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21 Frühling 2015 engem Rahmen das Beste für unsere Klientinnen und Klienten herausholen“ wird vom Fachbereich auch künftig extreme Flexibilität gefordert sein. „Da habe ich Hochachtung vor meinen Mitarbei- terinnen und Mitarbeitern, weil sie sich immer wieder den Anforderungen anpassen.“ Auch von Seiten der Bevölkerung spürt die Flüchtlings- hilfe insgesamt einen großen Rückhalt. Dass die „großen Kritiker“ oft mit lauter Stimme auftreten, verzerre das Bild. „Wir sehen gleichzeitig das große Engagement vieler ehrenamtlich tätiger Menschen und machen auch die Erfahrung, dass die Leute nach einer persönlichen Begegnung mit Flüchtlin- gen sehr offen sind.“ Diese anfängliche Zurückhaltung der Bevölke- rung, vor allem auch wenn es um die Vermietung von Wohnungen oder die Arbeitssuche von Per- sonen mit Fluchtgeschichte geht, kann von Seiten der Caritas Beratungsstelle Existenz und Wohnen bestätigt werden. Diese Stelle dient als Ansprech- partner für Personen, die nach ihrem Asylverfah- ren längerfristig in Österreich bleiben können, sogenannte Bleibeberechtigte. Immer öfters zeigt sich, dass nach persönlichem Kontakt zum Beispiel mit Vermietern die Bleibeberechtigten zunehmend positiv angenommen und aufgenom- men werden. Der Kontakt im Einzelfall baut Barrieren ab. Doch ist es teilweise schwierig, dies zu ermöglichen und somit Bleibeberechtigten eine Chance zu geben, hier in Österreich richtig anzukommen. Dieses „Ankommen“ fängt im Anschluss an das Asylverfahren erst richtig an und ist nur möglich, wenn in der Gesamtbevölkerung zunehmend Raum geschaffen wird für Menschen mit unter- schiedlichsten Bildungswegen, Hautfarben und Traditionen. ○ Martin Fellacher Leiter der Caritas Flüchtlingshilfe Vorarlberg Elke Kager Caritas Vorarlberg Kommunikation Nachgefragt Schauplatz Lerncafé Rankweil: Rund ein dutzend Schulkinder, deren Eltern sie – aus welchen Grün- den auch immer – nicht optimal fördern können, erhalten in diesem Caritas-Projekt regelmäßig Lernbegleitung, eine gesunde Jause und eine sinnvolle Freizeitgestaltung. Unter den Kindern sind auch einige, die mit ihren Eltern aus Syrien flüchten mussten und hier in Vorarlberg eine neue Heimat gefunden haben. „Heimat“ bietet ihnen ein Stück weit auch Mohamed Hashoum, der im Lerncafé freiwillig mithilft. Wer die Geschichte des 25-jährigen Syrers hört, erkennt, wie schnell man von der Bildungs- elite seines Ursprungslandes zum Bittsteller in einem fremden Land wird: „Ich habe Mathematik in Aleppo studiert, es fehlten nur noch wenige Prüfungen zur Master-Arbeit“, erzählt der junge Mann in sehr gutem Deutsch. „Dann kam der Krieg und damit verbunden die Tatsache, dass es unmöglich wurde, das Studium abzuschließen.“ Auch bezüglich Zukunftsperspektiven sah es für Mohamed Hashoum in Syrien äußerst trist aus: „Das ganze Schulsystem ist zusammengebrochen, die Kinder werden nicht mehr unterrichtet – eine ganze Generation wächst ohne Bildung auf.“ In Vorarlberg hat Mohamed Hashoum einen posi- tiven Asylbescheid bekommen und lebt zwischen- zeitlich mit seiner Frau Reem in Bludenz. „Es geht uns gut, die Menschen hier sind sehr freundlich und wir blicken positiv in die Zukunft.“ Und was würde er sich für sich und seine Frau wünschen? „Wir möchten unser Leben hier leben, in Sicher- heit. Am liebsten würde ich als Lehrer arbeiten, das ist jedoch noch ein langer Weg.“ Doch Arbeit und Eifer scheut der gebürtige Syrer nicht. „Wir möchten ein typisches Vorarlberger Leben leben. Mit Arbeit, einer schönen Wohnung und Kindern“, lacht er. ○ Caritas Flüchtlingshilfe Vorarlberg Schlossgraben 6, 6800 Feldkirch Telefon 05522-200-1770, fluechtlingshilfe@caritas.at Ich wünsch mir ein typisches Vorarlberger Leben. Mohamed Hashoum blickt positiv in die Zukunft.

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