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7 Sommer 2014 wählen! Wähle ich das Leben, verliere ich das Geld. Wähle ich das Geld, verliere ich beide, Geld und Leben. Dem Gesetz der Sprache unterworfen Das menschliche Subjekt, das, wenn es als Sub- jekt bezeichnet wird, als unterworfen, verursacht (sub-jektum) gedacht wird, begegnet uns als „sprechendes Sein“, dem Gesetz des Sprechens und der Sprache unterworfen. Ganz besonders und unmittelbar im Feld der Psychotherapie, aber auch in allen anderen Feldern des sozialen Lebens, auch wenn die Tatsache des Sprechens nicht immer im Zentrum der Betrachtung steht. Das aber hindert die Dinge nicht daran zu existieren. Denn, wenn die helfenden Berufe eines verbindet, dann ist es die Idee, seelisches Leiden lindern zu können, verhaltensbedingte Benachteiligungen auflösen und psychisch bedingte Lösungsstrategien beein- flussen, das heißt verändern zu können. Das kann aber nur Sinn machen, wenn es ein Erklärungsmo- dell gibt, das der Tatsache der sprachlichen Ver- fasstheit des Subjekts Rech- nung trägt. Das oben erwähnte Erklärungsmodell Freuds betrachtet die Trauer auf der Ebene der Ökonomie, in der es um Verschiebung und Verdich- tung von Libido, also positiver Besetzungsenergie geht. Die Verarbeitung des Verlusts wird in diesemModell der Freiheit des Subjekts zugerechnet. Wenn wir davon ausgehen, dass das menschliche Subjekt das Subjekt ist, das nach sich selbst und seiner Ursache fragt, dann befinden wir uns mit- ten in der Frage, ob die Funktion des Sprechens „Zu wählen heißt verlieren. Die Illusion, alles und zwar gleichzeitig sein und haben zu können entspricht dem Phantasma eines Lebens ohne Beschränkung, Verlust und Tod.“

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