. Es ist wichtig, demWillen zum Aufbruch zu folgen, bevor ein explosiver Ausbruch notwendig wird, um ein Ver- kümmern zu verhindern. Für die Fachpersonen der ifs Assistenz ist es eine große Herausforderung, in solchen Momenten ganz beimWillen der Betroffenen zu sein. Auch müssen wir darauf achten, es in der Begleitung nicht zu übertreiben, denn ein von außen erzwun- gener Aufbruch kann einen Einbruch in das per- sönliche Empfinden darstellen. Gleichgültig ob die Triebfeder der Sehnsucht, der Neugier, des Willen, des Zwangs, des Leidens- drucks oder der veränderten Lebensumstände einen Aufbruch in die Wege leitet, die ifs Assistenz begleitet Sie gerne während dieser Phase. Lassen Sie uns gemeinsam bereit sein zum Abschied und Neubeginn, um sich dann in Tapferkeit und ohne Trauern in neue Bindungen zu geben. Denn „jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben“ (Hermann Hesse: Der Aufbruch). ○ Mag. Elisabeth Kern Leiterin ifs Assistenz elisabeth.kern@ifs.at Dem Vermittlungsdienst Spagat gelingt in Vorarl- berg etwas, das andernorts für unmöglich erklärt wird: Er vermittelt Menschen mit hohem Hilfebe- darf in Betriebe des ersten Arbeitsmarktes, und zwar in sozialversicherungspflichtige und tarif- lich entlohnte Arbeitsverhältnisse – so der Klap- pentext des Buches. Das Land Vorarlberg will Ernst machen mit den Vorgaben der UN-Konvention und stellt die inklu- sive Form von Arbeit finanziell nicht schlechter als die beschützende. Mittlerweile entscheiden sich 70 Prozent der SchülerInnen mit sonderpäda- gogischem Hilfebedarf für den „Spagat-Weg“ ins Arbeitsleben. Das Buch beschreibt das „Rezept“ für den Erfolg von ifs Spagat, stellt die Beschäftigten und ihre Arbeitsplätze vor und ist im Gespräch mit den Ver- antwortlichen und Beteiligten. 53° Nord steht für ein praxisorientiertes Publi- kationsangebot zur beruflichen Teilhabe von Menschen mit Behinderungen. Der Verlag will mit seinen Büchern und Medien Fachwissen und All- tags-Know-how verständlich verbinden, bewährte Ansätze und Konzepte bekannt machen und neue, zukunftsweisende Ideen vorstellen. ○ Das Buch ist unter assistenz@ifs.at erhältlich. Dieter Basener Ich möchte arbeiten. 53° Nord Agentur und Verlag, 2012 Dieter Basener: Ich möchte arbeiten. Das Modell Spagat Vorarlberg „Wenn neue Bedürfnisse entstehen, wecken der Wille und der Mut zum Aufbruch Kräfte und Potentiale.“ Buchtipp

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ2MDY0