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21 Frühling 2016 Risse bekommen. Das erfordert Antworten durch die europäische Politik, die derzeit nicht in der Lage ist, sich zu einigen. Diese sind unter der Ein- haltung der Menschenrechte, die Teil der Verfassung und Basis des europäischen Projektes sind, aber dringend erforderlich. Die Einwanderung der Kriegs- flüchtlinge ist auch der Zug der Unterprivilegierten. Wir machen die Unterscheidung zwischen Kriegs- und Wirtschaftsflücht- lingen. Im 21. Jahrhundert, in dem die Globalisierung durch den technischen Fortschritt und den globalen Handel so weit fortgeschritten ist, bedarf es einer- seits des Mitgefühls mit den Flüchtenden, ande- rerseits vernünftiger politischer Konzepte, um die Basis der verarmten Gesellschaften mittelfristig so umzugestalten, dass die verzweifelten Men- schen, die in ihren Ländern keine Lebensperspek- tive haben, eine Lebensgrundlage bekommen. Und zu Recht gibt es die Befürchtung, dass die Krise eine Zeit des europäischen Friedens beenden könnte. Es ist die Rede vom Zerfall Europas, das in eine anstehende Epoche wechselt. Entweder wird Europa durch Renationalisierung, Abschottung, Stacheldrahtzäune und Nationalismus auseinan- derbrechen oder sich durch kulturelle Öffnung und Toleranz transformieren und in Richtung der Identitätsbildung zum EU-Bürger und/oder Weltenbürger entwickeln. 2 Spaltungen in den Aufnahmeländern. Die Angst vor den Flüchtlingen. Was ist passiert? Die Spaltung in Befürworter und Gegner der Flüchtlinge hat sich vertieft. Es scheint ein sich fast wechselseitig aufladender Konflikt geworden zu sein, der sich dialektisch affektiv (gegensätzlich gefühlsgeleitet) auflädt und ent- lädt. Je mehr sich die Feindseligkeit verstärkt, desto mehr werden die Befürworter in eine Über- identifikation mit den Flüchtlingen getrieben. Wenn die Befürworter moralisierend werden, ver- stärkt das die Gegnerschaft erst recht und vertieft die Spaltung. Reflexartiges Mitleid und eine mediale Unterstüt- zung für die Flüchtlinge rufen auf der anderen Seite Neid, Feindseligkeit und Abwehr, mitunter sogar Gewalt oder Schießbefehle hervor. Versuche, in den Medien ausgewogen zu berichten, finden ihre dunkle Seite in den Internetportalen: Blogs, Twitter, Facebook. Die Stimmung scheint gegen die Flüchtlingspolitik zu sein, obwohl Angela Merkel um die Diskurshoheit ringt. Bedrohlich wird es dann, wenn die Engagierten als naive Humanisten oder als weltfremde Pazifisten abgestempelt wer- den, während die politische Abwehrfront gegen die Asylsuchenden politisch mobil macht. Die politisch Rechten werden dadurch unterstützt, die Deutungshoheit zu gewinnen. Die überforderten Flüchtlingshelfer. Die Not der Helfer. Allmacht und Ohnmacht. Überidentifikation bis zur Erschöpfung auf der einen Seite. „Wir schaffen das“, oft zitiert, kann Ermutigung sein, aber auch Ausdruck einer All- machtsphantasie, vor allem dann, wenn die Helfer zu wenig Unterstützung erfahren. Wenn sich Helfer bis zur Erschöpfung für die Flüchtlinge ein- setzen, dann muss bei all der Hochachtung für das Engagement der Narzissmus des Helfers ebenso gesehen werden: Je entsetzlicher die Leidensge- schichten und die extremen Traumatisierungen der Flüchtlinge sind, desto größer sind seine Verdienste. Und wenn die Flüchtlinge ihrerseits nicht die Dankbarkeit zeigen, die erwartet wird, weil sie auch nur Menschen sind wie du und ich, kann die Empa- thie der Helfer in sich zusammen- brechen. Deshalb ist es wichtig für die Helfer, profes- sionelle Distanz durch Gruppen- reflexion und Supervision einzuüben. Die Gefahr des „Ausbrennens“, der emotionalen Erschöpfung ist besonders hoch. Das Fremde im Fremden. Das Trauma. Ein großer Teil dieser Menschen hat Schreckliches gesehen oder erlebt und gilt als traumatisiert. Es kann zum Rückzug des Helfers führen, wenn er auf das Trauma stößt. Reflexartig entzieht der Helfer ihm dann die Empathie, weil der „psycho- tische Kosmos“ 3 der Betroffenen unmöglich auszu- halten ist. Der Rückzug des Helfers dient dem Selbstschutz. Im Innenraum des Traumatisierten herrscht Misstrauen, ein Mangel an Grundsicher- heit (Angst vor weiterer Verfolgung, Erinnerungs- bilder, die nicht abzuschütteln sind, Fassungslo- sigkeit). Psychotherapeuten sprechen von einer „Durch die Flüchtlinge aus den krisengeschüt- telten Staaten Afgha- nistan, Syrien und dem Irak und die terroristi- schen Anschläge des IS hat der Kristallpa- last deutliche Risse bekommen.“ „Bedrohlich wird es dann, wenn die Engagierten als naive Humanisten oder als weltfremde Pazifisten abge- stempelt werden, während die politische Abwehrfront gegen die Asylsuchenden politisch mobil macht.“

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