ifs_zeitschrift_1_13_sc

Sommer 2013 Rückfahrt Am Tag der Abreise sind wir alle aufgeregt. Und traurig. Die Jugendlichen wollen gar nicht so richtig weg, freuen sich aber sehr auf zu Hause. Die Ruck- säcke haben sie schon am Abend vorher gepackt. Wir machen noch ein Gruppenfoto. Dann steigen wir ins Auto ein. Es ist sehr schweigsam dort. Jeder hängt seinen Gedanken nach… Die Rückfahrt dauert ebenfalls sechs Tage. Wir fahren die gleichen Plätze an, um zu übernachten. Auf der Fahrt werden viele Gespräche geführt, die vorbereitend für die Rückkehrtage sind. Ansonsten verläuft die Fahrt ruhig, die Erschöp- fung ist allen anzumerken. Je näher wir dem Hei- matland kommen, desto aufgeregter werden die Jugendlichen. An der Grenze Wir fahren mit unserem Bus ins Ländle ein. Die Freude ist riesengroß. Bei den beiden Jungs kommt eine Heimatliebe zu Tage, die mir fast ein wenig Angst macht. Nichtsdestotrotz lachen wir gemein- sam über die erste „Vorarlberger Katze“, die wir sehen. Im Prinzip nur eine Katze auf einem Feld, ist sie das Erste, was wir in Österreich wahrnehmen… Die Rückkehrtage Die Hütte liegt gut und gerne 1500m hoch. Es wird immer kälter. Als wir endlich oben sind, stehen die Familien der Jugendlichen schon draußen und erwarten uns. Es gibt Schokoladenkuchen… Die Rückkehrtage finden gemeinsammit den Familien der Jugendlichen und den Familien- therapeuten statt. Gemeinsam verbringen wir zwei Tage auf einer Hütte in den Bergen, um ein langsames, behutsames Ankommen für uns zu ermöglichen. Es wird gemeinsam gekocht und die Fotos von der Reise angeschaut (die wir zusätzlich zu unserem Fototagebuch mit einer Digitalka- mera gemacht haben). Das Hauptaugenmerk der Rückkehrtage liegt jedoch auf der Reflexion des Erlebten. Die Jugendlichen bekommen Gelegen- heit zu berichten, was sie erfahren, neu gelernt, erreicht haben. Die Eltern ihrerseits berichten, was sie in dieser Zeit geleistet haben. Auch ich selbst kann meine Beobachtungen mit einfließen lassen; ich habe in den zehn Wochen die Jugend- lichen relativ gut kennengelernt. Es geht aber auch darum, konkrete Schritte für die nahe Zukunft zu planen. Was steht zu Hause an? Wie ist der Schulbesuch, die Lehrstelle usw. geregelt? Oft gibt es neue „Regeln“ im Umgang mit- einander und für das Verhalten zu Hause. Tag 70 AmMorgen des siebzigsten Tages ist es kalt und nebelig. Ganz anders als in Portugal. Die Jugend- lichen wollen nach Hause, ihre Freunde sehen, telefonieren, Computer. Für mich ist es immer eine große Herausforderung, dieser Zivilisation wieder zu begegnen. Ich fahre dennoch freudig, das erste Mal seit siebzig Tagen allein in meinem Auto, nach Hause. ○ Florian Bleyl ifs Jugend-Intensiv-Programm florian.bleyl@ifs.at

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ2MDY0