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15 Frühling 2017 erklärt Manuela. Auch gut miteinander umzu- gehen, Achtung vor dem anderen und einander ernst zu nehmen werden erwähnt. Respektvolles Verhalten ist zudem in WGs sehr wichtig, damit das Zusammenwohnen gelingen kann. Hier bedeu- tet Respekt beispielsweise, das benutzte Geschirr abzuwaschen, beim Putzen zusammen zu helfen oder den Müll raus zu bringen. Respektloses Verhalten kennen alle Mehrere betonen, dass in Gesprächen vor allem der Augenkontakt eine große Rolle spielt, damit sich der Gesprächspartner respektiert fühlt. „Ich mag es gar nicht, wenn ich mit jemandem rede und der schaut nur auf sein Handy“, erklärt Katharina, „da habe ich das Gefühl, er hört mir gar nicht zu.“ „Das ist respekt- los“, fasst Hubert zusammen. Als respektlos werden auch Schimpfwörter, Beleidigungen, das Wegnehmen von Dingen, das Erzählen von Dingen, die nicht der Wahrheit entsprechen und vor allemMobbing empfunden. „Viele Schüler sind gegenüber anderen nicht sehr respektvoll“, erzählt René und Katharina fügt an, dass sie während ihrer Schulzeit lange gemobbt wurde: „Man hat mich ausgegrenzt und beleidigt. Erst als ich die Schule wechselte und dort viele Schüler so wie ich waren, wurde es anders.“ Auch René erzählt von seinen negativen Erfahrungen: „Vor allem wenn ich etwas falsch gemacht hatte, haben sich die anderen über mich lustig gemacht.“ Dabei ist es völlig normal, dass man in gewissen Bereichen Begabungen hat, dafür in anderen weni- ger und vielleicht etwas langsamer als andere ist. Im Laufe des Gesprächs kristallisiert sich heraus, dass auch Ungerechtigkeit mit respektlosem Ver- halten in Verbindung gebracht wird. Als Beispiel hierfür wird angeführt, dass es ungerecht ist, wenn zwei Personen dieselbe Arbeit ausführen, der eine aber nur die Hälfte des Gehaltes des ande- ren ausbezahlt bekommt. Respekt ist etwas, das man lernen muss. „Als kleines Kind schaut man sich dieses Verhalten bei den Eltern ab“, berichtet Katharina. „Vorbilder sind auch Großeltern, Tanten, Onkel, Mitschüler oder Freunde“, ergänzte Hubert. Und Aaron for- dert für sich selbst Respekt ein, indem er darum bittet, ihm das Wort „Vorbilder“ näher zu erklären. Die anderen Gesprächsteilnehmer erläutern, dass Vorbilder Personen sind, bei denen man sich ein Verhalten abschaut, an denen man sich orientieren und von denen man etwas lernen kann. Vor allemMenschen mit großemWissen, besonderen Fähigkeiten und Charisma (Ausstrahlung) sind Vorbilder. „Viele nehmen sich prominente Persönlichkeiten zum Vorbild, z. B. Profisportler oder Schauspieler“, erklärt Hubert. Alle Menschen verdienen Respekt Abschließend wendet sich die Gruppe dem Thema „Anderssein“ zu. Auf die Frage, wie sich das Anderssein bemerkbar macht, erklärt Katharina: „Zu mir kommen Personen, weil ich gut zuhören kann, dafür kann ich weniger gut Tipps geben. Und ich bin anders, weil ich sehr gut schwimmen kann. Ich bin in Wettkämpfen sehr schnell.“ Es ist beeindruckend, dass keiner der jungen Menschen sein Anderssein über seine Beeinträchtigung definiert, sondern über Dinge, die er bzw. sie besser kann als andere. Konkret auf Beeinträchti- gungen und auf die Frage angesprochen, wie sich Beein- trächtigungen oder beispiels- weise eine Erkrankung auf das Thema Respekt auswirken, erklärt Manuela, dass manche aufgrund ihrer Beeinträch- tigung mehr Unterstützung benötigen als andere. Und Katharina berichtet, dass ihr oft geholfen wird, wenn andere bemerken, dass sie sich mit gewissen Dingen schwer tut. Und alle sind sich einig: Das Gleichbehandlungsrecht gilt für alle, egal ob Mann oder Frau, ob arm oder reich, ob mit oder ohne Beeinträchtigung. ○ Judith Allgäuer ifs Fundament judith.allgaeuer@ifs.at Wissen ifs Fundament unterstützt Menschen mit Beein- trächtigungen in ihremWunsch, selbstbestimmt zu wohnen. Für jeden Menschen werden indivi- duelle und regionale Lösungen gesucht. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ermutigen und befähigen die Klientinnen und Klienten, ihre Zukunft selbstbe- stimmt zu gestalten, und begleiten sie bei Übergängen. Zudem werden die Betroffenen im Knüpfen von sozialen Kontakten und in der Vernetzung im sozialen Nahraum unterstützt. Telefon 05-1755-550 fundament@ifs.at „Ich mag es gar nicht, wenn ich mit jemandem rede und der schaut nur auf sein Handy, da habe ich das Gefühl, er hört mir gar nicht zu.“ „Das Gleichbehandlungsrecht gilt für alle, egal ob Mann oder Frau, ob arm oder reich, ob mit oder ohne Beeinträch- tigung.“

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