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13 Sommer 2014 Dem ging ein Schlüsselerlebnis voraus. „Meine Frau Adrijana und ich belegten einen Ehevorbe- reitungskurs bei der Diözese. Mir gefiel die Arbeit der Referenten. Ich dachte mir: Das muss eine schöne, wertvolle und dankbare Arbeit sein. Von da weg zog es mich in den Sozialbereich. Ich wollte auch mit Menschen arbeiten.“ Die Ausbildung zur prozessorientierten Gruppenarbeit interessierte ihn. „Ich war Feuer und Flamme. Aber die Diözese konnte mir keine Arbeitsplatzgarantie geben. Außerdem hätte ich während der Ausbildung kein Einkommen gehabt.“ Das hielt ihn davon ab, seine Arbeit aufzugeben. „Aber es tat mir sehr leid. Ich haderte gehörig mit mir.“ Immer unglücklicher geworden Jetzt strengte er sich noch mehr an in seinem Job. „Ich schob das Soziale auf die Seite und dachte mir, wenn ich mich mehr hineinknie und die Hie- rarchie hinaufsteige, werde ich glücklicher. Dieser Illusion bin ich verfallen.“ Aber anstatt glück- licher wurde er immer unglücklicher. Der Arbeits- stress schlug auf seinen Körper und auf sein Gemüt. Er schlief nicht mehr gut, litt an Magen- verstimmungen und war nervös, launisch und gereizt. „Schuld daran war aber nicht nur die viele Arbeit. Ich merkte einfach, dass diese Arbeit nicht meins war und dass das nicht der richtige Weg für mich war.“ Seine Frau riet ihm zu einer Auszeit. „Sie wollte, dass ich mir bewusst werde, was ich in meinem Leben möchte.“ Der Feldkircher kündigte seinen Job. Jetzt hatte er Zeit und konnte sich um seine weitere Zukunft Gedanken machen. Er spielte alle Varianten durch: Soll ich mein Hobby zum Beruf machen und Bergführer werden? Soll ich etwas mit Fotografie machen? Schließlich kam er zu dem Schluss, dass es definitiv der Sozialbereich ist, „wo ich hin will.“ Schnupperpraktikum gemacht Der Zufall wollte es, dass er mit dem Nachbarn seines Schwagers ins Gespräch kam. Der ist psy- chiatrischer Gesundheits- und Krankenpfleger. „Er machte mir seinen Beruf schmackhaft. Dann ging es Schlag auf Schlag. Ich besuchte den Tag der offenen Tür an der Schule für psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege und lernte tolle Leute kennen.“ Andreas absolvierte ein Schnup- perpraktikum auf der Neurologie und Psychiatrie. Schon nach dem ersten Tag stand für ihn fest, dass er diesen Weg weitergehen würde. „Ich kam abends zufrieden und mit dem Gefühl heim, dass ich heute etwas Sinnvolles und Gutes getan habe.“ Er erkannte für sich, dass es ihm viel gibt, wenn er Menschen in schwierigen Lebenssituationen beistehen und sie ein Stück weit begleiten kann. Dass man in diesem Beruf eine Beziehung zu den Menschen aufbaut, war genau das, was er wollte. „Nur Verbände anzulegen, wär mir zu wenig und zu oberflächlich.“ Als feststand, dass er während der dreijährigen Ausbildung eine Förderung durch die Implacementstiftung Connexia bekommen würde, war für ihn klar, dass er die Schule absolvieren würde. Inzwischen hat er bereits das zweite Schuljahr hinter sich. Die praxisorientierte Ausbil- dung ist anspruchsvoll und anstrengend, aber sie erfüllt ihn. „Denn ich kann Menschen in Krisen und Aus- nahmesituationen eine verlässliche Stütze und Bezugsperson sein.“ Aber nicht nur das. „Ich kann von jedemMenschen, den ich betreue, etwas ler- nen und mitnehmen. Jede Begegnung hat etwas Wertvolles.“ Mut bewiesen Seit er aus seinem alten Job heraus und im Sozial bereich tätig ist, ist er viel zufriedener. „Meine Frau sagt, ich sei viel ausgeglichener.“ Am Beginn seiner Ausbildung stieß er auf ein Zitat von J. W. von Goethe, das den Vater eines eineinhalbjäh- rigen Sohnes bis heute nicht losgelassen hat: „Was immer Du tun kannst oder träumst es zu können, fang damit an! Mut hat Genie, Kraft und Zauber in sich.“ Mit diesem Zitat kann sich Andreas voll iden- tifizieren. Denn auch er bewies Mut. Mut zu einem totalen Neuanfang. Seine Lebenserfahrung ist die: „Man muss sich trauen, ein Risiko eingehen und schauen, was draus wird. Es ist schlimmer, etwas nicht zu versuchen, nur weil man Angst vor den Konsequenzen hat, als es auszuprobieren.“ Und noch etwas Wichtiges hat ihn das Leben gelehrt: „Vertraue dich deiner Intuition an und folge dei- nem Herzen auf der Suche nach Glück und Erfül- lung.“ ○ Martina Kuster Journalistin „Was immer Du tun kannst oder träumst es zu können, fang damit an! Mut hat Genie, Kraft und Zauber in sich.“
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