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wie 6 den Klimawandel, den Biodiversitätsverlust etc. zu lösen.“ Eigentlich eine einfache Lösung für das doch so komplexe Problem des Klimawandels. Warum aber lässt sich diese Lösung nicht viel schneller umsetzen? „Weil uns die Vorstellung fehlt, dass es anders, dass es schöner sein könnte. Weil es schwer ist, Gewohnheiten zu verändern. Oft ist Unerwartetes – etwas, das uns aus der Bahn wirft – notwendig, um festzustellen, dass es auch anders geht“, erklärt die Fachfrau. „Aber auch ohne das Eintreffen von unerwarteten Ereignissen ist es möglich, aufzubrechen, selbst Verantwortung zu übernehmen und durch Taten die Wirklichkeit zu verändern. Denn Veränderungen entstehen im Tun. Wir können selbst dazu beitragen, unsere Lebensqualität zu verbessern, und zugleich etwas tun, damit unsere Kinder und Enkel in einer Welt leben können, die nicht klimatisch davonrennt. Dazu gehört Mut – Mut aus der Reihe zu tanzen. Aber: Probieren Sie es aus, es kann auch Spaß machen! Spaß amWiderstand. Nicht im Trend lie- gen, den Trend setzen!“ ○ Das bedeutet, dass die Technologie den Anstieg der beiden anderen Termen wettmachen müsste, damit die Umweltbelastung nicht weiter steigt. „Deswegen wird so oft von erneuerbarer Energie, von Effizienzsteigerung gesprochen“, erläutert die Meteorologin. „Aber: Untersuchungen belegen, dass der Anstieg in den anderen beiden Bereichen mit Technologien nicht mehr wettgemacht wer- den kann. Das heißt – und nun kommen wir zum Punkt – wir stehen vor der unangenehmen Auf- gabe, dass wir unseren Lebensstil ändern müssen!“ In den vergangenen Jahrzehnten ist die Wirt- schaft und damit zahlreiche andere Bereiche expo- nentiell gewachsen. Dieses Wachstum verbraucht Ressourcen. Und der immense Ressourcenver- brauch ist Auslöser des Klimaproblems, des Biodi- versitätsproblems, des Ernährungsproblems etc. Deshalb müssen wir etwas ändern, wir müssen die Grundvorstellung, dass die Wirtschaft stetig wachsen muss, ändern. „Ein erster Schritt wäre, dass wir uns weg von Diskussionen über Lebensstandard und hin zu Diskussionen über Lebensqualität bewegen“ , so Kromp-Kolb. „Wir messen unseren Lebensstan- dard am Einkommen, am Auto, an der Größe des Fernsehgerätes, am exotischen Urlaubsziel. Aber letzten Endes ist etwas ganz anderes wesentlich – nämlich Lebensqualität. Und Lebensqualität – egal ob als subjektive Zufriedenheit oder auch als Glück bezeichnet – wächst nicht mit dem Einkom- men und dem Ressourcenverbrauch. Natürlich, zu Beginn schon, bis die Armutsgrenze überschritten ist, aber dann flacht diese Kurve ab und sinkt sogar wieder. Wenn wir dazu beitra- gen wollen, dass die Kurve der Lebensqualität weiter steigt, dann müssen wir uns zurückbesinnen auf Werte wie menschliche Bindungen, Familie, Freunde, ein Zweiter, damit man nicht alleine ist, eine Gruppe, die einen auffängt, Gesundheit, Selbstbestim- mung, frei verfügbare Zeit, Bildung, Natur – Werte, die nicht mit sehr großemmateriellem Ressour- cenverbrauch verbunden sind. Schaffen wir es also, Lebensstiländerungen vorzunehmen, die auf mehr Zufriedenheit, mehr Glück abzielen, dann entfernen wir uns zugleich vommateriellen Ver- brauch und tragen damit dazu bei, Probleme wie Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb Professorin an der Universität für Bodenkultur in Wien „Ein erster Schritt wäre, dass wir uns weg von Dis- kussionen über Lebens- standard und hin zu Diskussionen über Lebens- qualität bewegen.“

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