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5 Sommer 2018 Rande der Gesellschaft sehen, Unterstützung. Es gilt, Hilfe bei der Abklärung der finanziellen Situa- tion sowie bei der Frage, wie Teilhabe erneut gelin- gen kann, anzubieten. Unterstützung benötigen auch (werdende) Eltern von Kindern mit Beeinträchtigung. Es ist wichtig, diese dabei zu begleiten, eine Vorstellung von der Zukunft zu entwickeln, Ziele zu setzen und diese Schritt für Schritt umzusetzen. Von Anfang an sollen Eltern und auch Kinder erfahren, dass sie nicht alleine gelassen werden und selbstverständ- lich dazugehören. Nicht in Watte gepackt Eigene Erfahrungen zu machen, eigenständig Entscheidungen zu fällen, raus aus der Fürsorge und nicht „in Watte gepackt“ zu werden. Gerade auch für Jugendliche mit Beeinträchtigungen ist es wichtig, selbstbestimmt leben zu können. Bei- spielsweise ist es von besonderer Bedeutung, sich mit anderen aus der Peer-Group zu messen. Denn im Vergleich zu Gleichaltrigen und im Kontrast zu den Eltern finden junge Menschen heraus, wer sie selbst eigentlich sind. Verbringt man seine Zeit jedoch immer nur in geschlossenen Gruppen, in Gruppen mit Gleichgesinnten, so kann dieser Vergleich nicht erfolgen. Deshalb ist es für junge Menschen, aber auch für alle anderen so wichtig, Teilhabe zu ermöglichen. Ein Teil des großen Ganzen Eine besondere Herausforderung ist es, Menschen, die in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden, Zwangsmaßnahmen unterliegen oder aufgrund einer kognitiven Beeinträchtigung oder psychischen Krankheit nicht mehr in der Lage sind, ihre Angelegenheiten ohne Gefahr auf Benachteiligung eigenständig zu erledigen, zu ihrem Recht auf Teilhabe und Wahrung der Men- schenwürde zu verhelfen. Oder auch Menschen mit schweren psychiatrischen Störungen darin zu unterstützen, ein Teil der Gesellschaft zu sein. Insgesamt ist es unser Ziel, Strukturen zu schaf- fen, in denen Teilhabe für alle ganz natürlich und ohne weiteres Zutun erfolgt. ○ Fragt man junge Menschen mit Beeinträchtigung nach ihren Träumen, so sind die Träume unter- schiedlich – wie bei allen Menschen. Sie unter- scheiden sich aber nicht auf Grund von Beein- trächtigung, sondern einfach deshalb, weil Träume ganz persönliche, kaummanipulierbare Vorgänge sind! Natürlich gibt es Eltern und Pädagogen, die sich eine berufliche Perspektive, eine Art das Leben zu gestalten vorstellen – aber eben nur vor- stellen und nicht davon träumen. Im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit habe ich oft an der Frage nach den Lebensträumen ange- knüpft, um herauszufinden, womit sich jemand gerne beschäftigt, wo Energie und Lust stecken, wie jemand leben möchte. Im Rahmen dieser Spu- rensuche kam immer das Bild einer inklusiven Welt zur Sprache – niemals war dies anders, denn die Welt der Sondersysteme kann nur eine Durch- gangswelt sein, niemandem kommt sie „im Traum in den Sinn“. Wie aber, wenn wir „inklusive Lebensträume“ als Auftrag sehen, eine Gesellschaft zu gestalten, die keine Ausgrenzung kennt, die Vielfalt und Hetero- genität als Basis für ein gelingendes Zusammenle- ben definiert? Dann sind wir gefordert, unser Han- deln radikal danach auszurichten, dass die Teilhabe an allen Lebensbereichen möglich wird. Vorarlberg versucht mit dem Chancengesetz als Bekenntnis, der Ausrichtung der Programme und dem Einsatz der Finanzmittel Teilhabe an allen Lebensbereichen zu ermöglichen. Doch so wenig, wie die Würde der Menschen teilbar ist, so wenig ist die Verantwor- tung für die Entwicklung der Gesellschaft delegier- bar. Sie muss in allen Bereichen gelebt werden. Es braucht die Entscheidung der Politik, das Commit- ment und die aktive Mitarbeit aller – damit Vorarl- berg zur inklusiven Region wird. ○ Inklusives Vorarlberg? Wir sind auf dem Weg dahin. Elisabeth Kern Leiterin ifs Inklusion und Selbstbestimmung elisabeth.kern@ifs.at Mag. Elisabeth Tschann Leiterin Fachbereich Integrationshilfe des Landes Vorarlberg

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