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22 wie Frauen haben immer die Wahl, sich aus einer Gewaltbeziehung zu lösen. Der Schritt ist aller- dings schwer und erfolgt oft erst nach langen Überlegungen. Doch wenn eine akute Lebens- bedrohung für sich und die Kinder besteht, ent- scheiden sich Frauen häufig gegen die Gewalt. Die Wahlmöglichkeit zwischen Selbstaufgabe und Neubeginn trifft die Frauen dann in einer Phase, in der sie keine Kraft mehr haben und kaum noch ein Selbstwertgefühl besitzen. Für viele bedeutet ein Neuanfang in dieser Situation amNullpunkt anzukommen. In der Entscheidungsphase für oder gegen ein gewaltfreies Leben zeigt sich, dass die Wahl für ein Leben ohne Gewalt viel Arbeit an sich selbst und dem eigenen Umfeld abverlangt. Den betrof- fenen Frauen stellen sich häufig folgende Fragen: Wie komme ich finanziell über die Runden? Wo werde ich dem- nächst wohnen? Kann ich meine Arbeit behalten? Was denken meine Familie und Freunde, wenn ich mich trenne? Wie soll ich das alles nur schaffen? Aus der Abhängigkeit lösen Da die Frauen bisher meist in einem Abhängig- keitsverhältnis zum gewalttätigen Partner gelebt haben, gilt es, sich aus dieser Abhängigkeit zu lösen. Wenn die Frau ihren Mann noch liebt, wenn das Umfeld nicht weiß, in welcher Beziehung sie zu einander stehen, erschwert dies die Entschei- dung sich zu trennen um ein Vielfaches. Gefühle der Scham und Schuld sind ein ständiger Begleiter in der Abwägungsphase. Neben der emotionalen Trennung spielt aber auch die Loslösung aus einer möglichen finanziellen Abhängigkeit eine große Rolle. Vor allem Frauen mit Kindern haben sich bislang oft der Kinderer- Zwischen Neubeginn und Selbstaufgabe Eine Gewaltbeziehung zu beenden, verlangt Frauen viel Kraft ab, eröffnet aber ungeahnte Perspektiven. „Gespräche tragen dazu bei, wieder handlungsfä- hig zu werden, Möglich- keiten zu erkennen und frei von Einflüssen eine Wahl über den weiteren Lebensweg zu treffen. Wohnqualität spielt neben der Erschwing- lichkeit von Wohn- raum eine entschei- dende Rolle. Vor allem in größeren Wohnan- lagen kann diese aber leicht beeinträchtigt werden, wenn etwa gegensätzliche Interessen zu Konflikten und Aus- einandersetzungen führen. In Vorarlberg wird dieser Problematik aktiv begegnet: Eine eigene Kompetenzstelle für Siedlungsarbeit ist tätig und setzt in Sachen professionelle Siedlungsarbeit neue Maßstäbe. Wenn sich Menschen in ihren eigenen vier Wänden wohl fühlen, wirkt sich das neben der persönlichen Zufriedenheit und demWohlbefinden auch auf die Verbundenheit mit der Region positiv aus. Umso wichtiger ist es, alles daran zu setzen, damit das Zusammenleben in den Siedlungen funktioniert. Spannungen entstehen vor allem durch Probleme bei Müllplätzen, Lärm und Unruhe oder durch Bewohner, die sich nicht an Hausordnungen hal- ten. Die Gemeinden und gemeinnützigen Wohn- bauträger sind sehr bemüht, auftretende Konflikte positiv zu lösen. Weil diese Bemühungen aber auch oft an Grenzen stoßen, wurde die Kompetenzstelle für Siedlungsarbeit eingerichtet. Die Kompetenzstelle, mit deren Organisation das ifs beauftragt ist, fungiert als fachliche Unterstüt- zung. Gemeinden, die Handlungsbedarf ausma- chen und Unterstützung benötigen, können sich an die Kompetenzstelle wenden. Die Mitarbeiterinnen werden in Kooperation mit den Zuständigen der Gemeinde aktiv, setzen Projekte auf, koordinieren sie und suchen durchführende Partner vor Ort. Das Land beteiligt sich an den Kosten der gemein- sam umgesetzten Projekte und übernimmt zudem die Kosten für die Kompetenzstelle zur Gänze. ○ Informationen unter: Tel. 05-1755-500, heidi.lorenzi@ifs.at Kompetenzstelle für Siedlungsarbeit Weniger Konflikte und mehr Miteinan- der durch aktive Siedlungsarbeit

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