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27 Frühling 2017 wieviel Geld Person A bekommen hat. In der Regel werden 30 Prozent abgegeben und akzeptiert. Wenn nur fünfzehn Euro oder weniger abgegeben werden, verzichtet in der Regel Person B auf das Geld und bestraft damit auch Person A, weil diese bei Nichtannahme des Angebots auch kein Geld erhält. Lernen amModell Kinder lernen von ihren Eltern, indem sie beobach- ten, wie sich diese anderen Menschen gegenüber verhalten. Diese Vorbildfunktion ist den Eltern oft viel zu wenig bewusst. Wenn Eltern in der Bera- tung sagen, dass sie sich mehr Respekt von ihren Kindern erwarten, kann es passieren, dass sich die Kinder im Gegenzug über ihre Eltern beklagen: Diese wür- den sich ihnen gegenüber respektlos verhalten. Sie würden sie anschreien, bestimmte Wörter zu ihnen sagen, sie schlagen, ihnen wichtige Dinge wegnehmen und sie hätten keine Ahnung, was in ihnen, den Söhnen oder Töchtern, vorginge. Außerdem würden sie selbst nicht tun, was sie von den Kindern verlangen, sie würden sich nie bei ihnen entschuldigen usw. Dies zeigt, wie wichtig gegenseitiger Respekt ist – unabhängig vom Alter des Kindes. Erziehung und Respektlosigkeit Gemäß Jan Uwe Rogge ist fehlender Respekt von Kindern in vielen Fällen hausgemacht. Laut ihm können sich fehlender Respekt und ein Mangel an Empathie beim Kind aus folgenden Punkten ergeben: - Eine „Laissez-faire-Haltung“ der Eltern kann vom Kind als Gleichgültigkeit ausgelegt werden. - Ein inkonsequenter Erziehungsstil (Zuckerbrot und Peitsche) kann beim Kind ein Gefühl des Ausgeliefertseins bewirken. - Falsche Erwartungshaltungen an das Kind (intel- lektuelle Überforderung, nicht eingehen auf emo- tionale Bedürfnisse) - Ein überbehütender Erziehungsstil, der das Kind in seinen Entwicklungsmöglichkeiten zu sehr einengt. Dieser Stil hält das Kind in Abhängigkeit zu den Eltern, es hat zu wenig Eigenständigkeit. - „Förderung“ von „falschem“ Verhalten durch feh- lende Grenzen Wie kann der Respekt zwischen Eltern und Kin- dern gefördert werden? Wie kann eine von gegenseitigem Respekt getra- gene Beziehung zwischen Müttern, Vätern, Töch- tern und Söhnen gelingen? Wenn Eltern ihre Kin- der in deren Bedürfnissen wahrnehmen: mit ihnen spielen, Dinge unternehmen, die dem Entwick- lungsstand des Kindes entsprechen, nicht ausla- chen, sondern Kinder ernst nehmen, nicht ständig an ihnen herumnörgeln, ein offenes Ohr für Nöte der Kinder haben, sie beachten, ihnen Raum geben, ihnen vertrauen und etwas zutrauen, für sie da sein (Präsenz), zu den eigenen Fehlern stehen und sich entschuldigen können, gesprächsbereit und offen sein – dann kann respektvolle Beziehung gelingen. Kinder wünschen sich keine perfekten Eltern, aber sie wünschen sich Eltern, von denen sie gesehen werden und die sie annehmen, wie sie sind. Pubertierende brauchen viel Raum für Diskussi- onen. Wichtig ist es, offen für Gespräche zu sein. Zum Thema „Respekt“ können verschiedene Fragen disku- tiert werden, wie z. B. wer oder was besonderen Respekt ver- dient, oder wie ich Menschen zeige, dass ich sie respektiere, wie man sich verhalten kann, wenn einem jemand respektlos begegnet. Genauso wichtig wie das Gespräch ist es, dass Kinder und Jugendliche durch das konkrete Handeln der Eltern erfahren, dass diese andere Menschen und ihre Kinder mit Respekt behandeln. Durch die Eltern, die wich- tigsten Vorbilder, lernen die Kinder, sich in die Gefühle anderer Menschen hineinzuversetzen und so zu spüren, wann sich ein Mensch respektvoll oder abschätzig behandelt fühlt. Laut Rogge sollte eine Laissez-faire-Haltung in der Erziehung vermieden werden, es braucht klare Grenzen und das Achten auf deren Einhaltung. Es sollen emotionale Nähe und Schutz geboten wer- den. ○ Wissen ifs Kinder- und Jugendberatung umfasst psychologische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie begleitende Erziehungsberatung für deren Bezugspersonen. Es gilt, für Kinder und Jugendliche opti- male Wachstums- und Lebensbe- dingungen zu schaffen, damit sie sich gesund entwickeln könne. Telefon 05-1755-510 kinder.jugendberatung@ifs.at Mag. Maria Theresia Fink ifs Kinder- und Jugendberatung mariatheresia.fink@ifs.at „Kinder wünschen sich keine perfekten Eltern, aber sie wünschen sich Eltern von denen sie gese- hen werden und die sie annehmen, wie sie sind.“

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