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wie 18 Dass Menschen mit Behinderung am ersten Arbeitsmarkt arbeiten, ist in Vorarlberg seit Jah- ren Realität und auch immer mehr Normalität. Um die Normalität noch normaler werden zu lassen, brauchen die Themen offene Arbeitsplatz- Wahl sowie Karriere-Planung für Menschen mit Behinderung Raum im öffentlichen Diskurs. Junge Menschen mit Beeinträchtigung bewegen selbstverständlich dieselben weitreichenden Fra- gen, welche uns alle im Rahmen der Berufswahl beschäftigen: Was kann ich? Was will ich? Wo möchte ich hin? Als Integrationsberater im ifs Spagat kommt uns die schöne Aufgabe zu, junge Menschen bei der Suche nach den Antworten unterstützen zu dür- fen. Außerhalb vom gewohnten Umfeld bestehend aus Familie, Freunden und Schule – und gleichzei- tig von diesen unterstützt – gehen wir zielgerich- tet den Fragen nach. Vertrauen, Zutrauen und Ehr- lichkeit mit sich selbst und anderen sind zentrale Elemente des Erfolgs bei der Arbeitsplatz-Suche. (Er)Finden eines Arbeitsplatzes Beim Aufbau eines integrativen Arbeitsplatzes orientieren wir uns an den Fähigkeiten und Wün- schen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen von Spagat, an deren realen Träumen. Dies bedeutet, dass bei der Suche nach einem Arbeitsplatz häufig nicht auf bereits bestehende Berufe zurückgegrif- fen wird, respektive werden kann. Stattdessen wird innerhalb eines Berufsfeldes ein neues Tätig- keitsfeld eröffnet. Es wird ein in jeglicher Hinsicht neuer Arbeitsplatz eingerichtet. Ein Arbeitsplatz, welcher den individuellen Fähigkeiten und Bedürf- nissen des Spagat-Teilnehmers entspricht. Sich Zeit lassen mit der Wahl Dabei gilt: Eine Wahl ist nur dann eine Wahl, wenn sie nicht von einer Stoppuhr begleitet wird. Sonst ist es mitunter lediglich eine (rasche) Entschei- dung. Die zeitintensive Schulzeit provoziert eine rasche Entscheidung. Es scheint nur ein kleiner Zeitraum für eine große Entscheidung zu bleiben. Aber: Wer nicht sein eigenes Tempo gehen kann, kann nicht dorthin kommen, wo er hin möchte. Das Lustvolle, Vorfreudige und Spannende an der Arbeitsplatzsuche darf nie zu kurz kommen und deshalb stelle ich – trotz der Ernsthaftigkeit des Themas – den Vergleich mit einem Eis-Kauf an: Wir alle fühlen uns zunächst beglückt, wenn wir eine Wahl zwischen zahlreichen fruchtig-frischen Eissorten treffen können, und unwohl, wenn wir diese Wahl aufgrund ungeduldiger Kunden oder Verkäufer möglichst schnell treffen müssen. Was tun wir? Wir nehmen Vanille. Denn da kann man nichts falsch machen. Oder wir nehmen Erd- beere, weil eine Freundin sagt: Erdbeere schmeckt hier gut. Wir lassen uns dabei viele mögliche – vielleicht auch unmögliche – Geschmacksrichtun- gen entgehen. Wir lassen uns die wirkliche Wahl entgehen. Die Herausforderung in einer solchen Situation besteht darin, auf sich selbst zu hören. Darin, die Ruhe zu bewahren, um sich selbst auch tatsächlich hören zu können. Als Berater ist es zeit-los wählen Eine Anregung, über Arbeitsplatz-Wahl und Karriere-Planung für Menschen mit Behinderung nachzudenken.

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