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5 Sommer 2013 akkordierten Ziel von plus 2°C. „Plus 5°C wird uns in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen treffen“, erläutert die Wissenschaftlerin, „denken wir nur an den Anstieg des Meeresspiegels. Aber auch wenn durch Reduktion der Emissionen das Ziel von plus 2°C erreicht wird, sind wir nicht auf der sicheren Seite. Auch dann ist über die kommenden Jahrhunderte hin- weg ein Anstieg des Meeresspiegels um insgesamt ca. 40 bis 50 Meter zu erwarten.“ Große Flächen Landes, ins- besondere die fruchtbaren, dicht besiedelten Mündungsgebiete der großen Flüsse – das Nil-, Ganges-, Mekong- oder Mississippi-Delta – stehen bereits bei einem Anstieg von 50 Zentimeter unter Wasser. „Doch wird das Ziel von plus 2°C nicht erreicht, dann besteht große Gefahr, sogenannte Kipp-Punkte zu überschreiten“, führt Kromp-Kolb weiter aus. „Sind diese Punkte überschritten, ist es auch unseren Kindern und Enkelkindern nicht mehr möglich, das Klima zu stabilisieren. Dann übernimmt das System die Führung. Und das bedeutet, dass wir alles daran setzen müssen, unsere Emissionen zu mindern, um das 2-Grad-Ziel zu erreichen!“ Was zu tun ist, lässt sich naturwissenschaftlich berechnen: Die Menschheit darf insgesamt nicht mehr mehr als 750 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre einbringen. „Das bedeutet“, erklärt die Umweltmeteorologin, „dass die Emissionen der Entwicklungs- und Schwellenländer nach 2025 jährlich nur noch abnehmen dürfen – und zwar ummindestens 7 Prozent pro Jahr. Aber: Eine Reduk- tion um 7 Prozent pro Jahr hat noch keine Nation je erreicht. Und die Industriestaaten hätten eigentlich 2010 aufhören müssen, Treibhausgase zu emittieren.“ Eine solche Reduktion ist nicht möglich, werden Sie sicher sagen. Und das bedeutet, wir stehen im Grunde genommen vor zwei Unmöglichkeiten: Die eine Unmöglichkeit ist, das Klima davonlaufen zu lassen, was ethisch und gegenüber unseren Kin- dern und Kindeskindern nicht zu verantworten ist. Die andere Unmöglichkeit lautet, die notwen- dige Reduktion zu erlangen, womit wir unsere Wirtschaft ruinieren würden. Was tun in diesemHandlungsdilemma? Kopf in den Sand stecken? Das Leben genießen, solange es noch geht? Einfach behaupten, nie etwas davon gehört zu haben? „Die Naturwissenschaft hilft uns hier nicht mehr weiter“, so Kromp-Kolb. „Die Naturwissenschaft zeigt uns unveränderbare Naturge- setze auf: Das Klima wird sich unweigerlich verändern, wenn wir die notwendige Reduk- tion nicht erlangen.“ Aber die Wirtschaft ist ein System, das der Mensch geschaffen hat und das der Mensch demzu- folge auch selbst verändern kann. „Vertreten wir aber weiterhin die Meinung, unser Wirtschaftssystem sei unver- änderbar, dann stehen wir vor folgendem Dilemma: Die Zer- störung unserer Lebensgrund- lagen ist aus wirtschaftlichen Gründen unverzichtbar und ein Überleben der Menschheit im Interesse des Wirtschafts- wachstums nicht leistbar. Aber das ist bestimmt nicht in unserem Sinne!“ Tatsache ist, dass die Mensch- heit nicht nur in Bezug auf den Klimawandel eine Grenze überschritten hat, sondern auch in Bezug auf den Artenverlust oder den Stickstoffkreislauf. Bei der Versauerung der Ozeane stehen wir knapp davor. Das heißt, wir stehen nicht nur vor dem Klimaproblem, sondern vor dem viel grundlegenderen Problem der Über- nutzung unserer Ressourcen. Ziel wäre es also, Lösungen zu finden, die nicht nur das Klimapro- blem, sondern auch alle andere Probleme lösen. Die Umweltbelastung lässt sich darstellen als Pro- dukt aus Weltbevölkerung mal dem Lebensstil, den diese Bevölkerung pflegt, mal der Technologie, die sie braucht, um diesen Lebensstil aufrecht zu erhalten. Die Umweltbelastung hat eine Grenze erreicht, die keinesfalls überschritten werden darf. Die Weltbevölkerung steigt. Der Lebensstil steigt. Zur Person Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb ist Leiterin des Instituts für Mete- orologie an der Universität für Bodenkultur Wien. Sie promovierte 1971 und habili- tierte sich 1982 im Spezialbereich Umweltmeteorologie. Von 1986 bis 1995 leitete Kromp-Kolb die Abtei- lung Umweltmeteorologie. Parallel dazu stand sie von 1976 bis 1993 der gleichnamigen Abteilung an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik vor. 1995 wurde sie als Universitätsprofessorin für Meteorologie an die Universität für Bodenkultur berufen, wo sie seit 2003 auch Vorsitzende des Senats ist. 1991 wurde Kromp-Kolb mit dem Konrad-Lorenz-Umweltpreis aus- gezeichnet, 2005 zur Wissenschaft- lerin des Jahres ernannt. „Dass eine globale Klima- erwärmung im Gange ist, ist naturwissenschaftlich belegt.“ „ ... wir stehen nicht nur vor dem Klimaproblem, sondern vor dem viel grundlegenderen Problem der Übernutzung unserer Ressourcen.“

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