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15 Sommer 2014 den Jugendlichen auf, es entsteht ein „Miteinan- der“. Wir kennen deren Stolpersteine, wissen um ihre Stärken und Schwächen, freuen uns für sie, machen uns Gedanken um deren Wohlergehen, leiden mit ihnen mit. Yvonne hat sich in den Jahren nach ihrer Betreu- ung immer wieder bei mir gemeldet, ummir von ihren Erfolgen, aber auch von ihren Niederlagen zu berichten. Sie fragte nach meinem Rat, wollte ein Feedback, eine ehrliche Meinung. Als Yvonne mir im Herbst 2013 voller Freude mitteilte, dass sie die Aufnahmeprüfung für den Studiengang „Sozi- ale Arbeit“ an der FH Campus Wien geschafft hat, war ich sehr gerührt. Es ist schön zu sehen, dass unsere Arbeit einen Sinn hat. Oft betreuen wir Jugendliche über einen längeren Zeitraum hinweg, wissen aber nur wenig darüber, wie es ihnen in ihrem Erwachsenenleben ergeht. Wir wissen oft nicht, ob sie die Dinge, die wir in der intensiven Zeit der Betreuung erarbeitet haben, umsetzen können. Bei Yvonne war dies anders. Sie hat mich wissen lassen, dass sie es „geschafft“ hat, dass sie das Ziel, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen, konsequent verfolgt hat. Eine ehemalige Klientin als Praktikantin Im Februar 2014 hat Yvonne im Zuge ihres Studi- ums ihr Orientierungspraktikum bei uns im AbW absolviert. Dies war für uns eine Premiere. Man- che Mitarbeiter blickten skeptisch auf dieses Vor- haben, eine ehemalige Klientin als Praktikantin anzustellen. Wie sich herausstellte, war dies aber eine „Win-win-Situation“. Yvonne hat uns allen gezeigt, wie wertvoll die Zeit der Betreuung für Jugendliche sein kann, wie gut es tut, eine verläss- liche Betreuungsperson an der Seite zu haben, mit der man reden, sich Rat und Unterstützung holen kann. Auch wenn es während der Betreuungszeit oder danach manchmal so aussehen mag, als ob die Jugendlichen ihren Weg noch nicht gefunden hätten, hat uns Yvonne gezeigt, dass wir nie damit aufhören sollten, an unsere Arbeit, aber auch an die Fähigkeiten unserer Jugendlichen zu glauben. Wir wünschen Yvonne auf ihremWeg zur Sozial- arbeiterin von Herzen alles Gute! ○ Andrea Hilbe Leiterin ifs Ambulant betreutes Wohnen andrea.hilbe@ifs.at Acht Jahre ist es her, dass Yvonne eine Woh- nung des Ambulant betreuten Wohnens bezo- gen hat. Heute lebt sie in Wien und erzählt ihre Geschichte: Von der AbW-Klientin zur Studentin der Sozialen Arbeit. Zurzeit studiere ich an der FH Campus Wien, Fachrichtung Soziale Arbeit. Ich habe gerade das erste Semester abgeschlossen und interessiere mich sehr für ein Praktikum im ifs Fachbereich AbW. Das Besondere daran: Ich war selbst einmal Klientin und durfte die Unterstüt- zung und Alltagsbe- gleitung in Anspruch nehmen. Die Zeit, in der ich von Andrea Hilbe betreut wurde, war für mich sehr wichtig und lehrreich – das realisierte ich aber erst im Nachhinein. Am Anfang war alles komisch und gewöhnungsbedürftig. Ein Schritt in die Eigenständigkeit Als ich mit 17 Jahren in eine AbW-Wohnung einzie- hen durfte, glaubte ich, eh schon alles zu wissen. Aus diesem Grund war ich nicht sehr an einer Betreuung interessiert, weder durch einen Sozial- arbeiter und noch weniger durch meine Eltern. Ich glaubte, durch den Einzug in eine eigene Wohnung könne ich tun und lassen, was ich will. Es wurden mir dann die Regeln eines erfolg- reichen Zusammenlebens im AbW vorgelegt. Diese erschienen mir noch immer tragbarer, als zuhause zu wohnen und mich meinen Eltern auszusetzen, die sich zu der Zeit in einem heftigen Rosenkrieg befanden – und ich irgendwie hilflos mittendrin. Ein offenes, ruhiges Reden war einfach nicht mög- lich. Mein Vater war anfangs dagegen, dass ich das Elternhaus verlasse, denn somit entzog ich mich seiner Kontrolle. Für mich aber war es ein wich- tiger Schritt, den ich nicht bereue und immer wie- der gehen würde, wenn es notwendig wäre. Von der Klientin zur Praktikantin Ein Erfahrungsbericht „Ich glaubte, eh schon alles zu wissen und durch den Einzug in eine eigene Woh- nung könne ich tun und lassen, was ich will.“
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