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29 Frühling 2016 die Bilder Ihres Lebens wie in einem Film vor Ihrem inneren Auge ablaufen. Sie sehen die Geschichte Ihres Lebens. Und nun erlauben Sie Ihrer Phantasie, sich frei zu entfalten. Sie entrol- len Ihre Zeit so weit in die Zukunft, wie Sie es wol- len. Einige werden Einfälle zur nächsten Woche haben, andere sehen vielleicht, wie ihr Leben in einigen Jahren aussehen wird. Wenn es für Sie angenehmer ist, können Sie die Augen schließen. Ich gebe Ihnen jetzt etwas Zeit für ihre Phanta- siereise in ihre Zukunft… Diese zwei Minuten kann jeder mit seiner Uhr ganz objektiv messen. Alle Uhren werden nach der gleichen Zeitspanne klingeln. Dies suggeriert uns das Gefühl, dass die Zeit gleichmäßig und einheitlich vergeht. Für uns Menschen ist sie aber nicht einheitlich. In einem fensterlosen, schall- isolierten Raum ohne Tag und Nachtzeit verlieren wir unser Zeitempfinden völlig. Auch diese zwei Minuten werden von Ihnen ganz unterschiedlich erlebt worden sein. Für manche waren sie lang und vielleicht langweilig. Für andere sind sie extrem schnell vergangen. Ebenso werden manche keine oder nur sehr wenige Zukunftsbilder, andere wie- derum kleine Kurzfilme gesehen haben. Neben dem Erleben unterschiedlicher Zeitgeschwindig- keiten werden Sie diese zwei Minuten auch unter- schiedlich bewerten. Ob Sie diese als verlorene Zeit oder als erfüllte, sinnvolle Zeit beschreiben, hängt nur von Ihrer subjektiven Bewertung ab. Menschen sind keine Maschinen Hier möchte ich auf den Titel der Zeitschrift zurückkommen. Unterwegs – das sollte bedeuten, mir die Zeit nehmen zu dürfen, die ich brauche, ummeinen Weg zu einem guten Ende zu bringen. Ich muss nicht schon am Anfang wissen, wann ich welche Aufgabe in meinem Leben geschafft habe. Zeit ist im psychosozialen Bereich keineswegs etwas Einheitliches, Absolutes. In allen Bereichen – sowohl im privaten als auch im Arbeitsleben – wird Zeit zunehmend unter dem Aspekt der Kosten gesehen. Gefährlich wird es, wenn diese Entwicklung in die Abläufe von Bera- tung und Behand- lung eingreift. Denn die Wieder- herstellung der Handlungsfähig- keit oder die Hei- lung folgt nicht den Faktoren der Zeit- und Kosteneffizienz, sondern jeder ein- zelne Klient hat seine ganz eigene Geschwindigkeit für Veränderung. Menschen sind nun mal keine kleinen Maschinen, die mit standardisierten Vorgaben „repariert“ wer- den können. ○ 1 Vgl. Rosa, Hartmut (2005): Beschleunigung. Die Verände- rung der Zeitstrukturen in der Moderne. Frankfurt/Main. 2 Ciompi Luc/Dauwalder Hans-Peter (Hrsg) (1990): Zeit und Psychiatrie. Sozialpsychiatrische Aspekte. Bern, Stuttgart, Toronto. Dipl. Psych. Brunhilde Reichl Leiterin ifs Erwachsenenberatung brunhilde.reichl@ifs.at Wissen ifs Erwachsenen- beratung ist an allen ifs Beratungsstellen zu finden und richtet sich an Men- schen ab dem 18. Lebensjahr bis ins hohe Alter. Die Beraterinnen und Berater bieten Hilfe bei den vielfältigsten Problem- und Frage- stellungen, welche im Laufe eines Erwachsenenlebens auftreten können.

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