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wie 10 Sich mit der eigenen Identität auseinanderzu- setzen und die eigene Identität zu entwickeln ist eine der zentralen Aufgaben in der Lebens- phase „Jugend“. Dazu zählt auch die Entwicklung der sexuellen Identität. Den eigenen Körper anzunehmen, für seine Gesundheit zu sorgen, seine (Geschlechter-)Rolle in der Gesellschaft zu finden, reifere Beziehungen zu gestalten und Werte als Handlungsmaximen zu festigen sind nur einige der Aufgaben, die zur Entwicklung der Geschlechtsidentität gehören. Diese Aufga- ben fordern alle Jugendlichen. Doch für junge Männer, die aus Afghanistan nach Österreich flüchteten und diesen Prozess ohne ihre bishe- rigen Bezugspersonen und in einem neuen Kul- turkreis durchleben, bedeuten sie eine besondere Herausforderung. Die bisher erfahrenen Werte lassen sich nur bedingt auf den neuen Alltag in Vorarlberg über- tragen. Deshalb brauchen die jugendlichen Flücht- linge bei der Bewältigung der Aufgaben Begleitung und positive Modelle. Ihre Fragen und eventuell vorhandene Ängste benötigen Beantwortung und eine wertschätzende Auseinandersetzung. Unser Anliegen in den Workshops war es, den Jugendlichen eine altersadäquate und kultursen- sible Auseinandersetzung mit der Thematik Liebe und Sexualität anzubieten sowie deren Dialogfä- higkeit auszubauen und zu fördern. Dabei sahen wir – Johannes Violand und Sandra Walz – es als unsere zentrale Aufgabe, einen respektvollen und wertschätzenden Dialog zwischen den Kulturen, den Geschlechtern und Generati- onen vorzuleben. Im Rahmen der Vorbereitung eigneten wir uns grundle- gendes Wissen über die politische Situation und die kulturellen Werte in Afghanistan an und informierten uns über mögliche Fluchtgründe. Mit diesem Basiswissen und mit unserer mehr- jährigen Erfahrung in der sexuellen Bildung von Jugendlichen – geleitet von den Menschenrechten und den sexuellen Rechten der IPPF (International Planned Parenthood Federation) – gingen wir mit offener Neugier auf die jungen Männer aus Afgha- nistan zu. Begegnung auf Augenhöhe Für ein erstes Kennenlernen besuchten wir die Jugendlichen in ihren Wohnhäusern. Wir stell- ten uns vor und versuchten, das Vertrauen der Jugendlichen zu gewinnen, indem wir ihnen auf Augenhöhe begegneten. Die Inhalte der Work- shops wurden gemeinsam festgelegt und wir erläuterten den Jugendlichen, dass deren Mitar- beit bei jeder Einheit freiwillig ist. Wir erklärten unsere Verschwiegenheit und besprachen mit den Jugendlichen, wie sie imWorkshop mit persön- lichen Inhalten ihrer Kollegen umgehen wollen. Bei diesem Treffen überreichten uns die Jugend- lichen bereits zahlreiche schriftliche Fragen. Diese unterschieden sich im Großen und Ganzen nicht wesentlich von Fragen, die von Vorarlberger Jugendlichen gestellt werden: Wie groß muss ein Penis sein? Ist Selbstbefriedigung ungesund und moralisch verwerflich? Wie wird Sexualität für beide Partner lustvoll? Wie schütze ich mich vor ungewollter Schwangerschaft? Doch beschäf- tigten diese Jungs auch kulturspezifische Themen wie: Mit welchemMädchen darf man Sex haben? Warum reagieren Menschen auf Körperkontakt zwischen Männern irritiert? Kann man von der Kleidung eines Mädchens darauf schließen, ob sie sexuell aktiv ist? Nach einem Vorbereitungsgespräch mit dem Dol- metscher starteten wir mit elf Jugendlichen in den Workshop. In einem ersten Schritt vereinbarten wir nach einem körperbetonten Warming-up- Spiel die gemeinsamen Regeln für den Tag. Wir einigten uns darauf, dass nur einer spricht, dass wir respektvoll miteinander umgehen, dass jede Teilnahme an einer Übung freiwillig erfolgt und Liebe verdient Respekt Sexualpädagogische Workshops mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen zu den Themen Liebe, Beziehung, Freundschaft und Sexualität „Ich weiß nun, wie ich ein Mädchen anspreche kann und wann ich mit ihr Sex haben darf.“

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