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wie 10 einem Haus wollen wir arbeiten und sollen die Jugendlichen leben? Oft stehen die Jugendlichen schon vor der Zeit da und wollen loslegen. Und sie machen ihre Arbeit wirklich gut. Wir drehen eine Runde, um alle zum Aufbruch zu motivieren, denn nachmittags besucht die zweite Gruppe den täglichen Deutschun- terricht. Ab und an machen Kopfschmerzen dem Lern- willen einen Strich durch die Rechnung. Ab und an auch Muskelkater. 15:00 Uhr Sind die Hausdienste erledigt, beginnt die Freizeit. Unsere Jugendlichen erobern zuneh- mend den Sozialraum Lustenau und Voralberg. Der Aktions- radius reicht von Ausflügen, welche das Betreuerteam orga- nisiert, bis zu eigens gestar- teten Erkundungstouren. Liegt Schnee, gehen wir Rodeln am Bödele. Regnet es, gehen die Jugendlichen ins Hallenbad nach Dornbirn. Auch stehen Aktivitäten wie Eislaufen und Joggen auf dem Programm. Lange Zeit wurden wir von der ifs Integrativen thera- peutischen Tagesgestaltung unterstützt, welche sich Aus- flüge mit einer kleinen Gruppe überlegt hatte. Wir kooperieren mit der Offenen Jugendarbeit Lustenau und dem SPZ. Nicht zu vergessen ist das den Jugendlichen lieb gewordene Theaterprojekt im FactorY. 17:00 Uhr Die für das Abendessen verantwortliche Koch- gruppe tritt ihren Dienst an. Wir überlegen ge- meinsam, was wir mit den vorhandenen Lebens- mitteln kochen könnten. Meistens herrscht schnelle Einigung, denn das Repertoire an Kochkenntnissen ist trotz hoher Motivation noch eingeschränkt. Das Abendessen ist eine gute Möglichkeit für Ehrenamtliche, sich in unserem Haus einzubrin- gen. Sie bringen frischen Wind, Kontaktmög- lichkeiten, die deutsche Sprache und Ideen für ein schmackhaftes Abendessen mit. Das Haus füllt sich mit jenen, die vom Deutschunterricht kommen und der Lärmpegel steigt. Tischfußball, Instrumente und laute Musik vermischen sich zu einem herausfordernd lauten Geräuschemix. 18:30 Uhr Es duftet gut und mit einem Trommelwirbel holt die Kochgruppe alle Jugendlichen aus ihren Zimmern, um gemeinsam zu Abend zu essen. Die wesentlichsten Lebensmittel in unserem Haus sind Semmeln und Weißbrot sowie Joghurt und Milch und bestimmen jeweils den Haussegen. 19:30 Uhr An zwei Tagen in der Woche kommen alle Jugend- lichen in einem Stuhlkreis zu unserer Hausver- sammlung zusammen. Dazu laden wir auch einen Dolmetscher ein. In diesem Rah- men leiten wir Informationen an die Jugendlichen weiter und geben ihnen die Möglich- keit, ihre Anliegen gut übersetzt anzubringen. Oft ist die Stimmung hitzig und Verständigungsprobleme stehen trotz professioneller Übersetzer auf der Tagesordnung. Die Arbeit mit Dolmetschern erfordert eine kom- munikative Umgewöhnung – man muss seine Aussagen klar strukturieren und kommt oft nicht dazu, alles zu sagen, was einem wichtig erscheint. Die Zeit nach dem Abendessen nutzen einige Jugendliche nun bereits dazu, sich in Vereinen zu integrieren und sportlich aktiv zu werden. Fußball steht an erster Stelle. Auch Box- und Kung-Fu-Trai- ning wird von einigen besucht. Die Daheimblei- benden verbringen ihre Zeit beim Tischfußball, Wissen Theaterprojekt „On the Road“ Einmal pro Woche fanden die Proben bezüglich des Theater- projekts „On the Road“ statt. Vier Jugendliche, welche im Haus Lustenau leben, wirkten bei der Entstehung des Thea- terstücks mit. Mit weiteren Jugendlichen aus Lehre und Beschäftigungsprojekten sowie Schülerinnen und Schülern aus Handelsakademie und Gym- nasium führten sie Interviews mit migrantischen Familien, Zeitzeugen und Jugendlichen durch, um somit lebendige Por- träts von Menschen zu erhalten. Die Jugendlichen beschäftigten sich mit den Fragen: Wo komm ich her? Wo bin ich? Wo will ich hin? Hintergrund für das Projekt stellte das Jubiläum „50 Jahre Anwerbeabkommen mit der Türkei“ und die neuesten Forschungen zur sogenannten „Gastarbeiterroute“ dar. Mehr Informationen unter www.walktanztheater.com „Nach jeder Dunkelheit kommt das Licht.“ Bedeutung: Schlechte Zeiten gehen vorbei und es wird wieder besser.*

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