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9 Frühling 2015 entschieden habe, nicht grundsätzlich auf den Tod zu warten, bis ich ich selbst sein kann, staune ich über die vielen Gelegenheiten, in denen es doch möglich ist, ein funkelnder, tanzender Engel auf Erden zu sein. Abschied Wenn ein Kind stirbt, heißt es oft, der Tod habe uns unser Kind genommen, entrissen. Man könnte sagen, ich musste mich 2008 von meiner Tochter verabschieden. Doch ich habe es so nicht erlebt. Ich habe mich am Ostersonntag nicht von Valen- tina verabschiedet, sondern mit ihr. Gemeinsam haben wir unser gemeinsames Leben zu Ende gebracht. Wir beide gingen weiter, wir verteilten uns ein bisschen, das Netz unserer Verbundenheit faltete sich weiter auf. Ich denke dabei oft an den dreidimensionalen Spielzeugstern, den mein Sohn einmal zu Weihnachten von seinen Großeltern bekommen hat. Dieser Stern bestand aus Plastik- teilen und Gelenken – man konnte ihn auseinan- derziehen, dann fächerte er sich auf, bis er dreimal so groß war wie in seiner zusammengedrückten Form. Es war immer noch ein Stern, nur war da mehr Luft, mehr Zwischenraum zwischen den ein- zelnen Teilen. Wir fächern uns auf. Und nehmen gemeinsam Abschied, von dieser Begegnung, diesem Tag, die- sem einzigartigen Zusammensein. So pflege ich es heute mit Menschen, mit denen ich gerne zusam- men bin. Das Wort, das mir dabei hilft, ist eines der größten Zauberwörter unserer Sprache: „Danke“. Je konkreter mein Dank und meine ausgespro- chene Freude sind, je genauer ich benennen kann, was ich bekommen habe, umso größer fällt die Ernte eines gemeinsamen Tages aus. Dann fühlt sich der Abschied nicht nach Trennung an, son- dern nach einem gemeinsamen Weitergehen. Jeder in seine Richtung, jeder wieder ein paar Schritte weiter zu sich selbst. Wir breiten uns aus, verteilen uns, unser Stern wird wieder größer. Ein bisschen mehr Luft kommt zwischen uns. Mehr ist es nicht, das, was wir Abschied nennen. Und auch der Tod, diese unsichtbare Grenze, die für den Körper eines Menschen unüberwindbar ist, nimmt uns nichts von der Ganzheit unseres großen, gemeinsamen Sterns. Neubeginn Natürlich habe ich die Trauerzeit der vergan- genen sechs Jahre nicht nur in hellem Glück, nicht nur inmitten eines Feuerwerks verbracht.
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