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wie 16 men, das alleine zu schaffen. So machte ich mich in aller Früh daran, ein Frühstück zuzubereiten, und fing mit dem Tischdecken an. Das Klappern des Geschirrs musste meinen Opa wohl geweckt haben. Er kam ziemlich wütend in die Küche gerannt, um all das Geschirr wieder in den Kasten zu räumen. Währenddessen machte er mir klar, dass es so was wie Muttertag nicht gibt und dass man, wenn man eine Mutter ehrt, auch den Vater ehren sollte und überhaupt: Wenn es jemanden zu ehren gäbe, dann wohl gefälligst die Großeltern. Seine Erklärung war folgende: „Die, die am älte- sten sind, sollte man ehren und respektieren, denn ohne sie gäbe es dich nicht.“ Ich war verwirrt: Wer hat jetzt Recht und warum gibt es im Kindergar- ten Muttertag und bei uns zu Hause nicht? Ich war dementsprechend frustriert und enttäuscht. Doch mit meinem Opa durfte, konnte und wollte ich auf keinen Fall streiten. Als Kind merkt man nicht, wie sehr sich Eltern darum bemühen, ihren Kindern das Beste zu ermöglichen. Genau das macht eine meiner schönsten Kindheitserinnerungen deutlich und zwar jene, als mein Vater es geschafft hat, meinem Bruder und mir Konzertkarten für ein David- Hasselhoff-Konzert in Lustenau zu ergattern. Als mein Vater uns die Karten zeigte, konnten wir es kaum glauben. Die ganze Fahrt dorthin dachten wir, er würde sich einen Scherz erlauben. Doch schließlich saßen wir Kinder auf Knien in der ersten Reihe und konnten es nicht fassen, „Knight Rider“ und „K.I.T.T.“ wahrhaftig zu erleben. Mein Onkel war auch dabei. Er hatte sich mit seinem Lehrlingsgehalt gerade einen Fotoapparat gekauft und schoss jede Menge Bilder. Erst bei der Abho- lung der entwickelten Fotos stellten wir fest, dass er den Deckel der Kameralinse nicht abgelegt hatte. Alle Bilder waren schwarz. Wir Kinder – und ich glaube auch mein Onkel selbst – waren mehr als nur enttäuscht. Doch dieses Erlebnis hat sich in meine größte Festplatte gespeichert – meinem Gedächtnis – und ich erinnere mich wahnsinnig gerne daran. Auch schon damals, als kleines Mädchen, wusste ich, dass alle ummich herum immer versucht haben, mir das Beste zu ermöglichen. ○ Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Vorarlberger Kinderdorfs. In diesem 2017 vom Vorarlberg Kinderdorf herausgegebenen und im BUCHER Verlag erschienenen Buch ist der Artikel über Julia Ha zu finden. Ehrlich-nüchtern und gerade des- halb emotional berührend erzäh- len 38 Frauen und Männer, quer durch alle sozialen Schichten, von ihrer Kindheit in Vorarlberg. Der älteste Autor ist 1932 geboren, die jüngste Autorin 1996. Aufgewachsen sind sie in Unternehmerfami- lien, auf dem Bauernhof oder im Kinderdorf, als Kind von Migranten, „Hippies“ oder im kleinbür- gerlichen Milieu. Wir lesen von einem hungernden Kind im reichen Vorarlberg der 1990er Jahre, von Kindern, die glücklich und wild durch die Felder streifen, vom Grauen eines Erziehungsheims – um nur einige Inhalte ins Rampenlicht zu stellen. Unabhängig davon, ob jemand heute als promi- nent gilt oder nicht, gehen die Geschichten zu Her- zen, weil sie nicht erfunden, sondern wahr sind. Die Erzählungen sind eingebettet in Aufsätze, die den gesellschaftlichen Rahmen für diese Kindheiten abstecken: Die Veränderungen in der rechtlichen Stellung von Kindern, die Positionie- rung der Schule im Spannungsfeld von Kirche und Staat, die Geschichte des Vorarlberger Kinderdorfs und der sozialpolitische Kontext werden aus ver- schiedenen Perspektiven beleuchtet. Sie sind Ver- tiefungen und Horizonterweiterungen dafür, was Kinderrechte bedeuten. Das Buch präsentiert ein spannendes Stück Vorarlberger Landesgeschichte und ist auch eine psychologische Fundgrube für den Rucksack oder eben die Schatzkiste, die in der Kindheit mit Erfahrungen gefüllt wird. ○v Vorarlberger Kinderdorf (Hrsg.) Kindheit(en) in Vorarlberg BUCHER Verlag Vorarlberger Kinderdorf (Hrsg.) Kindheit(en) in Vorarlberg

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